
Zukunftsmodell für die Baunataler Nachrichten vorgestellt
BAUNATAL. Die Stadtverordnetenversammlung befasste sich in ihrer jüngsten Sitzung mit der Zukunft der „Baunataler Nachrichten“. Seit Juni dieses Jahres sind diese nicht mehr Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt. Amtliche Bekanntmachungen werden seither ausschließlich auf der städtischen Internetseite veröffentlicht.
Auf der Tagesordnung stand nun der Bericht des Bürgermeisters zum „Zukunftsmodell eines Baunataler Mitteilungsorgans“. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung wurde der Punkt im nicht-öffentlichen Teil behandelt. Eine Beschlussfassung erfolgte noch nicht, sie soll im September folgen.

Bausteine des neuen Konzepts
Bürgermeister Henry Richter (parteilos) skizzierte die Grundlinien. Vorgesehen ist ein hybrides Modell, das Print, digitale Kanäle und mobile Anwendungen miteinander verbindet:
- Gedrucktes Gemeindeblatt: Es soll weiterhin regelmäßig erscheinen, ergänzt durch eine zeitgemäße digitale Ausgabe, die über einen einfachen PDF-Reader hinausgeht und multimediale Elemente erlaubt.
- Digitales Stadtarchiv: Alle Ausgaben sollen automatisch archiviert und über eine Volltextsuche durchsuchbar sein. Auch ältere Jahrgänge sollen integriert werden.
- Content-Management-System (CMS): Dieses soll es ermöglichen, Meldungen, Fotos und Videos jederzeit zu veröffentlichen oder zu korrigieren – und diese Inhalte gleichzeitig für Print, Website und App nutzbar zu machen.
- Bürger-App: Sie soll neben der Darstellung der Inhalte auch praktische Dienste enthalten – von Veranstaltungshinweisen über Abfallkalender und Notdienste bis hin zu möglichen Buchungs- oder Beteiligungsfunktionen. Technisch soll sie offen für künftige Erweiterungen sein, etwa die Integration von Chatbots oder Push-Nachrichten.
- Social Media: Bestehende Kanäle der Stadt sollen gezielt eingebunden werden, insbesondere zur Ansprache jüngerer Zielgruppen.
Finanzrahmen und Ausschreibung
Für eine Grundversion kalkuliert die Verwaltung mit rund 70.000 EUR über zwei Jahre. Je nach Umfang könnten die Kosten jedoch deutlich höher liegen. Da ab einem Auftragsvolumen von 260.000 EUR eine europaweite Ausschreibung notwendig wäre, prüft die Verwaltung derzeit, ob ein einfaches Vergabeverfahren (für das billigste) oder eine Konzeptausschreibung (für das inhaltlich beste Konzept) besser geeignet ist. Im Ergebnis wird es vermutlich eine breitere Informationsbasis geben als bisher.

Zeitplan und Diskussion am Rande
Nach aktuellem Stand soll die Stadtverordnetenversammlung am 8. September über das Konzept entscheiden. Direkt danach könnte die Ausschreibung starten, sodass im Oktober die Vergabe erfolgt und das neue Modell bereits zum 1. November an den Start gehen kann.
Eine Aussprache war offiziell nicht vorgesehen. Dennoch gab es Stimmen, die auf die Bedeutung klarer Redaktionsrichtlinien hinwiesen. So mahnte Stadtverordneter Andreas Mock (CDU) per Zwischenruf an, die Beiträge sollten frei von politischen Eingriffen bleiben.
Blick nach vorn
Eine Delegation aus Verwaltung, Stadtmarketing und Wirtschaft wird demnächst nach Ahaus reisen, um sich dort über die aktuell modernste Bürger-App im deutschsprachigen Raum zu informieren. Parallel wird sich die Frage stellen, wie sich neue Technologien wie Künstliche Intelligenz auf die künftige Arbeit auswirken. Systeme oder KI-Agenten, die Inhalte automatisch für verschiedene Plattformen aufbereiten, könnten in den nächsten Jahren klassische Redaktionsabläufe mit Redaktions-Inhaltsmanagement-Systemen grundlegend verändern. (rainer sander)
