
Mit seinem markanten Schopf ist der selten gewordene Kiebitz leicht wiederzuerkennen, ©Foto: Christian Gelpke | nh
WABERN-ZENNERN. Der Kiebitz gehört zu den am stärksten gefährdeten Wiesenvögeln in Hessen. In Nordhessen brüten nur noch etwa 20 Paare – ein Großteil davon im Schwalm-Eder-Kreis. Damit ist jede Brut von Bedeutung. „Kiebitze können bis zu 25 Jahre alt werden und kehren jedes Jahr in ihr angestammtes Brutrevier zurück“, erklärt Christian Gelpke von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON).
Ursprünglich brütet der Kiebitz auf Feuchtwiesen. Mangels geeigneter Flächen weicht er inzwischen häufig auf Ackerland aus – insbesondere auf im Frühjahr offen gehaltene Böden wie beim Mais- oder Zuckerrübenanbau. Dort ist der Schutz der Gelege besonders herausfordernd, aber auch erfolgversprechend, wenn Landwirte, Behörden und Naturschützer eng zusammenarbeiten.
Franziska Mehlhorn und Isabel Schmidt vom Landschaftspflegeverband Schwalm-Eder e. V. betonen: „Ein effektiver Kiebitzschutz gelingt nur gemeinsam mit den Landwirten.“ Unterstützung erhalten diese durch das Regierungspräsidium Kassel, den Schwalm-Eder-Kreis sowie HGON und LPV – auch in Fragen der Förderung.
Ein Beispiel ist eine langjährig genutzte Ackerfläche im Kreisgebiet, die über das Hessische Agrarumweltprogramm (HALM) für fünf Jahre als Brut- und Lebensraum gesichert wurde. Die Flächenbearbeitung erfolgt dort gezielt im Februar, um rechtzeitig gute Brutbedingungen zu schaffen. Von März bis Juli schützt ein mobiler Elektrozaun die Gelege zusätzlich vor Raubtieren.
„Wenn eine Meldung mit dem Wort ‚Kiebitz‘ kommt, wissen wir: Jetzt ist schnelles Handeln gefragt“, sagt Regierungspräsident Mark Weinmeister bei einem Vor-Ort-Termin. Die Finanzierung des Zauns übernahm das Regierungspräsidium, Betreuung und Aufbau lagen bei HGON und LPV.

Damit die Flächen weiterhin landwirtschaftlich nutzbar bleiben, muss auch der Ackerstatus gewahrt werden, betonen Sigrun Keim (Untere Naturschutzbehörde) und Lydia Körber (HALM-Team).
Neben dem Kiebitz profitieren viele weitere Vogel- und Insektenarten von den strukturreichen Flächen. Das Beispiel zeigt: Artenschutz und Landwirtschaft können Hand in Hand gehen – wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. (wal)

Keim (Natura 2000 – Maßnahmenplanung im Schwalm-Eder-Kreis), Stephan Stübing (HGON), Christian Gelpke
(HGON), Dr. Martina Meeske (Obere Naturschutzbehörde), Lydia Körber (Agrarumweltmaßnahmen im Schwalm-
Eder-Kreis) und Regierungspräsident Mark Weinmeister ©Foto: LPV Schwalm-Eder e.V. | nh
