
©Foto: Philipp Weitzel | nh24
Reform der Leitstellenstruktur in Hessen
WIESBADEN. Die Diskussion über eine mögliche Neuordnung des Leitstellensystems in Hessen nimmt an Fahrt auf. Ein aktueller Prüfbericht der Krankenkassen- und Ersatzkassenverbände empfiehlt eine tiefgreifende Reform:
Die derzeit 25 Integrierten Leitstellen, die für die Koordination von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zuständig sind, sollen zusammengelegt werden. Ziel ist eine effizientere Organisation, etwa durch die Bildung größerer Leitstellenbereiche oder eine virtuelle Landesleitstelle mit mehreren Standorten.
Der Bericht verweist auf internationale Beispiele, die zeigen, dass größere Leitstellenstrukturen technisch und logistisch umsetzbar sind. Eine Standardisierung von Abläufen, insbesondere bei der Notrufabfrage, sowie ein transparentes Qualitätsmanagement könnten demnach die Versorgungsqualität erhöhen. Zudem wird eine bessere Logistik bei der Disposition von Einsatzfahrzeugen angestrebt.
Ein weiterer Aspekt der vorgeschlagenen Reform sind mögliche finanzielle Einsparungen. Eine Modellrechnung geht davon aus, dass bei einer Reduktion auf sechs regionale Leitstellen jährlich rund 42 Millionen Euro eingespart werden könnten. Die Mittel könnten für die Modernisierung der Technik, den Aufbau landesweiter Hintergrunddienste und die Vernetzung der Notrufnummern 112 und 116117 verwendet werden.
Kritik an den Vorschlägen kommt vom Landesfeuerwehrverband Hessen. Präsident Norbert Fischer betont, dass die bestehenden Leitstellen technisch gut ausgestattet, personell qualifiziert besetzt und bereits heute eng vernetzt seien. Die vorhandenen Strukturen hätten sich im Alltag wie auch in Krisen – etwa während der Corona-Pandemie – bewährt.
Besonderes Augenmerk legt der Verband auf die Ortskenntnis der Leitstellenmitarbeitenden. Diese sei ein wesentlicher Faktor für schnelle Hilfe, insbesondere wenn Anrufende unter Stress ihren Standort nicht genau angeben können. Auch das bestehende Überlauf- und Vertretungskonzept zwischen benachbarten Leitstellen wird als Vorteil gesehen.
Zudem werde die Ausbildung aller Disponenten zentral an der Landesfeuerwehrschule in Kassel organisiert und sei auf eine enge Kooperation zwischen den Leitstellen ausgelegt. Neue technische Lösungen wie telemedizinische Dienste könnten die Notfallversorgung ergänzen, aber nicht ersetzen.

Die Debatte über die künftige Struktur der Leitstellen in Hessen ist damit eröffnet. Während der Prüfbericht auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit fokussiert, heben Vertreter der Feuerwehren die Bedeutung regionaler Verankerung und bewährter Abläufe hervor. Eine Entscheidung über mögliche Veränderungen steht noch aus. (wal)
4 Kommentare
Es ist doch wie überall was das Thema Feuerwehr angeht: Sobald man vorsichtig bestehende Strukturen hinterfragt oder aufbrechen will um die Effizienz zu steigern und die wahnsinnig hohen Kosten zu reduzieren bricht doch sofort die Panik der alteingesessenen Feuerwehrmenschen aus. Als würde es in der heutigen Zeit und mit den heutigen technischen Mitteln einen Unterschied machen ob man etwas mehr zentralisiert da wo es nicht weh tut. Als ob die in der Leitstelle Homberg ins kleinste Detail jedes Kaff im Schwalm-Eder-Kreis auswendig kennen. Mit der heutigen Technik öffnet sich eben die Möglichkeit solche Sachen zu zentralisieren ohne Qualitätsverlust zu erleiden. Jeder etwas anderes meint hat offensichtlich keine Ahnung von den technischen Möglichkeiten. Fakt ist doch nunmal der Brandschutz kostet (natürlich auch zurecht!) ein Haufen Geld. Fakt ist auch den Kommunen und dem Kreis steht das Wasser bis zum Hals. Fakt ist ebenfalls in Sachen sinnvolle Kostenersparnis halten sich Feuerwehren vornehmlich zurück, aber sobald man eine Idee hat wie man Kosten ohne große Auswirkungen reduzieren kann drehen sie am Rad. Allein beim gefühlten Bürgerkrieg sobald man nur darüber nachdenkt Wehren zusammen zu legen, ganz egal wie nah die Ortschaften beisammen liegen und wie absolut sinnvoll es wäre. Oft steht das Ego der Wehrführung gegen jegliche Neuerung und die jungen haben solang nichts zu melden bis sie aufgeben und genauso engstirnig werden. Hauptsache man kann sich zur jedem Anlass gegenseitig neue lustige Bezeichnungen und Abzeichen verleihen. Da werden die Augen vor der Realität verschlossen, dass tendenziell immer weniger in den Einsatzabteilungen ihren Dienst machen (wollen). Feuerwehrleute sollen und müssen eine gesellschaftliche Anerkennung erfahren, sie opfern ihre Freizeit zum Schutz der Allgemeinheit. Allerdings ich als jahrelanger Feuerwehrmann habe mit den unterschiedlichsten Kameraden gesprochen, überall zieht es sich wie ein roter Faden, dass oft und gern in der Führung eine Sturheit und Postengeilheit eintritt als würde es denen nur noch darum gehen. Mein Posten, meine Abzeichen, mein Feuerwehrauto, mein Gerätehaus, mein Reich. Innerlich habe ich deswegen schon länger mit abgeschlossen und werde Ende diesen Jahres deswegen auch aufhören, bevor ich noch selber so einer werde.
Man sollte in diesem Fall mal auf die Menschen hören von Feuerwehr Leitstellen und Rettungsdiensten die wissen was und wie es läuft, und die Ahnung von Ihrer Arbeit haben, die sie seit Jahren sehr gut machen.
Die Politik sollte sich nicht überall reinhängen… man sieht es in allen Bereichen bei rauskommt, und was sich negativ verändert ,wenn der Amtsschimmel wieder mal zu laut wiehert.
Hessen besteht aus völlig unterschiedlichen Regionen: tiefster Wald und modernste Städte. Ortskenntnis ist da total wichtig.
Da kommt man mit Mister Google und Madame KI nicht sehr weit.
Die Hilfsdienste müssen reale Kenntnisse haben, zB. wie ein Waldweg im Winter befahrbar ist oder ob dort oft Bäume brechen.
Und was ist, wenn kein Internet da ist oder das Stromnetz zusammen bricht?
Unsere lokalen Feuerwehren sind so wertvoll – allein mit den Kenntnissen, die sie von Land und Leuten haben. Hinzu kommen ihre persönliche Vernetzungen und das Vertrauen zu ihnen.
Diese bewährten Strukturen sollten wirklich nicht von Bürohengsten (und Bürostuten) kaputt gespart werden.
„Ein weiterer Aspekt der vorgeschlagenen Reform sind mögliche finanzielle Einsparungen“. Wenn sich die Kassenverbände ehrlich machen würden, würden sie zugeben, dass dies der Hauptaspekt dieses unlauteren Vorschlags ist! Hoffentlich fällt die Politik auf diesen Schwachsinn nicht herein und folgt besser den Argumenten des Landesfeuerwehrverbandes und seines Vorsitzenden.