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Weniger Stadtbus oder weniger Geld im Haushalt?
BAUNATAL. Der aktuelle Verkehrsvertrag für den Stadtbusverkehr in Baunatal läuft 2026 aus. Eine Verlängerung ist rechtlich nicht zulässig, die Neuausschreibung daher zwingend erforderlich. Obwohl das Vertragsende sicher im Vertrag auch nachzulesen wäre, traf ein Schreiben des Kreises Bürgermeister Henry Richter und den Baunataler Haushalt sehr unvorbereitet.
Der NVV drängt auf eine schnelle Entscheidung, weil die Ausschreibung bereits im September 2025 veröffentlicht werden muss. Begründung: die langen Lieferzeiten für neue Dieselbusse. Das Schreiben des Landkreises Kassel ging erst am 10. Juli bei der Stadt ein, sodass nur wenige Wochen bleiben. In den Ferien wäre das Thema nicht aufzuarbeiten gewesen. Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine hat sich daher für eine Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung am 1. Tag nach den Sommerferien, dem 18. August entschieden. Die enge Zeitvorgabe des NVV wurde von allen Seiten scharf kritisiert.

Weniger Leistung oder (deutlich) mehr Kohle …
- Für die lokalen Leistungen stehen aktuell rund 890.000 Euro pro Jahr zur Verfügung, davon 390.000 Euro von der Stadt Baunatal. Der Status quo würde jedoch rund 1,15 Millionen Euro erfordern – also 260.000 Euro mehr als im Haushalt vorgesehen.
- Variante 1 („reduziertes Angebot“) verursacht Kosten in Höhe von rund 950.000 Euro und enthält Vorteile wie die Anbindung des Leisefelds mit Kleinbus, bessere Kassel-Anbindung und einen Regionalbus bis in die Stadtmitte. Nachteil: Einschnitte beim Spätverkehr und Reduzierungen im Takt aus Kirchbauna und Baunsberg.
- Variante 2 („nahezu Status quo“) kostet circa 1,15 Millionen Euro, also gut 200.000 Euro mehr als Variante 1. Sie behält den Spätverkehr in allen Stadtteilen bei und kommt weitgehend ohne Einschnitte aus.
- Variante 3 („Ausbau mit mehr Halbstundentakten“) würde 600.000 Euro mehr kosten als Variante 1 und ist – wie Variante 2 im Haushalt nicht vorgesehen.
- Elektrobusse wurden geprüft, sind aber laut NVV wegen Infrastrukturkosten noch 50 % teurer als Dieselbusse und erst ab 2031 realistisch

