Schnupperfahrt von Baunatal nach Wilhelmshöhe
BAUNATAL | KASSEL. Auf alter Strecke unterwegs waren gestern viele Menschen aus Baunatal und Kassel. Mit der AG ÖPNV und der IG „Mit der Bahn ins Baunatal“ hatten zwei Initiativen gemeinsam zu einer Schnupperfahrt mit dem „Bauna-Sprinter“ eingeladen. Mit ihnen im Zug saßen Mitarbeiter der Baunataler und Kasseler Verwaltung sowie drei Bürgermeisterkandidaten.
Ein alter Mensch ist kein D-Zug, aber man kann auf einen fahrenden Zug aufspringen, Gläser in einem Zug leeren, das Leben in vollen Zügen genießen, muss aufpassen, den Zug nicht zu verpassen, um Zug für Zug etwas zu erreichen oder einen Zug ins Rollen bringen. Und wenn er einmal mal rollt, bekommt man den Zug so schnell nicht zum Stehen …
ANZEIGE
Alte Erinnerungen und neue Perspektiven
Sprüche rund um das Thema Zug gibt es also reichlich und immerhin wurde der Zug gestern tatsächlich angeschoben. So hatte es Dr. Klaus-Peter Lorenz (IG „Mit der Bahn ins Baunatal“) den Fahrgästen über das Bordmikrofon verkündet. In dem modernen Triebwagen, der weder optisch noch technisch etwas mit den alten Fahrzeugen der Kleinbahn Kassel-Naumburg gemeinsam hat, war die Meinung einhellig: Baunatal und Kassel brauchen eine Direktverbindung von Großenritte bis Wilhelmshöhe. Und vielleicht auch schon ab Schauenburg-Elgershausen.
Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke? Jede Menge: der alte Bahnhof in Großenritte, der Busbahnhof in Altenbauna, die Kleingartensiedlung, das Volkswagenwerk, die Georg-Lichtenberg-Schule, die Willy-Brandt-Schule, die Dönche, der Magazinhof und der ICE-Bahnhof. Und schon ist man treu der Welt oder mitten Kulturlandschaft der Nordhessen-Metropole. Viele Menschen saßen im Zug, die vor Stilllegung der Strecke in den Siebzigerjahren regelmäßig hier gependelt sind. Vor allem die Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen und des Gymnasiums des Landkreises Kassel. Auch Gerhild Tuchan (AG ÖPNV) stellte fest, dass sich viele Menschen noch gut an die Strecke erinnern. Eine schöne Kombination aus alten Erinnerungen und neuen Perspektiven.
22.000 Pendler im Einzugsbereich von 40.000 Menschen
Aktuell pendeln 22.000 Menschen, Arbeitnehmer, Studierende und Schüler zwischen Baunatal und Kassel in beiden Richtungen. 40.000 Menschen leben entlang der Strecke. Für sie, so die Initiatoren der gelungenen Aktion, wäre die Strecke ein Gewinn. Sie würde die im Berufsverkehr gelegentlich überlasteten Straßen ein wenig vom Verkehr befreien und Fahrzeiten verkürzen. Die Gelenkzüge neuester Generation sind umweltfreundlich und beeindruckend leise, auch wenn sie nicht mit Strom fahren.
Das hieße für Fernreisen keine Koffer mehr zur Straßenbahn und zum Bahnhof zu schleppen, in 15 Minuten, statt in 37 Minuten in Wilhelmshöhe zu sein und den Staus oder Behinderungen unterwegs ein Schnippchen zu schlagen. Um das auszuprobieren, hatte die Hessische Landesbahn (HLB) – in der die frühere Kleinbahn aufgegangen ist – den Zug und das Personal, um ihn zu steuern, zur Verfügung gestellt. Funktioniert hat auf zwei Schnupperfahrten um 10:00 Uhr und 11:55 Uhr alles. Davon konnten sich alle drei Baunataler Bürgermeisterkandidaten, voran die Mit-Organisatorin Gerhild Tuchan, Henry Richter und Erster Stadtrat Daniel Jung (mit Familie) live überzeugen. Außerdem konnten sie gleichzeitig die positive Stimmung der „Reisenden“ aufnehmen. Deren Laune war schließlich beeindruckend gut!
