Schüler bewältigen Ereignis mit vielen Verletzten
HOMBERG/EFZE. Die Ausbildung von Notfallsanitätern hat zum Ziel, „die Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten“, heißt es im Rahmenlehrplan des Landes Hessen.
Bis zu Prüfung nach drei Ausbildungsjahren müssen die Schüler insgesamt 4.600 Stunden, 1920 Stunden theoretisch praktischer Unterricht an eine Rettungsdienstschule und 2.680 Stunden auf einer Rettungswache und in verschiedenen Bereichen eines Krankenhauses, absolvieren. Das zweite Ausbildungsjahr von Notfallsanitätern sieht dann den „Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten für die Durchführung und Organisation von Notfalleinsätzen“ vor. Neben den tagtäglichen Einsätzen, bei denen es um einzelne oder wenige -beispielsweise bei Verkehrsunfällen – zu versorgenden Patienten geht, sieht der Lehrplan der DRK-Rettungsdienstschule in Homberg auch die Bewältigung eines Ereignisses mit einem „Massenanfall von Verletzten“ (Abkürzung: MANV) vor.
Am Samstag war es dann für rund 20 Auszubildenden der Klasse 2021 so weit. Erstmals in der kurzen Geschichte der Homberger DRK-Rettungsdienstschule, die im April 2021 staatlich anerkannt worden war und im September 21 mit der Ausbildung von Notfall- und Rettungssanitätern begann, wurde eine MANV-Übung geplant und vorbereitet.
Das Szenario am Standortschießplatz der ehemaligen Ostpreußenkaserne in Homberg bot dafür optimale Bedingungen.
Das Szenario
Eine Sekte sah dem kommenden Weltuntergang entgegen. Um diesem zuvorzukommen, plante man einen gemeinsamen Suizid. Der Anführer der Glaubensgemeinschaft wollte Mitglieder des inneren Zirkels im oberen Bereich des Gebäudes erschießen und sich dann selbst richten. Einige Mitglieder der Sekte entzogen sich dem aber mit Sprüngen aus Fenstern. Der überwiegende Teil der Gruppe befand sich unter Drogeneinfluss im Keller des Gebäudes und sollte, so das Szenario, durch ein Atemgift umgebracht werden. Auch hier gelang einigen die Flucht ins Freie.
Die Rettung
Ein Polizeibeamter meldeten den Vorfall und erklärte den Ort des Ereignisses für sicher, womit der Einsatz für die angehenden Notfallsanitäter und die ebenfalls alarmierten Feuerwehrleute aus Homberg und Holzhausen beginnen konnte.
Das alarmierte und erst eintreffende Rettungsteam sondierte, wie im „Normalfall“ vorgesehen, die Lage. Rund um das Gebäude befanden sich mehrere Personen, die von zuvor eingewiesenen Mimen gespielt wurden, verletzt und teils um Hilfe rufend. Die Situation im Inneren des Hauses war aufgrund eines gemeldeten Feuers zunächst nicht einzuschätzen und auch nicht zu erkunden. Als schnell Feuerwehrleute eintrafen und unter Atemschutz in das Gebäude vorgegangen waren, wurden auch hier verletzte Sektenmitglieder aufgefunden, die sich im Obergeschoss und im Keller des Hauses befanden.
Gemeinsam mit Feuerwehrleuten brachten dann die angehenden Notfallsanitäter die Verletzten nach und nach zum nahegelegenen Patientenablageplatz, wo diese, je nach Verletzungsmuster eingeordnet, behandelt und anschließend zum imaginären Krankenhaus transportiert wurden.
Sie waren dabei
An der rund 90-minütigen Übung nahmen rund 160 Personen teil. Darunter ein Beobachter der Polizei (Homberg), der Bundeswehr (Fritzlar), des DRK und die Kreisbrandinspektorin des Schwalm-Eder-Kreises, Tanja Dittmar. Neben den Schülern der Rettungsdienstschule waren an der Übung maßgeblich Homberger und Knüllwälder. Feuerwehrleute, Dr. Astrid Merle, Dr. Hartmut Lotz, Mitglieder von DRK-Bereitschaftszügen und Ausbilder sowie Lehrkräfte der Rettungsdienstschule beteiligt.
Ihr Ziel
Das ausgegebene Ziel an dem heißen Nachmittag war es, dass die Schüler die erste Lagemeldung und Alarmierung weiterer Kräfte eigenständig durchführen sollen. Sie sollen die Einrichtung eines Bereitstellungsplatzes der Rettungsmittel erlernen und eigenständig eine strukturierte Patientenablage einrichten sowie betreiben können. Darüber hinaus sollten die Schnittstellen zu führenden Rettungsdienstlern (Leitender Notarzt und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst), dem Einsatzleiter der Feuerwehr und den Einheiten des Sanitätsdienstes geübt werden. (wal)