WILLINGSHAUSEN. „Der Schnitt ist sehr wichtig, damit sich die Bäume gesund entwickeln und schöne Früchte tragen“, so Jörg Haafke, Kursleiter des kürzlichen Obstbaum-Schnittkurses in Willingshausen.
Der Landschaftsplaner ist Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Schwalm e. V., der Streuobstbestände in der Gemeinde Willingshausen betreut. Zu dieser Betreuung gehören der fachgerechte Schnitt der Bäume, die regelmäßige Beweidung / Mahd der Wiesenflächen sowie im Bedarfsfall auch Nachpflanzungen.
Den ersten Schnitt bekommen die Bäume schon bei der Pflanzung. Um das gleich praktisch zeigen zu können, hatte Jörg Haafke einen neuen Birnenbaum mitgebracht. „Licht und Luft sind die entscheidenden Punkte“ erklärt er. Daher wird der junge Baum so geschnitten, dass nur ein Ast, der sogenannte Leittrieb, nach oben stehen bleibt und jeweils ein Kronenast in jede Himmelsrichtung zeigt. Dies soll sicherstellen, dass sich jeder Ast kräftig entwickeln und später die Last der Früchte tragen kann. Durch den Schnitt hilft man dem jungen Baum aber auch beim Anwachsen, da die Wurzeln zunächst weniger Äste versorgen müssen.
Aber wie ist das mit älteren Bäumen, die schon lange keinen Schnitt mehr erhalten haben? „Man muss sich den Baum anschauen und abwägen. Es gibt keine Lehrbuch-Bäume. Daher ist es immer eine individuelle Entscheidung. „Diese zu treffen, ist mitunter das Schwierigste“, weiß Herr Haafke aus langjähriger Erfahrung. Grundsätzlich gelte, dass alle senkrecht nach oben wachsenden Triebe geschnitten werden, ebenso wie alle über Kreuz wachsenden. Direkt am Stamm schneide man die Äste ab, sodass keine Stummel stehen bleiben. Wichtig sei dabei eine scharfe Schere, die nicht quetscht. Ein Wundverschluss sei nicht nötig, der Baum verschließe die Wunde sehr schnell selber.
Während der Baum mit der tatkräftigen Unterstützung der Kursteilnehmer wieder in Form gebracht wurde, äußerten einige Teilnehmer ihre Überraschung, wie viele Äste und Zweige abgeschnitten werden müssen. Verkraftet der Baum einen so starken Eingriff? Langfristig sei der Schnitt essenziell für die Gesundheit des Baumes, beruhigt der Experte. Trotzdem sei es besser, starke Rückschnitte auf mehrere Jahre zu verteilen. Der Zeitpunkt des Schnitts spiele dabei keine große Rolle. Für die Bäume sei der Sommer am besten, allerdings mache das Laub und die Früchte es dann deutlich schwieriger für den Menschen. Bloß für die etwas empfindlichen Kirschbäume sei der Sommerschnitt während der Ernte sehr empfehlenswert. „Das macht auch die Kirschenernte einfacher“, zwinkerte Jörg Haafke.
Bei allen Bäumen sei es aber essentiell, dass man sich auch nach dem Schnitt noch regelmäßig um sie kümmert. Besonders nach einem starken Rückschnitt bilden sich viele der sogenannten Wasserreißer, welche möglichst jung entfernt werden sollten. „Sonst sieht der Baum später aus wie ein Besen!“, warnt Erika Schäfer, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins.
Das Schnittgut kommt auf eine Benjeshecke. Diese Totholzhecken sind eines der vielen Projekte, die der Förderverein Kulturlandschaft Schwalm e. V. durchführt, um die landschaftliche Vielfalt und Schönheit der Region zu erhalten und zu fördern. „Dafür sind dem Verein weitere tatkräftige Unterstützer sehr willkommen“, so Alfred Kuhn am Ende der Pressemitteilung. (pm)