nh24-Osterspaziergang zwischen Reinhardswald und Warburger Börde
LIEBENAU. Liebenau ist klein und Liebenau ist zugleich groß. Klein, wenn man die Einwohnerzahl von 3000 Liebenauern in immerhin acht Stadtteilen (Liebenau, Niedermeiser, Lamerden, Ostheim, Haueda, Zwergen, Ersen und Grimelsheim) zählt und groß, wenn man die Fläche von 5000 Hektar, bei einem Waldanteil von 1100 Hektar betrachtet.
Auf einem Stadtspaziergang wäre es sehr sportlich, alle Stadtteile besuchen zu wollen. Wir beschränken uns auf den Weg von Niedermeiser über Zwergen in den Kernort Liebenau, der etwa sieben Kilometer lang ist. An den Ortsschildern findet man Hinweistafeln auf drei andere Gemeinden mit gleichem Namen in Niedersachsen, dem Erzgebirge (Sachsen) und in Oberösterreich gibt es ebenfalls Orte dieses Namens. Alle vier Liebenau sind miteinander „verpartnert“ und tauschen sich im Rahmen der Städtepartnerschaft aus.
Pferde und Eisenbahn-Romantik
In Niedermeiser fällt vor allem die Kirche ins Auge, außerdem enge Gassen und Brückchen über die Warme und den Ruhrbach. Schon hier gibt es einen Pensionsstall und wandert man über die Felder auf den Weg „Im Scharfen Loh“ nach Zwergen, fallen immer mehr Pferde auf. Zwergen ist ein echtes Reiterparadies und bietet zudem einen Schulbauernhof, den Zwergenhof. Wer reiten möchte, findet hier auch einen Campingplatz und ein Freibad.
Über das Eichenhölzchen geht es direkt in den Kernort. Dabei kommt die Eisenbahnlinie in die Quere. Der bereits 1848 fertiggestellte Bahnhof Liebenau, an der Bahnstrecke Kassel–Warburg gelegen, ist seit der Einstellung des Verkehrs im Jahre 2015 nicht mehr in Betrieb und ist seitdem ein Zeugnis alter Eisenbahnromantik. Güterzüge donnern immer noch vorbei, die Bahnsteige werden inzwischen von der Natur zurückerobert. In den Nachkriegsjahren war er Grenzbahnhof zwischen dem britischen und dem amerikanischen Sektor.
Das alte Liebenau war stets umkämpft
Das hessische Liebenau liegt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und war stets umkämpft zwischen den Landgrafen von Hessen und den Bischöfen von Paderborn. Auf dem Gelände der einstigen Wasserburg steht heute ein Gutshof mit barockem Herrenhaus, der als Schloss Liebenau bezeichnet wird. In der Innenstadt leisten sich die Kirche und das ehemalige Rathaus mit dem Ratskeller quasi traute Zweisamkeit. Die alte Leineweberstadt ist gekennzeichnet durch wunderschönes Fachwerk, den man alten Wohlstand durchaus ansieht.
In Liebenau kreuzt auch der Schmetterlings-Steig mit einer Wanderer Strecke von 152 Kilometern zwischen Bad Karlshafen und Warburg. Auch Kultur wird in Liebenau geboten, dafür wurde die Kulturscheune liebevoll und aufwendig hergerichtet.
Gin oder Dinosaurier?
Wer den Spaziergang noch ein wenig verlängern möchte Richtung Haueda, kommt zunächst an der größten fossilen Fundstelle in Nordhessen vorbei. Unter anderem wurden hier im Muschelkalk die Überreste von Nothosauriern und von fossilen Seelilien gefunden. Besitzer ist das Naturkundemuseum Kassel. Es ist regelmäßig für Ausgrabungen verantwortlich. Auch in der Bronzezeit und der Eisenzeit war das Tal besiedelt. Davon zeugen beispielsweise Hügelgräber. Am Ortseingang von Haueda befindet sich eine Distillery, in der in einer entwidmeten Kapelle Gin nach britischem Rezept destilliert wird. Wohl bekomm’s! (rs)
1 Kommentar
Statt qkm schreibt man der Größe wegen 5000 ha.
50 qkm hört sich doch gleich anders an.
Einwohnerzahl in den letzten 12 Jahren um rund 10 % zurückgegangen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liebenau_(Hessen)
Gut abgeschrieben.
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