
Übergabe der Gondel © Foto: Rainer Sander
Hilfsgerät des Grubenunglücks in Deponie entdeckt
BORKEN. Es war der 1. Juni des Jahres 1988, von dem an in Borken nichts mehr war wie vorher und es war der 4. Juni, der ein wenig mit dem Schicksal versöhnte. 51 Kumpel ließen nach einer Kohlenstaubexplosion in der Grube Stolzenbach ihr Leben unter Tage, 6 konnten in einer Gondel 3 Tage nach dem Unglück wieder ans Tageslicht zurückgebracht werden.
Das geschah mit einem Fahrkorb, wie Bergleute ihn nennen, einer Krangondel oder in diesem Fall auch einer Rettungsgondel. Über 3 Jahrzehnte lang herrschte eine falsche Vorstellung darüber, woher sie kam. In Stolzenbach gab es einen solchen Korb nicht. Museumsleiter Ingo Sielaff ging – wie viele andere – davon aus, dass eine Grubenwehr aus dem Ruhrgebiet eine solche mitgebracht hatte.
Für Kontrollfahrten in der Mülldeponie genutzt
Ein Handwerker hat sie vor einiger Zeit in Wabern-Uttershausen, 35 Jahre nach dem Grubenunglück in der dortigen Mülldeponie entdeckt, mit Bildern verglichen, nur kleine Abweichungen entdeckt und mit Betriebsleiter Ulrich Jäger gesprochen. Dieser war damals der „kleine“ Angestellte, der den Korb verladen hat. Seit Jahrzehnten wurde das Gerät zu regelmäßigen Befahrungen der Abfalldeponie, insbesondere zu Kontrollfahrten der Entwässerungsschächte, benutzt. Ein einziges Mal verlieh der Verband die Krangondel – eben zu ihrem wichtigsten Einsatz im Juni 1988. Tatsächlich war sie in der Deponie gerade erst angeschafft und gummiert worden, um Funkenschlag zu vermeiden.
Im Mai 2024 hat der Hessische Rundfunk die Entdeckungsgeschichte dokumentiert. Das Museum hat sofort Interesse bekundet. Bürgermeister Marcèl Pritsch und Landrat Winfried Becker haben sich eingesetzt, dass der Fahrkorb als herausragendes Ausstellungsstück ins Museum kommt. Das sollte nur möglich sein, wenn der Abfallzweckverband ein anderes, adäquates Gerät bekommt, um weiter nach gefährlichen Stoffen suchen zu können.
Ersatzgerät mithilfe der Sparkassen angeschafft
Die Sparkasse Borken-Schwalmstadt und die Kreissparkasse Schwalm-Eder gaben zu diesem Zweck je 2.500 Euro als Spende an den Förderkreis des Museums. Michael von Bredow (Kreissparkasse) und Mario Jahn (Sparkasse Borken-Schwalmstadt) hatten sich heute gemeinsam mit Verwaltungsrat Tobias Kreuter auf den Weg zum Museum begeben.
Um 14 Uhr wurde dort die alte Rettungsgondel vom Zweckverband Abfallwirtschaft Lahn-Fulda an das Museum im Beisein der Sponsoren, Landrat und Bürgermeister übergeben. Marcel Pritsch erinnerte an den tragischen Tag in der Geschichte der Stadt. Museumsleiter Ingo Sielaff will den Rettungskorb in die Dauerausstellung integrieren und damit sichtbar machen. Er ergänzt die Original-Exponate aus Stolzenbach, wie das Vortriebsgerät und das Schachtgerüst.
Transportgerät in ein zweites neues Leben
„Damit“, so Sielaff, können wir die Rettung besser darsteFernstllen und verdeutlichen, dass dort 6 Männer tagelang in völliger Dunkelheit und Todesangst ohne jeden Kontakt gewartet haben. Mit dem Korb sind sie in ein zweites Leben zurückgekehrt.
Landrat Winfried Becker sprach von einem schönen Tag, trotz der damit dokumentierten Tragik. Mit dabei auch Ulrich Jäger vom Abfallverband. Er war damals schon dabei und konnte sich gut an den Tag erinnern. Er war es auch, der jetzt den Hinweis auf die Existenz der Gondel gab. (rs)
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Ingo Sielaff (Mitte) übernimmt die Rettungsgondel von Mario Jahn, Tobias Kreuter, Landrat Winfried Becker, Bürgermeister Marcèl Pritsch, Michael von Bredow und Ulrich Jäger (v.l.) © Foto: Rainer Sander
