KASSEL (wal). Regierungspräsident Mark Weinmeister war kürzlich zum Antrittsbesuch an der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) in Kassel.
Durch den demografischen Wandel, Veränderungen der Arbeitswelt und andere Faktoren stehen die Freiwilligen Feuerwehren in NordOstHessen unter verstärktem Druck. Regierungspräsident Weinmeister und Direktor der HLFS, Erwin Baumann, betonten unisono, dass sie bei der Bewältigung dieser Zukunftsfragen eng zusammenarbeiten wollen.
„Gemeinsam wollen wir die Feuerwehren modernisieren und besser für die Zukunft rüsten. Besonders auf neuen Übungsmethoden, die durch technologischen Fortschritt möglich werden, soll ein Fokus liegen“, sagte Mark Weinmeister. „Wir haben zudem im vergangenen Jahr das Amt der Feuerwehr-Zukunfts- und Innovationsbeauftragten beim RP Kassel geschaffen. Über sie haben wir ein Ohr für die Bedürfnisse der Feuerwehrangehörigen in der Region und halten ebenso engen Kontakt zur HLFS. Ich bin beeindruckt über die Projekte, die wir bereits etwa im Bereich der Digitalisierung der Feuerwehren angeschoben haben.“
„Das RP als regionale Aufsichtsbehörde und die HLFS als Ausbildungsstätte arbeiten bereits jetzt in mehreren Zukunftsprojekten produktiv zusammen“, ergänzte Baumann. „Mit den neuen Übungsmethoden eng verbunden ist die grundlegende Frage, wie wir die Arbeit im Ehrenamt attraktiver für weite Bevölkerungskreise machen können und damit mehr Mitglieder für die Freiwillige Feuerwehr gewinnen können.“
Zwei der Projekte, die die HLFS in Kooperation mit dem RP Kassel umsetzt, befassen sich mit dem Einsatz von Virtual Reality zu Übungszwecken. Durch die virtuelle Lernumgebung soll es Feuerwehrangehörigen möglich sein, regelmäßig unter realitätsnahen Umständen zu üben, wie man z. B. ein Auto mit hydraulischem Rettungsgerät aufschneidet. Ein Vorteil der VR-Methode ist die große Flexibilität, die Übungseinheiten an praktisch beliebigen Orten, z. B. auch zu Hause ermöglichen soll. Unterrichtsstrukturen sollen damit perspektivisch offener gestaltet werden, was sowohl die Ausbilderinnen und Ausbilder entlastet als auch die Attraktivität der Feuerwehrausbildung z. B. für Berufstätige erhöhen soll. Gleichzeitig ist das Training in der VR-Umgebung ressourcenschonender und nachhaltiger als das bisherige Training, bei dem vorhandene Feuerwehrausrüstung zum Einsatz kommt. Abnutzung wird so minimiert und weniger Ausrüstung ist für Ausbildungszwecke geblockt.
Ein weiteres Projekt ist der „Tunnelbrandsimulator“. Durch diesen wird es erstmals möglich sein, das Löschen eines Tunnelbrands unter nahezu realistischen Bedingungen zu üben. Die Übungen mit dem Tunnelbrandsimulator sollen in den neu fertiggestellten Tunnelanlagen des Werra-Meißner-Kreises entlang der A44 stattfinden.
Hintergrund
Die Aufgabe der Hessischen Landesfeuerwehrschule ist es, den Angehörigen der hessischen Feuerwehren und des Katastrophenschutzes das zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderliche Wissen zu vermitteln, Einsatzmethoden theoretisch und praktisch zu erarbeiten und deren Anwendung zu lehren. Dafür verfügt die HLFS über einen Hauptstandort in Kassel und die Außenstelle Marburg-Cappel mit dem Jugendfeuerwehrausbildungszentrum (JFAZ).
Dem Regierungspräsidium Kassel obliegen gegenüber den Landkreisen, Gemeinden und Städten die im Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz festgelegten Aufgaben; hierzu gehören insbesondere Aufsichts- und Weisungsbefugnisse. Das Regierungspräsidium berät darüber hinaus in brandschutztechnischen Angelegenheiten und unterstützt im Bereich des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes. Der Kontakt zu den Freiwilligen Feuerwehren und deren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern steht hierbei immer wieder im Vordergrund. Als besondere Herausforderung sieht das Regierungspräsidium an, die örtlichen Feuerwehren gut für den demografischen Wandel zu rüsten. (wal)