Marktflecken Frielendorf ist vierte KOMPASS-Kommune im Kreis

Sicherheitssiegel vor 50. Geburtstagsfeier ausgehändigt
FRIELENDORF. Die „Feiertage“ in Frielendorf haben begonnen. Noch vor dem Festakt am Abend gab es eine Auszeichnung. Dafür war Nordhessens Polizeivizepräsident Klaus Wittich in den Marktflecken gereist. Seit Dienstag ist die Silberseegemeinde vierte KOMPASS-Kommune im Schwalm-Eder-Kreis und die 36. in Hessen, wie Nordhessens zweit-ranghöchste Polizeibeamte verkündete.

Frielendorf sei – dank des unablässigen Einsatzes insbesondere der Polizistinnen und Polizisten der Polizeidirektion Schwalm-Eder – bereits eine sichere Gemeinde, erklärt die Presseinformation zum gestrigen Termin. Es gäbe allerdings Faktoren wie die Sauberkeit oder Beleuchtung öffentlicher Plätze, die maßgeblich Einfluss darauf haben, wie sicher sich Menschen an diesen Örtlichkeiten fühlen. Polizeivizepräsident Klaus Wittich betonte in seiner Rede: „Alle am KOMPASS-Prozess beteiligten Akteure haben hier mit viel Kreativität und Engagement Konzepte entwickelt, um die Lebensqualität und die Sicherheit in Frielendorf nochmals zu erhöhen.“

Fragebögen und Sicherheitskonferenz mitten in Corona

Bürgermeister Jens Nöll blickte zurück auf den 8. April 2019, als die Gemeinde Frielendorf die Entscheidung traf. Im August fanden die ersten Termine statt und 2020, mitten im Corona-Jahr wurde die Bevölkerungsbefragung durchgeführt. 321 von über 7000 Fragebogen kamen zurück, davon waren etwa drei Viertel den älteren Generationen der Großgemeinde zuzurechnen. Auffällig war: Sie alle nutzen keine öffentlichen Verkehrsmittel.

Die Sicherheitsbedarfe der Bürgerinnen und Bürger und die sogenannte „Angstorte“, an denen Menschen sich in Frielendorf weniger sicher fühlen, wurden im Rahmen einer Sicherheitskonferenz mit allen relevanten Akteuren und Bürgerbefragungen im Juli 2019 sowie Oktober/November 2020 erhoben. Insgesamt gaben 30 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass sie sich nachts auf den Straßen weniger sicher fühlen. In Bezug auf die dringlichsten Probleme der Kommune gaben 90 Personen mangelhafte Beleuchtung an. 20 Personen bemängelten ein fehlendes Angebot für Jugendliche. Als Angstorte wurden die Bahnunterführung Silbersee, das Gelände rund um den Silbersee, das Gelände der Palmbergschule in Frielendorf, der Marktplatz mit der angrenzenden Bushaltestelle im Kernort Frielendorf sowie das ehemalige Zechengelände genannt. Jugendgruppen auf dem Marktplatz und einem Supermarktparkplatz wurden als Quelle eines Unsicherheitsgefühls benannt.

Weder heile Welt noch Sündenpfuhl

Insgesamt sei das Sicherheitsgefühl der Frielendorferinnen und Frielendorfer allerdings nicht schlecht gewesen, erklärte Jens Nöll. Es gab im Vergleich zu anderen Kommunen weniger Straftaten, aber auch keine heile Welt. Von Anfang an habe man die Nöte und Ängste ernst genommen. Ein schnelles Ergebnis war die Notrufsäule am Silbersee. Sie, so der Bürgermeister, gibt den Menschen Sicherheit.

Die Jugendarbeit ist inzwischen interkommunal organisiert. Über ihre Sinnhaftigkeit gibt es jedenfalls weniger Diskussionen. Die Seniorenbeauftragte Simona Paul hat inzwischen vier Sicherheitsberater und Sicherheitsberaterinnen initiiert. Sie sind mit einem Stand auf dem heute beginnenden Himmelfahrtsmarkt präsent. Auch der erste Aufschlag des Smart-Cafés war erfolgreich. Der sichere Umgang mit dem Smartphone ist vor allem für Senioren wichtig. Zahlreiche Vorträge, beispielsweise über Einbruch-Sicherheit, haben die Bürgerinnen und Bürger informiert.

Die Schutzfrau vor Ort, Katrin Pretsch, ist ansprechbar und präsent. Tatsächlich ist die Zahl der Anfragen geschrumpft, was auch für ein gestiegenes Sicherheitsgefühl in Frielendorf spricht. Die Gemeinde selbst ist inzwischen dem Ordnungsbehördenbezirk Schwalm-Eder-Knüll beigetreten.

Zur Freiheit gehört auch Abwesenheit von Gefahr und Risiko

Polizeivizepräsident Klaus Wittich nannte wesentliche Faktoren einer Gesellschaft, die miteinander verknüpft sind, wie Gleichheit, Gerechtigkeit, Wohlstand, Sicherheit und Freiheit. Sie würden auch Ausdruck finden durch die Abwesenheit von Gefahr und Risiko.

Zur Urkunde gab es auch ein Schild zum Anbringen neben der Rathaustür. Wittich betonte, dass Dübel und Schrauben mitgeliefert werden. So wird das Symbol für die sichere Gemeinde auch sicher montiert. (rs)