Stammbaumpflanzaktion für Baunatals jüngste Bürger
BAUNATAL. Vor 23 Jahren durften Baunataler Eltern zum ersten Mal „Stammbäume“ für ihre neugeborenen Kinder pflanzen. Das war eine Zeit, in der Waldbaden noch kein Thema für Ministerpräsidenten war, der Saure Regen bereits nicht mehr im Zusammenhang mit Waldsterben diskutiert wurde, das Ozonloch seinen Schecken verloren hatte und vom Klimawandel noch keine Rede war.
Auch das Artensterben wurde noch nicht diskutiert. Das größte Thema im Jahr 2000 war, dass die Welt beim Millennium weder untergegangen noch in die Steinzeit zurückgefallen ist. Autos und Kaffeemaschinen funktionierten zur großen Überraschung vieler weiter. Es war eine Zeit, in der sich Menschen noch nicht auf Straßen geklebt, sondern begonnen haben, gegen den Weltuntergang und als Symbol von Hoffnung Bäume zu pflanzen. Martin Luther stand oft gedanklich Pate für jeden neuen Baum, den er selbst dann noch gepflanzt hätte, wäre morgen die Welt untergegangen.
Den Sinn des Lebens verstehen
Das hat er so tatsächlich nie gesagt, aber schon immer haben Menschen gerne Bäume gepflanzt, wenn sie Halt gebraucht haben oder einen sicheren Schritt in die Zukunft gehen wollten. Der Erste Stadtrat Daniel Jung zitierte ein indisches Sprichwort: „Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in seinem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.“
Tatsächlich wird Bäumen in allen relevanten Religionen auf dieser Erde eine ähnliche Rolle zugeordnet. Sie geben Sicherheit, stehen für Wachstum, Energie, Aufbruch, Zukunft oder Sicherheit. 1.331 Bäume, jeder – im wahrsten Sinne des Wortes – für einen Baunataler Sprössling „stehend“ wurden bis 2019 gepflanzt. Ein jeder kann inzwischen eine Geschichte erzählen und manche junge Baunatalerin oder Baunataler haben bereits die Gelegenheit, im Schatten der Bäume zu sitzen, die seine Eltern für ihr Kind gepflanzt haben.
Die zweite Generation wird nicht die Letzte sein
124 Bäume sind in dieser Woche hinzugekommen, darunter auch viele, deren Pflanzaktionen seit 2019 Corona zum Opfer gefallen sind. Wahrscheinlich, so Stadtrat Jung, pflanzen heute sogar die ersten Baunataler „Baum-Kinder“ nun Bäume für ihre eigenen Kinder. Die zweite Generation tritt also an und sehr sicher nicht die letzte. Die Fläche an der ehemaligen Wendeschleife der Straßenbahn unterhalb des VW-Werkes bietet noch ein paar Jahre Platz. Und auch danach wird es weitergehen, selbst wenn Flächen knapp werden.
Die buschförmig wachsenden Heister, in diesem Fall Feldahorn, Spitzahorn, Stileiche, Traubeneiche, Vogelkirsche, Vogelbeere, Rotbuche, Winterlinde und Hainbuche, die in dieser Woche gepflanzt wurden, wachsen im Laufe der Zeit zu „richtigen“ Bäumen heran und bilden ein neues Wäldchen am Stadtrand von Baunatal. „Wer einen Baum pflanzt, verbindet die Gegenwart mit der Zukunft, sagte Jung und verbindet damit den Wunsch, dass Kinder in Baunatal behütet groß werden.
Vorbereitung durch den Bauhof
Selbstverständlich schwingt ihre Wirksamkeit gegen den Klimawandel und das Artensterben bei jeder Baumpflanzung mit. Es gab eine Urkunde für jeden Baum, der ihre Pflanzer überleben wird und den Kindern Schatten spendet. Der Bauhof mit dem Team von Frau Braunewell hatte bereits Pflöcke eingeschlagen, Kokosstricke zum Schutz sowie zum Anbinden vorbereitet und Hasendraht gegen Wühlmäuse zugeschnitten. Ein Handout zum Pflanzen lag bereit und die Bäume waren beschrieben. Die Eltern hatten die Wahl. (rs)