AKTUALISIERT 9:05 Uhr
OBERAULA. Unbekannte haben in den frühen Morgenstunden den Geldautomaten einer Bankfiliale des VR Bankvereins Hersfeld-Rotenburg eG in Oberaula (Schwalm-Eder-Kreis) gesprengt. Die Tat ereignete sich am Freitag gegen 02:57 Uhr in der Bahnhofstraße der Knüllgemeinde. Anwohner verständigten daraufhin die Polizei.
Mindestens zwei dunkel gekleidete Täter verließen kurz nach den beiden Explosionen die Bankfiliale und flüchteten in einer dunklen Limousine, vermutlich der Marke Audi, in Fahrtrichtung Oberaula-Hausen und dann vermutlich weiter in Richtung der Autobahn 5.
Verletzt wurde niemand.
Nach nh24 vorliegenden Informationen, waren die Täter nicht an das Geld gelangt und flüchteten ohne Beute, wie uns die Polizei bestätigte.
Wie im Fall von Remsfeld, nutzten die Täter auch diesmal einen bislang unbekannten Sprengstoff. Schnüre, die den Sprengstoff zur Explosion gebracht hatten, führten auch in in Oberaula aus dem Gebäude. Der Innenraum der Bankfiliale wurde durch die Explosionen vollkommen verwüstet. Die Höhe des Sachschadens liegt nach Angaben eines Polizeisprechers im unteren sechsstelligen Bereich.
Sprengstoffexperten des Hessischen Landeskriminalamts untersuchten die Bankfiliale und deklarierten sie als sicher. Im Anschluss übernahmen Kriminalbeamte und Spurensicherungsteams der Polizeidirektion Homberg die Ermittlungen vor Ort.
Neben der Polizei war die Freiwillige Feuerwehr Oberaula mit 30 Einsatzkräften vor Ort, außerdem befand sich vorsorglich ein Rettungsteam des DRK im Einsatz. Zu einem Brand war es nicht gekommen.
Die Filiale bleibt zunächst auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Zuletzt wurde in Knüllwald ein Geldautomat gesprengt – wir berichteten.
Die Filiale wird ab dem 23. Oktober in einem Notbetrieb weitergeführt. Bis auf Weiteres steht die Selbstbedienungstechnik aber nicht zur Verfügung.
Das Geldinstitut hat seit der Geldautomatensprengung im November 2022 in Bebra bereits weitere Präventionsmaßnahmen ergriffen. Dazu gehören sowohl technische als auch elektronische Sicherheitsmaßnahmen. Als nächsten Schritt werden sukzessive alle Filialen mit einem automatischen Türverschlusssystem ausgestattet.
Hintergrund
Bis September 2023 zählte das Landeskriminalamt (HLKA) in Hessen insgesamt 38 Explosionen an Geldautomaten, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres 24 waren. Bei den erfolgreichen Angriffen erbeuteten die Täter insgesamt rund 3,8 Millionen Euro. Der bisherige Schaden wird auf etwa 7 Millionen Euro geschätzt.
2019 wurde in Hessen eine eigene Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen eingerichtet. Aufgrund eines weiteren Anstiegs dieser Straftaten in Hessen wurde die „Besondere Aufbauorganisation (BAO effectus)“ beim Hessischen Landeskriminalamt mit sieben Regionalabschnitten in den hessischen Polizeipräsidien verstärkt. Ermittlungsverfahren wegen Geldautomatensprengungen werden in Hessen zentral bei der Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Frankfurt am Main bearbeitet.
Bisher konnten mehr als 70 Tatverdächtige identifiziert werden, von denen über 20 bereits rechtskräftig verurteilt wurden. (wal)