SCHWALMSTADT. Objektiv ungünstige Umstände, wie der Krieg, zwangen viele Ukrainer, ihre Heimat zu verlassen. Viele von ihnen haben alles verloren, leiden unter Einsamkeit und Verlassenheit. Sie halten das Leben für sinnlos und verfallen in Depressionen. In diesem Fall, so Dr. Hanesyan-Bajadjan, wird es relevant und dringend, nicht nur die existenziellen, sondern auch die spirituellen Bedürfnisse der ukrainischen Flüchtlinge zu befriedigen.
Dazu veranstaltete Dr. Hanesyan-Bajadjan in Kooperation mit dem Diakonischen Werk Schwalm-Eder am 21.01.23 einen Workshop zu folgendem Thema: „Die Suche nach Glück und Lebenssinn in der neuen Heimat“.
Das vorgeschlagene Thema stieß auf reges Interesse bei den im Schwalm-Eder-Kreis angesiedelten vielen ukrainischen Flüchtlingen. Dr. Hanesyan-Bajadjan stellte in einem kurzen Vortrag die moralphilosophische Sichtweise dar. Sie erwähnte, dass eine jede Gesellschaft ihren Mitgliedern ein dem Leben Sinn gebendes System verschiedener grundlegender Werte bietet. Diese Werte nehmen im Leben eine bestimmende Rolle ein und die Menschen einigen sich auf gemeinschaftsstiftende Werte.
Nach dem Input über das Thema fand in einer herzlichen Atmosphäre eine lebhafte Diskussion statt. Laut Frau E.Slonov aus Neuental ist es Glück, wenn du das machst, was du möchtest, was dir richtig Spaß macht. Nach Frau Y. Horodova aus Homberg ist es Glück, wenn du deinen Kindern beigebracht hast, einfach glücklich zu sein, und zwar jetzt und hier – in der neuen Gesellschaft. Herr V. Zakharchenko aus Treysa findet, dass der Sinn des Lebens darin liegt, dass seine Familie einfach in Stille aufwachen kann (ohne Schüsse und Explosionen). Dieses Verständnis hat er nur jetzt bekommen. Frau N. Souliew aus Treysa war in einer sehr verzweifelten Lage: Ihr Vater ist Ukrainer und Ihre Mutter ist Russin: „Es gab Krieg innen und außen.“ Und in dieser Situation ist Glück leider ausgeschlossen. Frau V. Khoroshko aus Schlierbach, die ihren Sohn im Krieg verlor, fand es schwierig, ihre Gedanken auszudrücken. Sie bedankte sich kurz bei Deutschland, dass sie und ihr anderer Sohn sicher hier leben könnten. Alle Teilnehmer sprachen voller Bewunderung von Einheimischen, die eigentlich fremd sind, aber immer bereit sind, Hand anzulegen und zu helfen. Allen Ukrainern ist aufgefallen, dass Mitgefühl als höchster moralischer Wert für viele Deutsche charakteristisch ist. Trotz allem entstand eine sehr lebhafte Debatte, als eine der Teilnehmerin sagte, sie wollte hierbleiben. Nur eine der 11 TeilnehmerInnen sah in der neuen Heimat den Sinn seines Lebens.
Nur die Diskussion über moralische Werte mit ukrainischen Flüchtlingen wird zu ihrer reibungslosen Integration in die neue Gesellschaft beitragen. (pm/Daniel Helwig)