ZIEGENHAIN/MARBURG. Ärztinnen und Ärzte der Fachrichtungen Gynäkologie und Geburtshilfe des Asklepios Klinikums in Schwalmstadt und des Universitätsklinikums in Marburg werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten.
Die beiden ungleichen Kliniken tauschen sich bereits seit vielen Jahren aus. Medizinisch notwendige oder dem psychischen und praktischen Patientenwohl dienende wohnortnahe Verlegungen werden schon seit langer Zeit auf dem „kleinen Dienstweg“ und mit Telefonaten der behandelnden Ärzte und Ärztinnen praktiziert. Zudem findet seit Langem ein fachlicher Austausch der beiden Kliniken untereinander statt. Vorreiter ist hier die onkologische Praxis von Dr. Baroudi im Ziegenhainer Krankenhaus und das Pendant am UKGM in Marburg. Aber auch auf anderen fachlichen Gebieten ist das Kirchturmdenken in den beiden Häusern längst überwunden. Beide Kliniken haben ihre individuellen Stärken und Schwächen, wobei aus Patientensicht zukünftig gilt, die Schwächen auszumerzen und die Stärken zu bündeln.
Die jetzige aktuelle Vereinbarung der beiden Krankenhäuser hat genau dies zum Ziel. Bereits vor einer eventuell notwendigen Verlegung von einem zum anderen Krankenhaus arbeiten die Ärzte bei der Anamnese und Diagnose der Patientinnen zusammen. Dabei wird zukünftig die fachliche Kompetenz der beiden Häuser zusammengeführt. „Gerade bei bösartigen Erkrankungen ist ein enger Austausch mit Kollegen wichtig. Eine Zweitmeinung holen wir in diesen und anderen kritischen Fällen immer ein“, so Chefarzt Dr. Heinz-Josef Kaum.
Bereits seit einiger Zeit praktiziert wöchentlich eine Oberärztin der Frauenklinik am Universitätsklinikum Marburg in Ziegenhain. Die beiden Chefärzte in Ziegenhain und Marburg, Dr. Heinz-Josef Kaum und Prof. Dr. Uwe Wagner, sind eng verbunden, wozu auch der gegenseitige Austausch der Handynummern gehört.
Kaum ist „froh“, als gynäkologischer Leiter einer Klinik der Grundversorgung „einen großen Bruder“ zu haben. „Die Idee ist, dass wir hier nicht zentralisiert oder dezentralisiert denken“. Ziel ist es, dass Patientinnen, auch bei schwerwiegenden Diagnosen, weiter in Ziegenhain behandelt werden und hier die fachliche Kompetenz einer Klinik der Maximalversorgung erhalten. In Ausnahme- und bei Notfällen wird es aber weiterhin Verlegungen nach Marburg geben.
Für Prof. Wagner ist es wichtig, dass Medizin regional organisiert wird, „wir schaffen nicht alles allein“. Das Besondere an dem Konzept ist der personelle Austausch: „Wir haben Ansprechpartner, die bei uns arbeiten und die in Schwalmstadt vor Ort sind. Patienten, die in Ziegenhain gesehen werden, treffe am nächsten Tag denselben Arzt in der anderen Klinik wieder. Dies gab es vorher nicht.“ Einen ähnlichen personellen Austausch gibt es im Bereich der Onkologie bereits mit dem Kreiskrankenhaus in Alsfeld.
Im Rahmen der Zusammenarbeit wird es auch einen engeren Austausch im Bereich der Weiterbildung geben. „Je mehr und unterschiedlichere Erfahrungen unsere Assistenzärzte bekommen, desto besser sind sie für die Zukunft gewappnet. Dies schlägt sich dann auch in der Qualität der Behandlungen nieder“, so Dr. Kaum.
Ginge es nach Prof. Wagner, könnte die enge Zusammenarbeit der beiden Frauenkliniken auch auf andere Versorgungsbereiche ausgeweitet werden.
Prof. Dr. Uwe Wagener (58) ist seit Anfang Dezember auch Ärztlicher Geschäftsführer des Universitätsklinikums in Marburg.
Der Ziegenhainer Chefarzt ist ein leidenschaftlicher Verfechter des Projekts der beiden Kliniken. Die Patientinnen haben sowohl in der Geburtshilfe als auch bei gynäkologisch notwendigen Operationen die Sicherheit, „dass wir uns absprechen“, so wird zukünftig das Beste aus beiden Häusern die Qualität der Patientenversorgung verbessern.
Dr. Kaum, die Ziegenhainer Oberärztin Miriam Schuchardt und Prof. Wagner blicken auf viele Jahre Erfahrung zurück. Wagner gilt als geschätzter Experte auf dem Gebiet der Geburtshilfe und Frauenheilkunde. „Von diesem Wissen profitieren nicht nur Patientinnen, sondern auch angehende Mediziner, die der Arzt seit 25 Jahren an Hochschulen unterrichtet“, heißt es in seiner Vita.
Für Patientinnen bedeutet die enge Zusammenarbeit, dass sie während und nach einer Schwangerschaft die beste Betreuung erhalten. Aber auch bei Geburten kann es zu Komplikationen kommen. „Hier müssen nicht nur unsere Ärzte schnell handeln, sondern in erster Linie auch die Hebammen, die die Frauen vor, während und nach der Geburt besonders eng begleiten“, sagt Miriam Schuchardt.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir den Patientinnen damit zukünftig noch eine bessere Versorgung und Behandlung bieten können. Ich bin dankbar, dass meine Kollegin Dr. Sylvia Heinis, Geschäftsführerin des Universitätsklinikums in Marburg, sowie Prof. Wagner, Dr. Kaum und Miriam Schuchardt gemeinsam mit mir und den anderen Kollegen an einem Strang ziehen. Nur so kann diese Kooperation zum Erfolg werden“, so die Geschäftsführerin der Asklepios Klinik in Schwalmstadt, Dr. Dagmar Federwisch. (wal)