Bürgermeister Richter sieht keine Finanzierung über Status quo hinaus
Bürgermeister Henry Richter fasste die Situation aus seiner Sicht zusammen. 200.000 Euro mehr müsste die Stadt Baunatal aufwenden, um den Status quo zu erhalten. Für den gleichen Preis wie bisher gibt es zwar eine Busanbindung für das Leiselfeld oder das Gertrudenstift, eine bessere Anbindung nach Kassel und einen Regionalbus bis zur Stadtmitte, aber Fahrzeiten von 5:30 bis 7;00 Uhr und nach 19 Uhr fallen dann weg. Zunächst hätte er versucht, den Vertrag zu verlängern, aber die Konzessionszeit sei maximal ausgeschöpft. Vom Anruf-Sammel-Taxi rate der NVV wegen Mehrkosten ab. Für Variante 2 stünden keine Haushaltsmittel zur Verfügung. Ein Nachtrag oder überplanmäßige Auszahlung wäre dann notwendig, aber wegen der vorläufigen Haushaltsführung nicht einplanbar.
Einhellige Kritik quer durch alle Fraktionen
- Udo Rodenberg (SPD) sieht schon ein wirklich starkes Stück. So gravierend, dass Gespräche nötig wären. Eingang und Frist mitten in den Ferien sind eine Frechheit. Keine Fahrplanzeiten nach 19 Uhr gehe gar nicht. Bisher gäbe es nur Abschätzung. Er beantragt beide Varianten auszuschreiben: „Dann schauen wir, was machbar ist.“
- Frank Böttcher (SPD) findet drastischere Worte und spricht von einem Schlag ins Gesicht der Außenstadtteile. Menschen dort kämen nach 20 Uhr nicht mehr nach Hause: „Ich vermisse ein Modell, die Straßenbahn abends etwas ausdünnen und Mittel für den Status Quo einsetzen. Insbesondere fehlen Hinweise von Nutzern der Stadtbusse.
- Dr, Rainer Oswald (FDP) ist der Termin egal. Die Zeit für eine Analyse fehle aber genauso wie die Chance Gestaltungsmöglichkeiten einzubringen. Vollendete Tatsache wurden geschaffen.
- Udo Laudenbach (SPD) sieht den Stadtteil Guntershausen abgekapselt und ist geschockt. Im Stadtteil sei Nahverkehr wichtig, weil der nächste Nahversorger das Ratio ist und es keine Banken gibt, aber viele alte Menschen und Kinder. Der Bürgermeister habe im Wahlkampf für gute Anbindung aller Stadtteile geworben.
- Andreas Mock (CDU) erkennt das klassische Dilemma mit solchen Vorlagen. Es gehe um Stadtteile und Bürger. Der Bürgermeister mache oft Bürgerversammlungen. Warum findet bei solch einem Thema keine Bürgerbefragung statt? Der Bauna-Sprinter wurde wegen Geld nicht weiterverfolgt. Er ist verwundert, dass die Straßenbahn nicht öfter fährt. Sie sei ausgelastet. Schade, dass BI Schienenlärm diesmal nicht da ist. Neulich in der BN habe man die Linie 2, 3 ausbauen wollen. Die CDU sei nur für den Bauna-Sprinter. Der würde auch NVV-Nutzer anlocken. Er schlägt vor, Werbung auf den Bussen zu platzieren.
- Tamaris Müller (B90/GRÜNE) empfindet den Stadtbus als wichtig für den Lebensalltag und die Verkehrswende. Trotz höherer Kosten weniger Fahrten. An Innovationen wie On demand Busse fehlen. Der NVV verwehrt die Diskussion mit den Stadtverordneten und lässt Dialog mit den Bürgern nicht zu. Das ist nicht akzeptabel. Sie ist damit einverstanden, alle Varianten auszuschreiben.
- Christian Strube (SPD) stellt fest, dass der gesamte ÖPNV in Baunatal 1,75 Millionen koste. Das sei gut angelegtes Geld.
- Thomas Gehrke (CDU) vermutet, der NVV habe sicher Dankespost von der Automobilindustrie bekommen. Bedenklich sei das, weil der NVV kein privatwirtschaftliches Unternehmen sei, sondern Teil der Öffentlichen Daseinsfürsorge. Alle Gremien sind besetzt mit öffentlichen Personen. Aber die Bevölkerung werde bewusst ausgeschlossen. Bei allen ökonomischen Belastungen, es müsse eine ehrliche Debatte geben. Auch er möchte gerne Variante 1 und 2 sehen.
- Frank Böttcher (SPD) erkennt keine Kreativität des Verbandes, den die Gemeinden finanzieren.
- Henry Richter warnt heute vor einer verbindlichen Finanzierungszusage. Das stehe nicht im Haushalt … und ist nicht gedeckt.
Gemeinsamer Antrag soll alle Varianten zur Ausschreibung bringen
Nach einer Unterbrechung gibt es einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, der einstimmig verabschiedet wird. Danach beschließt die Stadtverordnetenversammlung, dass die Varianten 1 + 2 ausgeschrieben werden sollen. Sollten die im Haushalt zur Verfügung gestellten Mittel für die dann ausgewählte Vorzugsvariante nicht ausreichen, werden die Mittel überplanmäßig zur Verfügung gestellt. Einsparpotenziale durch Werbung an den Bussen etc. sollen erschlossen werden. Zwischen den Varianten 1 + 2 soll darüber hinaus nach Möglichkeiten gesucht werden, die die Stadtteile Guntershausen, Hertingshausen, Kirchbauna und Rengershausen weiterhin vor 07.00 Uhr und nach 19.00 Uhr mit einer angemessenen Frequenz bedienen. (rainer sander)


1 Kommentar
… anscheinend wollen es einige Menschen hier in diesem Land , allen voran natürlich die Roten und Grünen , nicht kapieren dass der Steuersäckel leer ist. Seit Jahrzehnten wurden unsere hart erarbeiteten Steuergelder vom “ Deutschen Sozialamt “ , vor allem unter der Leitung der CDU , mit Spendierhosen in aller Herren Länder dieser Welt verteilt ( Hartz 4 / Bürgergeld für Sozialschmarotzer , Asylgeld für Einwanderung in unsere Sozialsysteme mit allem was dazugehört , unterstützung der koruppten Ukraine , fehlende Besteuerung ausländischer Großkonzerne und auch eine höhere Besteuerung von Millionären und Milliardären , … sind weitere Gründe ) , anstatt sie im eigenen Land zu investieren. Diese unsägliche , dilettante Politik hat das Leben in Deutschland nun einmal teurer gemacht und sämtliche Preise nach oben schießen lassen. Da helfen auch keine “ Sondervermögen „. Der kleine Bürger kann auch nicht auf die Bank gehen und sich ein “ Sondervermögen “ abholen , oder hat eine Gelddruckmaschine im Keller. Folglich , hat er kein Geld auf dem Sparbuch kann er auch keine Anschaffung tätigen. Ansonsten ist dies hier mal wieder nur städtisches Jammern auf hohem Niveau. Auf dem Lande fahren keine S-Bahnen , Busse , früh Morgens bis in die Nacht hinein , im 15 Minuten Takt. Aber diese Bürger finanzieren diesen alimentierten städtischen ÖPNV mit , Müssen aber selber z.B. ein Auto kaufen , die hohen Spritpreise bezahlen um an die Arbeit zu kommen. “ Wir schaffen das “ , den “ menschengemachten “ Klimawandel abzuwenden , die Welt zu retten , uns zu deindustrialisieren , ins Mittelalter zurückzuschießen , zu islamisieren , … .