BAUNATAL. Nach über 70 Stunden intensiver Verhandlungen haben IG Metall und Volkswagen am Freitag einen umfassenden Tarifabschluss erzielt. Dieser sichert die Beschäftigung bis Ende 2030 und verhindert Werksschließungen sowie betriebsbedingte Kündigungen.
Gleichzeitig ermöglicht die Einigung wichtige Investitionen in die Zukunft der Standorte, darunter Baunatal, und schafft Perspektiven für die Belegschaft.
Sicherung der Arbeitsplätze bis 2030
Der entscheidende Durchbruch gelang bei der Beschäftigungssicherung: Betriebsbedingte Kündigungen bleiben bis 2030 ausgeschlossen. Sollte es danach keine Anschlussregelung geben, verpflichtet sich Volkswagen zu einer Zahlung von einer Milliarde Euro an die Belegschaft. Dieses Ergebnis wurde möglich, nachdem die bisherigen Regelungen von VW im September gekündigt worden waren.
Solidarischer Beitrag der Belegschaft
Ein zentraler Bestandteil der Einigung ist ein vorübergehender Verzicht auf die Umsetzung einer bereits beschlossenen Entgelterhöhung von gut 5 Prozent, die nun erst ab 2031 wirksam wird. Diese Mittel werden genutzt, um Programme wie flexible Arbeitszeitmodelle mit teilweisem Entgeltausgleich oder erweiterte Angebote zur Altersteilzeit zu finanzieren. Ab 2027 sollen Tarifrunden wieder für neue Entgelterhöhungen genutzt werden können.
Auch das Entgeltsystem, das seit Jahrzehnten unverändert geblieben ist, soll überarbeitet werden. Die Umsetzung ist für 2027 geplant. Zusätzliche Beiträge der Beschäftigten betreffen unter anderem die Mai-Zahlung der Ergebnisbeteiligung, die in den Jahren 2026 und 2027 vollständig eingebracht wird. Ab 2028 erfolgt eine schrittweise Rückkehr zur vollen Auszahlung, die bis 2030 abgeschlossen sein soll.
Zukunft für die Standorte
Ein zentraler Fokus der Einigung lag auf der Zukunftssicherung der VW-Standorte. So erhielt das Werk Baunatal Zusagen für weitere Investitionen, darunter in E-Antriebe und den Pulswechselrichter der SSP-Plattform. Auch die Gießerei und die Warmumformung werden weiterhin ausgelastet.
Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Plans zur Sicherung der Produktion und Wertschöpfung in Deutschland. IG Metall und Gesamtbetriebsrat setzten sich frühzeitig dafür ein, dass Zukunftsinvestitionen nicht auf Kosten der Beschäftigten erfolgen.
Ausbildungsplätze und Jubiläumsregelungen
Volkswagen verpflichtet sich, weiterhin 600 Ausbildungsplätze sowie Stellen für dual Studierende an den Haustarif-Standorten anzubieten. Eine angekündigte Kürzung konnte abgewendet werden. Auch die Übernahmeverpflichtung für Auszubildende wurde wieder in Kraft gesetzt.
Für Jubiläen gibt es künftig angepasste Regelungen: Mitarbeitende erhalten nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit eine pauschale Zahlung von 6.000 Euro, nach 35 Jahren 12.000 Euro – beide Beträge sind tarifdynamisch.
Fazit: Einigung als Signal der Stabilität
Die Einigung zeigt, dass Zukunftslösungen ohne Massenentlassungen möglich sind. Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, betont: „Wir haben ein Paket geschnürt, das schmerzliche, aber solidarische Beiträge der Beschäftigten beinhaltet und zugleich Perspektiven für Tausende Familien schafft.“ Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende, ergänzt: „Kein Standort wird geschlossen, und unsere Tarifverträge bleiben langfristig abgesichert.“
Mit dem Tarifabschluss konnten Werksschließungen und ein Abbau von Arbeitsplätzen abgewendet werden. Nun liegt es am Volkswagen-Management, die zugesagten Investitionen umzusetzen. Auch die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für den Hochlauf der Elektromobilität zu verbessern, um langfristige Perspektiven für den Industriestandort Deutschland zu sichern. (wal)