Landrat beantwortet Fragen von Jochen Böhme-Gingold (LINKE)
SCHWALM-EDER-KREIS. Einen Berichtsantrag mit 22 Fragen hatte der Kreistagsabgeordnete Jochen Böhme-Gingold eingereicht. Darin ging es ausschließlich um die Kreissparkasse Schwalm-Eder. Es waren Fragen zur Schließung von Filialen oder dem Abbau von Geldautomaten, Alternativen zu wegfallenden Dienstleistungen, aber auch zur Informationspolitik des Geldinstituts.
Die Höhe der realisierten Einsparungen wollte er wissen und schließlich etwas über die Besetzung von Posten im Verwaltungsrat und die Aufwandsentschädigungen oder Sitzungsgelder erfahren. Auch, ob die Eigenkapitalquote nicht zu hoch angesetzt sei und wie viele Spenden verteilt werden, wollte der Abgeordnete der LINKEN wissen.
Ohne Einsparungen würde Sparkasse ab 2025 den Kreis belasten
Landrat Winfried Becker (SPD) erklärte in der Kreistagssitzung am Montag, er komme gerne dem Antrag nach. Immer wieder werde verschiedentlich über Standortveränderungen berichtet. Er wies auf die Mittelfristplanung des kreiseigenen Geldinstitutes hin, nachdem der Zinsüberschuss bis 2025 bei konstanten Strukturen von 40 Millionen Euro auf 22 Millionen Euro sinken würde. Von diesem Moment an würde die Sparkasse keine Gewinne mehr erzielen und folgerichtig den Kreis belasten. Deshalb wurden in der Kreissparkasse verschiedene Maßnahmen beschlossen. Sie betreffen den Stellenplan, Standardprozesse und die Anpassung der Standortstruktur.
Ein Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sparkasse sei die Erreichbarkeit. Das gilt für jede Kommune. Geschlossen wurde deshalb dort, wo mehrere Geschäftsstellen existierten und andere erreichbar sind. Eine Tatsache ist auch, dass Kunden die Angebote weniger in Anspruch nehmen. Die Kreissparkasse bietet inzwischen telefonische Beratung an und sogar Besuche zu Hause.
Verwaltungsräte sind vorgeschrieben – Kommunikation verbesserungsfähig
Das Verwaltungsratsmandat ist rechtlich vorgeschrieben. Er überwacht die Geschäftsleitung und muss auf Augenhöhe kommunizieren. Das geht nicht unter 8 bis 10 Stunden Zeitaufwand. Auch das Auszahlungsverhalten hat sich verändert und Einfluss auf die Anzahl der Geldautomaten. In Supermärkten kann man Geld beim Einkaufen und auch der bargeldlose Zahlungsverkehr nimmt zu. Die Kostenstruktur, so Becker, werde jedes Jahr geprüft. Im Moment ist nichts Weiteres geplant, aber ein Geldautomat, der 400 Meter von der nächsten Geschäftsstelle entfernt steht, ist vielleicht verzichtbar.
Die Kommunikation, räumt der Landrat selbstkritisch ein, hätte besser sein können. Ein Aushang im November, mit Abbau im Dezember konnte vielleicht nicht von allen Kunden gesehen werden. Wer 4 Wochen nicht auf der Bank war, hat es nicht mitbekommen. Das bestätigt aber auch das veränderte Kundenverhalten, eben seltener vor Ort Bankgeschäfte zu erledigen.
Satzung im Kreistag beschlossen – Spendenaufkommen bei 325.000 €
850.000 Euro an Einsparung haben die Maßnahmen bewirkt. Es wurde in den Verwaltungsgremien kein neuer Posten geschaffen. Im Übrigen sei die Satzung im Kreistag beschlossen worden. Die Aufwandsentschädigungen betragen 3.228 Euro pro Jahr. An Spenden hat die Kreissparkasse über ihre Stiftung 325.000 Euro verteilt. Das Geld geht ausschließlich an gemeinnützige Vereine. Alle Spenden werden üblicherweise öffentlich übergeben, was in Zeiten der Pandemie so nicht ging.
Die Sparkasse Schwalm-Eder weist ein unterdurchschnittliches Eigenkapital aus. Hohe Abschreibungen auf Kreditausfälle zwischen 2001 und 2011 haben dazu geführt, dass aktuell 35 Millionen Euro am notwendigen Erreichen des Landesdurchschnitts fehlen. Das sei ausgesprochen wichtig, um nicht in eine Kreditklemme zu kommen. Dabei kann das Eigenkapital ausschließlich durch Gewinne aufgebaut werden oder durch Ergänzungskapital vom Landkreis. Das ist aber teuer und liegt über dem Zinsniveau. Die Eigenkapitalquote lag mit 278 Millionen Euro bei 20 % in den vergangenen Jahren. Ausschüttungen an Kreis sind nicht erfolgt.
Geringes Eigenkapital beeinflusst Kreditvergabe an Firmen und Bürger
Die Kreissparkasse möchte ein verlässlicher Partner für die Bürger im Landkreis sein und eine Kreditklemme sei zu vermeiden, um Kreditwünsche von Bürgern und Unternehmen erfüllen zu können. Trotzdem kritisierte er in einem Nebensatz auch die Politik der EZB. Die Europäische Zentralbank wisse nicht, wie stabil das kleinteilige Deutsche Bankensystem aus Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist.
Der Antragsteller Jochen Böhme-Gingold (LINKE) zeigte sich zufrieden mit der Antwort. In Zukunft geht es sicher besser. (Rainer Sander)
4 Kommentare
Wer braucht schon sie Kreis Spaßkasse ???
Habe ein Konto bei der DKB Bank und das ist kostenfrei und mit der Karte kann ich Weltweit mein Geld am Automaten Ziehen.
Donnerwetter weltweit können Sie Moneten ziehen! Haben Sie schon mal in Nepal Moneten gezogen?
P.S. Reine Neugierde
„Die Kostenstruktur, so Becker, werde jedes Jahr geprüft. Im Moment ist nichts Weiteres geplant, aber ein Geldautomat, der 400 Meter von der nächsten Geschäftsstelle entfernt steht, ist vielleicht verzichtbar.“ … mit solch einer Antwort fühlt sich doch der KSK Kunde ( Bürger ) verar…t und fragt sich , warum im Einkaufszentrum Drehscheibe Untergeschoss in Homberg zusätzlich ein Geldautomat 50m direkt neben der Kreissparkasse errichtet wurde. Typisches sinnloses , undurchdachtes , bürgerfremdes Politikergeschwafel. … und “ der Antragsteller zeigte sich zufrieden mit der Antwort “ , ja klar.
Ihr Gesabbel ist auch nicht besser, wenn man nur das Beispiel Treysa nimmt, wo im Wieragrund ein Geldautomat unter der Rolltreppe installiert ist, kann ihn jeder Bürger erreichen. Keine 400 m entfernt ist die Sparkasse mir mehreren Geldautomaten, diese sind für Behinderte allerdings schlechter zu nutzen, weil sie vom Parkplatz vor oder auf dem Einkaufszentrum geparkt haben. Um dann mit dem Rollator oder dem Rollstuhl zur Sparkasse zu kommen, ist es schon recht anstrengend. Es wundert doch sehr wie die Sparkassen die Pandemie genutzt haben, um den Service stark einzuschränken. Langsam weitet sich auch die Servicewüste im Geldsektor aus. Vielleicht liegt die Lösung in der Fusion mit einer anderen kreiseigenen Sparkasse in den Nachbarkreisen?
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