SCHWALMSTADT-TREYSA. In Frankfurt geboren und aufgewachsen, später als Student und Mediziner die Welt gesehen. Im Ausland gearbeitet, sich weitergebildet und humanitär engagiert.
Jetzt als Oberarzt der neuen Station für Menschen mit Mehrfachbehinderungen und Epilepsie an der Hephata-Klinik in Schwalmstadt-Treysa angekommen. Franz Lutz (60): „Ich gehe hier sehr gerne an die Arbeit und abends zufrieden nach Hause.“
Seit Januar 2023 ist Lutz neuer Oberarzt der Fachklinik für Neurologie der Hephata-Klinik. Der 60-Jährige leitet die am 20. März eröffnete Station 1a für Menschen mit Mehrfachbehinderungen und Epilepsie. Lutz ist Neurologe und angehender Epileptologe. Auf die Hephata-Klinik aufmerksam wurde er durch seine Tätigkeit als Honorararzt. „Der damalige Chefarzt hat mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, die neue Station zu leiten. Das hat mich sehr gefreut. Von solchen Stationen gibt es deutschlandweit nur fünf Stück. Wir leisten hier Pionierarbeit. Das bedeutet mir viel.“
Auf der Station werden bis zu 16 erwachsene Patienten und Patientinnen multiprofessionell behandelt. „Ich hatte vorher nur punktuell mit Patientinnen und Patienten mit Mehrfachbehinderungen zu tun. Viele Krankenhäuser nehmen diese gar nicht oder nur in geringer Zahl auf, weil sie den Bedarfen nicht gerecht werden können. Wir haben zum Beispiel aktuell einen Patienten mit einem hohen Bewegungsdrang. Er dreht ohne Pause im Flur seine Kreise, acht bis zehn Kilometer pro Tag. Eine andere Patientin lautiert laut über mehrere Stunden. Das müssen sie aushalten und in den Stationsalltag integrieren können.“
Nicht heilen, aber Lebensqualität verbessern
Die meisten Patienten der Station haben bereits eine lange Krankheitsgeschichte hinter sich und werden nicht als geheilt die Klinik verlassen können. „Aber eine positive Stimmung, eine Verbesserung einzelner Körperfunktionen und der allgemeinen Lebensqualität können wir bei fast allen erreichen.“
Franz Lutz helfen dabei neben seinem neurologischen Fachwissen Erfahrungen in der Notfallmedizin und Anästhesie. So kann er es zum Beispiel für Patienten, die ein MRT nicht tolerieren würden, die Untersuchung mithilfe der Anästhesie ermöglichen. Für ein Haus der Größe der Hephata-Klinik keine Selbstverständlichkeit.
Sein medizinisches Studium absolvierte Lutz an der Universität Witten/Herdecke, seine Assistenzarztzeit in der chirurgischen Abteilung des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke. Danach war er zehn Jahre lang Geschäftsführer des Instituts für Resonanztherapie Cappenberg und engagierte sich danach als Geschäftsführer ein Jahr in der Stiftung Fred Foundation in den Niederlanden. Es folgten insgesamt sechs Jahre als Familienmediziner auf Mallorca/Spanien und zwei Jahre als Forschungsberater für HIV an der Universität von Miami/USA.
Humanitäres Engagement in Krisenregionen
An das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke kehrte Franz Lutz vom Juli 2013 bis 2016 zurück, unter anderem als Assistenzarzt in der Anästhesie, in der kinderpsychiatrischen und in der frührehabilitativen Abteilung sowie in der Ambulanz für Kinder und Jugendliche mit Aufmerksamkeitsstörungen. Seit Juli 2018 arbeitete er in der neurologischen Abteilung des Klinikums Bad Hersfeld und als Honorararzt für verschiedene Kliniken. Hinzu kam sein humanitäres Engagement in Krisengebieten, beispielsweise bei Hilfsprojekten auf Haiti, im Irak und im Senegal.
„Für mich bedeutet der medizinische Beruf auch, Verantwortung und Fürsorge zu übernehmen, vor allem für Menschen, die nicht so viel Glück im Leben gehabt haben. Ich würde schon sagen, dass mich dabei auch mein christlich geprägtes Weltbild antreibt.“
Außerdem sei er darauf bedacht, Erfahrungen in möglichst vielen Bereichen zu sammeln, sich breit aufzustellen. „Mich interessiert vor allem der Bereich der Neuro-Psychosomatik, also die Schnittmenge von Neurologie und Psychosomatik, die auch in der Behandlung von Menschen mit Epilepsie bedeutend ist. Das war auch ein Argument, an die Hephata-Klinik mit einer Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und einer Fachklinik für Neurologie zu wechseln. Ich konnte hier bereits viel lernen und sehe ein großes Potenzial für die Klinik.“
Hoher Standard und familiäre Atmosphäre
Zudem schätzt Lutz an seiner neuen Wirkungsstätte den hohen medizinischen Standard, gepaart mit einer familiären Atmosphäre. „In der Hephata-Klinik arbeiten viele Pflegekräfte und Kollegen und Kolleginnen seit vielen Jahren. Hier gibt es sehr viel Kompetenz, einen sehr liebevollen, pädagogischen Umgang mit den Patienten und Patientinnen, die man oft über viele Jahre begleitet. Ich sehe mich hier fast als eine Art hausärztlichen Neurologen.“
Ist er nicht gerade als solcher aktiv, ist der 60-Jährige viel in der Natur unterwegs, manchmal mit dem E-Bike, oft mit seinen drei Hunden. Außerdem arbeitet Franz Lutz gerne in seinem Garten. „Ich würde mich auch gerne in einem Projekt für Menschen mit Behinderungen in der Ukraine-Hilfe engagieren, aber momentan fehlt mir dazu einfach die Zeit.“ Davon steckt er viel in seine Arbeit in der Hephata-Klinik: „Ich habe mein Büro auf der Station. Ich sehe die Patientinnen und Patienten über den Tag immer wieder, bekomme viel von ihnen und dem Alltag mit und weiß, dass wir viel für sie erreichen können. Das spornt mich an.“ (pm)
Das Bild: Stationsleiterin Gesundheits- und Krankenpflegerin Sabrina Schiller und Oberarzt Franz Lutz stecken in den letzten Vorbereitungen für die Eröffnung der neuen Station der Hephata-Klinik.