nh24 Sonntagsspaziergang mitten in der Schwalm
SCHRECKSBACH. Als noch tiefer in der Schwalm gilt bestenfalls Willingshausen mit seiner berühmten Malerkolonie. Schrecksbach ist Schwälmer Kernland und steht im inoffiziellen Wettbewerb um den Heimatort von Rotkäppchen weit oben auf der Liste.
Wer sich entlang der Höhen und Niederungen im Schwalmtal fortbewegt, spürt vielleicht den Atem und die List des Wolfes, die Hilflosigkeit der Großmutter, die Furchtlosigkeit von Rotkäppchen und die Entschlossenheit des Jägers.
Fast auf dem gesamten Spaziergang sichtbar ist die Kapelle auf dem Schönberg, das inoffizielle Wahrzeichen der Großgemeinde mit den sechs Ortsteilen Holzburg, Röllshausen, Salmshausen, Schönberg, Schrecksbach und Trockenbach, die sich auf einem 10 Kilometer langen Spaziergang alle erreichen lassen. Die Kapelle hat 2009 ihr 1000-jähriges Jubiläum gefeiert, könnte aber, erbaut auf einer vorchristlichen Kultstätte, sogar bis in die Zeit von Bonifatius zurückreichen. Bis zur Reformation war sie ein beliebter Wallfahrtsort und noch heute ist es üblich, zu Christi Himmelfahrt auf den Schönberg zu pilgern.
Kapelle auf dem Schönberg, Kapelle im Mylord und Fußball am Metzenberg
Unser Spaziergang beginnt am Abzweig nach Salmshausen von der B 254. Dort führt eine fabelhafte Baumallee zur Schwalm. Auf Wegen durch die Felder und Wiesen Richtung Röllshausen lässt sich die wunderbare Landschaft entlang des Flusses zu jeder Jahreszeit genießen. In manchen Jahren erfüllt die Rapsblüte das ganze Tal. Neben den Altenheimen in Röllshausen und am Schönberg ist die Schule mit dem Bürgersaal und anderen Einrichtungen das auffälligste Gebäude im zweitgrößten Ortsteil.
Von dort über den Schönberg gelangt man in den kleinsten Ortsteil Trockenbach. Von hier gelangt man über Feldwege in die Kerngemeinde Schrecksbach. Der Spaziergang führt vorbei an einer sportlichen Kultstätte. Kaiserslautern hat den Betzenberg, in Schrecksbach gibt es den Metzenberg. Als der VfB Schrecksbach in der Hessenliga gespielt hat, war das gleichnamige Stadion 3. Liga-Spielort. Auf der Straße durch den Ort kommt man an einer weiteren, allerdings einer musikalischen Kultstätte vorbei. In der früheren Diskothek Mylord wurde in den Siebzigerjahren Rockgeschichte geschrieben, als hier die Petards ihre ersten Auftritte feierten.
Zehn Kilometer durch alle Ortsteile
Von dort ist es ein Steinwurf bis zum Rotkäppchenhaus, das neben Rathaus und Mehrzweckhalle weitere Einrichtungen der dörflichen Infrastruktur beherbergt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der letzte erhaltene Burgsitz. Solche Gebäude gab es früher mehrere in Schrecksbach, sie gehörten den Lehnsherren der Landgrafen von Kurhessen-Kassel mit der Verpflichtung, den Ort militärisch zu schützen. Im alten Burgsitz der Herren von Langenstein befindet sich heute ein Restaurant. Ein paar Schritte weiter findet man die evangelische Kirche.
Der Fußweg nach Holzburg geleitet Spaziergänger wieder über die Schwalm. Auch dort ist die Kirche das beeindruckende Gebäude. Sehenswert in Holzburg ist das einmalige Schwälmer Dorfmuseum, das seit seiner Gründung 1959 ausschließlich aus eigenen Kräften geschaffen wurde. Das Regionalmuseum zeigt eindrucksvoll die Kultur der Schwalm. Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken gehören die Schwälmer Trachten mit prachtvollen Bunt- und Weißstickereien. Die Schwälmer Weißstickerei ist wesentlich älter als die eigentliche Tracht und aufgrund ihrer Vielfalt an unterschiedlichen Techniken überregional berühmt. Objekte zur bäuerlichen Feldarbeit, Vorratshaltung und Speisenzubereitung sowie Schwälmer Möbel bilden den früheren Lebensalltag der Menschen in der Schwalm ab. (rs)
1 Kommentar
Schöner Artikel. Fehlt nur noch der Hinweis zur Moto Cross Strecke Am Bodenrain, wo schon Weltmeisterschaftsrennen ausgetragen wurden.
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