Wanderkino Tobias Rank am 3.7. in Willingshausen
WILLINGSHAUSEN (Jörg Haafke). Das Wanderkino Tobias Rank kommt nach Willingshausen. Am Sonntag, dem 3. Juli auf den Gerhardt-von-Reutern-Platz in der Ortsmitte. Ab 21:30 Uhr wird das Publikum in die Atmosphäre aus der Anfangszeit des Films versetzt. Ein öffentlicher Platz, eine Leinwand, ein Projektor, ein Film, Live-Musik und Dunkelheit sind die Zutaten eines außergewöhnlichen Filmabends.
Auch der Hauptfilm verspricht Exklusivität und trotz aller Nostalgie Aktualität, mit unverkennbaren Bezügen zum heutigen Weltgeschehen. Gezeigt wird der Stummfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergej Eisenstein. Der Film spielt im damaligen wie heutigen Kriegsgebiet am Donbass. Vor allem die Szene auf der Treppe von Odessa hat Berühmtheit erlangt. Heute ist die baldige Eroberung Odessas durch Putins Truppen nicht mehr auszuschließen und sieht die Kultur-Initiative-Willingshausen e. V. (KIWI) als Veranstalter trotz des Alters der Produktion von nahezu 100 Jahren eine beklemmende Aktualität. „Der Film ist im Propagandastil gehalten und zeigt die fatale Wirkung übersteigerter Agitation und unreflektierter Nibelungentreue“ beschreibt Margitta Braun-Biskamp vom Vorstand der Kultur-Initiative-Willingshausen und zieht dabei Parallelen zum gegenwärtigen Geschehen an der Grenzlinie zwischen Putins Welt und der westlichen Gemeinschaft.
„Panzerkreuzer Potemkim“ wurde am 21. 12.1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubiläumsfilm zur Feier der Russischen Revolution des Jahres 1905 uraufgeführt. Er sollte starke emotionale Reaktionen im Sinne der sowjetischen Massenideologien hervorrufen. Das gelang: Eisensteins Film war ein großer Erfolg, er fand vorwiegend beim russischen Publikum großen Anklang und wurde auch weltweit gezeigt. „Das Thema und die Machart machen den Film zeitlos und leider immer wieder aktuell“, stellt Margitta Braun-Biskamp fest. Dabei werde er immer wieder kontrovers diskutiert und je nach Motivation und Absicht bearbeitet.
Panzerkreuzer Potemkin wird als einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten bezeichnet und immer wieder ausgezeichnet. Etwa in den 1950er-Jahren vom britischen Kinomagazin Sight & Sound und 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel, zum „besten Film aller Zeiten“ gekürt sowie noch 2007 vom Time Magazine unter den die besten Zehn DVDs des Jahres gelistet.
Der Eintritt zum Film kostet 9 Euro, ermäßigt 5 Euro. Die Veranstaltung wird erfreulicherweise von der Kulturförderung des Schwalm-Eder-Kreises unterstützt, erklärt Margitta Braun-Biskamp, „die Förderung reicht jedoch leider nicht aus, um ein günstigeres Angebot machen zu können.“ Einlass ist ab 21 Uhr.
Die Filmvorführung ist eine Inszenierung des Wanderkinos Tobias Rank. Dabei wird das Flair aus der Frühzeit des Films und des Kinos entstehen. Die Leinwand ist an einem alten Feuerwehrfahrzeug installiert, der Projektor steht frei. Das präsentierte Stummfilmmaterial untermalt Tobias Rank mit eigener Musikdarbietung. Die Kino-Bestuhlung wird aus Strohballen bestehen. Wer mag, kann eigenes Gestühl mitbringen. (Jörg Haafke)