Machbarkeitsstudie sagt „ja“
Bereits seit 3 Jahren gibt es eine Machbarkeitsstudie, welche die technische Machbarkeit bestätigt und zu dem Ergebnis kommt, dass die Linie wirtschaftlich betrieben werden kann. Die Haltestellen müssten ertüchtigt und das Baunataler Stellwerk erneuert werden. Wolfgang Sprenger von der HLB erklärte dazu, dass dies ohnehin erneuert werden müsse, denn es entspricht nach etwa 29 Jahren nicht mehr dem technischen Standard. Zuschüsse gäbe es für die erneute Inbetriebnahme der Bahnlinie für den Personenverkehr sicherlich auch. Für den Güterverkehr und den betriebsinternen HLB-Verkehr zum Betriebshof Großenritte wurde sie ohnehin nie stillgelegt.
Jetzt liegt es am Zusammenwirken der Gebietskörperschaften und des NVV. Ganz sicher wird es auch eine Bürgerinitiative geben, die das nicht so gut findet und möglicherweise findet sich der eine oder andere Grund, es nicht übertrieben eilig mit der Verwirklichung zu haben. Aber auch ein Bummelzug kommt irgendwann ans Ziel … Immerhin rollt der Zug jetzt, wie Dr. Lorenz feststellte, passt perfekt in eine Zeit von Nachhaltigkeit und Klimakonzepten, macht vergleichsweise wenig Arbeit und dürfte ohne hohen finanziellen Aufwand umzusetzen sein.
Der Zug hat keine Bremse …
Und nicht vergessen, was eine moderne „Lebensweisheit“ der „Generation Malle“ verkündet: „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse … (rs)
ANZEIGE
1 Kommentar
„Bereits seit 3 Jahren gibt es eine Machbarkeitsstudie, welche die technische Machbarkeit bestätigt und zu dem Ergebnis kommt, dass die Linie wirtschaftlich betrieben werden kann. “
April 2024 Hessenschau
Der Geschäftsführer Rausch des NVV sagt klar und deutlich im Interview:
Erst müsse eine Mchbarkeitsstudie zeigen, ob diese Strecke technisch machbar und wirtschaftlich sei:
https://www.hessenschau.de/tv-sendung/kommt-die-bahnstrecke-von-baunatal-nach-kassel-zurueck,video-196102.html
Vor kurzem hat man eine Bahnhaltestelel für Melsungen- Schwarzenberg eröffnet. Kosten ca, 10 Millionen Euro
Nutznießer sind die Dorfbewohner: Ungefähr 600 an der Zahl
Für einen anderen Ortsteil gibt es ein extra AST: Von Röhrenfurh zum Krankenhaus. ( Das ja bekanntlich geschlossen ist ) – Röhrenfurth liegt an der selben Bahnstrecke.
Irgendwie doch wenig wirtschaftlich, oder ?
Noch ein paar Schmankerln:
Fahrpläne
Der NVV glänzt durch fehlende oder unvollständige aktuelle Aushang-Fahrpläne.
Der Stadtbus
fährt an Samstagen erst ab 10:27 von und zur Stadthalle.
An Wochenenden und Feiertagen nicht.
AST Strecken
sind teilweise kaum verständlich was ihre Nutzung anbetrifft:
Beispiele:
AWO Altenheim zur Stadthalle nein – aber vom Kirschrain und vom Schwimmbad.
Was natürlich den älteren Menschen dort samt ihren Besuchern zugute kommt.
Oder vom Bahnhof zur Stadthalle / Innenstadt – geht nicht.
Man soll zu uß einen steilen Berg auf- oder abwärts gehen zur Haltestelle Kutschengraben.
Aber: Zur Bushaltestelle Fritzlarer Straße, die auch direkt vom Bahnhof angefahren wird ( Linie 400 ) kann man fahren.
E-Mail an den NVV:
Man erhält keine Eingangsantwort – die spätere Antwort bezieht sich auf eine Fallnummer die der Kunde nicht kennt.
Fahrtkostenerstattung:
Wer die Broschüre gelesen hat erfährt u. a. das er sein Geld bei Kundenzentren abholen darf.
Da muss aber jemand erst mal hinkommen. Fahrtkosten entstehen dadurch auch.
Überweisung gibt es nicht.
Auch sonst ist die Broschüre voller Fallstricke für den Kunden.
Letzte Glanzleistung:
Barrierefrei vom Bahnhof Melsungen mit RE / RB nach Bahnhof Malsfeld. Dort dann Umstieg in ein AST Fahrzeug nach Homberg Busbahnhof und in Gegenrichtung
Pech nur: Malsfeld ist nicht barrierefrei.
All das wird seit Jahren dem NVV nahegebracht.
Änderungen: keine
Ob der Geschäftsführer überhaupt weiß, was im NVV wirklich Sache ist?
Wenn er so ein Interview gibt ?
Kommentare wurden geschlossen.