Handlungssicherheit für Vereinsverantwortliche und ÜbungsleiterInnen im sportlichen Alltag
BORKEN. Der TuSpo Borken bot kürzlich in Zusammenarbeit mit der Sportjugend Hessen eine Fortbildung für seine Übungsleiter an. Der Referent der Sportjugend, Sven Becker, und die Kindeswohlbeauftragte des TuSpo Borken, Maria Cruz, qualifizierten 11 Vereinsmitglieder, Übungsleiter und Vorstandsmitglieder zum Thema Kindeswohl im Sport.
Ziel der Fortbildung war es, die Übungsleiter im verantwortungsvollen Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zu stärken und Handlungssicherheit zu schaffen, so Maria Cruz in einer Pressemitteilung.
Es wurden die Besonderheiten im Sport, die ein Risiko für Grenzüberschreitungen bergen, dargestellt: Körperzentriertheit, körperliche und emotionale Nähe, Einzeltrainings, Rituale, Hilfestellungen, Umkleidesituation, Duschen, hierarchische Strukturen, Machtverhältnisse, Abhängigkeiten usw. Dabei entwickelten die Teilnehmer eine Sensibilität für vorhandene Gefährdungen und konnten die Wahrnehmung für Grenzverletzungen schärfen.
Der vom TuSpo erarbeitete Verhaltenskodex und die Verhaltensregeln zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen wurde ausführlich besprochen. Alle Übungsleiter des Vereins, die Angebote für Kinder und Jugendliche durchführen, sowie der gesamte Vorstand haben diese Vereinbarungen unterschrieben. Die ausführlichen Regelungen schaffen Handlungssicherheit für den sportlichen Alltag mit Kindern und Jugendlichen und schützen Übungsleiter vor falschem Verdacht.
Die Teilnehmer beschäftigten sich auch mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Kindeswohlgefährdung: seelische oder körperliche Vernachlässigung, seelische oder körperliche Misshandlung, sexuelle Gewalt, häusliche Gewalt und digitale Gewalt.
Weiterhin wurde der Umgang mit Verdachtsfällen und konkreten Vorkommnissen von Kindeswohlgefährdung thematisiert und die Einleitung geeigneter Interventionsschritte erläutert. Den Teilnehmern wurde der Handlungsleitfaden, den der TuSpo Borken für den Umgang mit Verdachtsfällen und Vorfällen sexualisierter Gewalt entwickelt hat, vorgestellt. Diese Orientierungshilfe legt Interventionsschritte zur Beendigung von Kindeswohlgefährdungen und zum Schutz von Betroffenen fest, damit im Fall eines Falles, schnell, systematisch und abgestimmt gehandelt werden kann.
Für die Teilnehmer war es sehr entlastend zu erfahren, dass sie im Ernstfall nicht allein eine Gefährdungssituation einschätzen oder bewerten müssen. Sie erkannten, dass geeignete Maßnahmen immer in Abstimmung mit Fachberatungsstellen erfolgen müssen und sie fachliche Unterstützung durch Fachberatungsstellen jederzeit in Anspruch nehmen können und sollen.
Abschließend nannte Maria Cruz markante Zahlen, die das Ausmaß von Kindeswohlgefährdung verdeutlichten:
- nach Angaben der Safe Sport Studie finden 2 von 3 Ereignissen sexualisierter Gewalt im Umfeld von Sportvereinen statt
- 35 % der Betroffenen sprechen mit niemandem nach einem Ereignis sexualisierter Gewalt
- im Durchschnitt muss ein betroffenes Kind 8 Personen ansprechen, bis ihm jemand glaubt
„Die Teilnehmer konnten ein Verständnis davon entwickeln, wie sie für das Wohl der Kinder und Jugendliche im TuSpo sorgen können. Sie erkannten, dass sie Verantwortung für das Wohl der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen tragen und stellten fest, wie sehr sie selbst dazu beitragen können, Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen, deren Rechte zu stärken und ihre Partizipation zu fördern“, so Cruz abschließend in ihrer Pressemitteilung. (wal)