Stadt, Kirche und Vereine auf der Friedens-Kundgebung
BAUNATAL | UKRAINE. Nichts wirkte künstlich oder aufgesetzt, als gestern Mittag etwa 400 Hundert Menschen auf dem Marktplatz in Baunatal zu einer Friedens-Kundgebung zusammenkamen. Auffallend vielen (blau-gelbe) Farben waren zu sehen. Ganze Vereine waren im Solidaritäts-Look gekommen, wie das Kirmesteam Großenritte.
„Es ist Putins Krieg“, erinnerte Bürgermeisterin Manuela Strube mit Nachdruck, „die Menschen in Russland haben sich den Krieg nicht gewünscht!“ Nichts würde jetzt etwa Anfeindungen gegen Mitbürger russischer Herkunft in Baunatal rechtfertigen. Was sie hingegen unerträglich findet, ist das Verhalten von Altkanzler Gerhard Schröder. An dieser Stelle sind Genossen in diesen Wochen ganz offensichtlich besonders empfindlich.
Kirche: kühler Kopf und heißes Herz
Pfarrer Ruben Moser von der Evangelischen Freikirche in Baunatal sieht plötzlich wieder Bilder, wie in Kassel nach dem Krieg. Es gäbe viele Kriege auf der Welt, aber dieser ist uns näher. „Stellen wir uns vor, wir wären dort und bekämen kein sauberes Trinkwasser oder müssten den eigenen Sohn beerdigen oder würden eingezogen. Als Kirche können wir beten, aber auch helfen!“
Sein Amtsbruder von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenbauna, Dirk Muth, schloss nahtlos an: Für die Menschen die Stimme erheben, heiße es jetzt. Man könne über Vorgeschichte reden, aber keinesfalls vergessen, wer Täter und wer Opfer ist. Falsch wäre es, sich in der Stadt gegeneinander aufzubringen. Das Motto könnte sein: „einen kühlen Kopf bewahren bis zur Beendigung des Krieges und heißes Herz für die Opfer!“
Die sportliche Hälfte der Stadtgesellschaft kennt keine Ausgrenzung
Der Präsidentin des KSV Baunatal, Annette Böhle fällt es nicht schwer zu reden. Diesmal allerdings empfand sie es als schwerer, für den Verein zur Situation in der Ukraine zu sprechen. Aber die Hälfte der Baunataler Bürgerinnen und Bürger sind Mitglied in einem Sportverein und die Vereine bilden einen großen Teil der Stadtgesellschaft ab. Und dieser Teil der Stadtgesellschaft, wirkt in der sportlichen Ausübung immer gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, stattdessen für die Einheit: „Im Jahr 2022 muss es andere Lösungen geben für Konflikte geben!“ Zukunftsängste hätte die Pandemie schon genug geschürt.
Stadtverordnetenvorsteher Rainer Heine gab als Ziel aus, geschlossen auf der Seite der Menschen zu stehen. Nach Frieden würden alle streben. Erinnerte daran, dass die Stadt Schwalmstadt ein Spendenkonto bei der Kasseler Sparkasse eingerichtet hat: Baunataler Spendenkonto, Verwendungszweck: Spende Ukraine, IBAN: DE73 5205 0353 0200 0000 17 (BIC: HELADEF1KAS).
Emotionaler Rahmen
Emotional und musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Andreas Dengel (Musikschule Baunatal) auf der Trompete. Unter die Haut gingen unter anderem „Imagine“ (John Lennon) und „Wind of Change“ (Scorpions), aber auch der Klassiker „Sag mir wo die Blumen sind“ (Pete Seeger). (rs)