
Shiregreen begeistern im Biohof Ruhlengut
MORSCHEN. Eigentlich war es ein Privatkonzert, das eine Rotenburger Band am Samstagabend – zusammen mit 130 Besuchern – in die Scheune des Ruhlengutes nach Altmorschen gelockt hat. Ottfried Tampl hatte Geburtstag und besseres im Sinn, als diesen allein zu feiern. In einer wunderbaren Atmosphäre zwischen Strohballen spielte Klaus Adamaschek.
Aber nicht allein, zusammen mit Marisa Linß, Paul Adamaschek, Johannes Gunkel und Sascha Schmidt sind sie Shiregreen. Die Betreiber des Biohofes, Judith und Tim Treis haben ihre Scheune erst kürzlich anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter als Festlocation entdeckt. Jetzt finden hier regelmäßig Konzertveranstaltungen statt. Der Gastgeber hatte die Gäste mit dem Thema des Abends begrüßt: „Es ist Liederzeit“ Unter der Regie von Judith Treis durfte das Publikum zunächst selbst aktiv werden mit einem Kanon: Viel Glück und viel Segen auf all Deinen Wegen!
From Home To Homes Flirt mit Essen und einem Rotkehlen
Mit dem Titel Liederzeit startete Klaus Adamaschek dann auch ins Konzert. Die Band kam hinzu. Nach dem gefühlvollen und doch mitreißenden Auftakt war zunächst die jüngere Generation an der Reihe. Paul Adamaschek und Marisa Linß, die inzwischen tief im Ruhrgebiet, in Essen zu Hause sind, spielten als „From Home To Home“ ihre Lieder beginnend mit ein wenig Rock ’n‘ Roll (Johnny B. Good) und erklärten in einem Liebeslied an die neue Heimat, „Wer hier lebt“, wie es sich im Westen so lebt und wie man sich musikalisch gegen Größen wie Herbert Grönemeyer „durchsetzt“. Besonders gefühlvoll erzählte Marisa Linß die Geschichte von Robin, einem Rotkehlchen, das sie auch als Tattoo bei sich trägt. Rotkehlchen sind selbstbewusste Einzelgänger. Aber sie singen den ganzen Tag …
Texas im Fuldatal und Sandburgen in Holland
Wieder vereint ging es zusammen mit Klaus ins Fuldatal „Dry, dry, dry“ erzählt von der Trockenheit im Fuldatal. Johannes Gunkel fand die richtigen Töne im Ry Cooder-Stil – wie in Paris Texas – mit dem Bottleneck. Weiter führte die musikalische Reise an den holländischen Strand. Dort Burgen nur für sich zu bauen, einfach so, ohne Enkel, davon erzählte das Lied „Sandburgen“. Nichts ist so vergänglich, wie eine Sandburg. Die Freude am Bauen liegt immer nur beim Tun. Man kann sie nicht verwalten und muss niemandem etwas beweisen, außer sich selbst.
Das Lied „Borders“ erzählte von den Grenzen, die wir meist nur im Kopf haben aber artig beachten. Vor allem in der zweiten Hälfte des Konzertes entwickelte sich, unterstützt durch die innige und warme Atmosphäre der Kulturscheune, ein sehr intensives Konzert mit ganz enger Publikumsbindung. Die Besucher waren – wie bei Shiregreen-Konzerten stets üblich – gefesselt von der Musik und ihren Botschaften. Gerade auch von den nachdenklichen und kritischen Songs.
Rockiges Finale mit Lob vom Bürgermeister
Gegen Ende des Konzertes hat die Band dann ziemlich Gas gegeben und rockige Momente einfließen lassen, die das Publikum buchstäblich von den Sitzen gerissen hat. So gab es zu fortgeschrittener Stunde stehende Ovationen. Schließlich erklatschte das Publikum vier Zugaben. Zwischendurch erzählte Klaus immer wieder Geschichten zu den Liedern. Aber auch, dass er sich auf eine musikalische Reise nach Schottland freut. Höhepunkte im zweiten Set waren die aktuelle Single „Time Is Running Out“, ein intensiver Aufschrei gegen die Gleichgültigkeit gegenüber Krieg und rechter Hetze sowie die ganz eigene Interpretation des Cohen-Klassikers „Hallelujah“ mit einer gesanglich herausragenden Marisa Linß.
Das letzte Wort hatte am Ende Morschens Bürgermeister Roland Zobel, der seine Begeisterung über die musikalischen Leistungen der Bands aber auch der kultigen Ausstrahlung der Kulturscheune zeigte. Erst kurz vor Mitternacht ging ein mitreißender Liederabend zu Ende und 130 Zuschauer gingen beseelt nach Hause. (rs)
