Abwechslungsreiches Programm begeistert auf der Märchenbühne
GUDENSBERG. 150 Geimpfte und 20 Ungeimpfte – man unterteilt jetzt bei Veranstaltungen – hatten gestern Abend den Weg zur Märchenbühne nicht nur gefunden, sondern ganz bewusst gewählt. Die „Open Stage Gudensberg“ – ob auf der Märchenbühne oder im Bürgerhaus – ist seit Jahren eine feste Adresse im nordhessischen Musik- und Event-Kalender.
Das ist deshalb so, weil die „Offene Bühne“ eine spannende und abwechslungsreiche Mischung von Musik und Theater garantiert und alles mit Herz und Leidenschaft präsentiert wird. So war es auch gestern und die Leidenschaft von Andreas „Olli“ Olbrich ist ein wichtiges Lebenselixier für dieses Format. Dazu kommen die vielen Ehrenamtlichen aus Gudensberg und die Kulturabteilung der Stadt, die das Kulturprogramm der Chattengau-Metropole in dieser Form ermöglichen. Um 20:00 Uhr musste Melanie Röder die Entscheidung treffen, die Türen zu schließen, sicherlich wären mehr als 200 gekommen, was nach dem Hygienekonzept zurzeit noch nicht wieder möglich ist.
„Lehn Dich an“ – Es ist viel passiert…
„Es ist viel passiert“, resümierte Andreas Olbrich das zurückliegende Jahr. Die Open Stage 2020 war die letzte Veranstaltung vor dem erneuten Lockdown und jetzt war sie die bisher bestbesuchte im Jahr 2021. Olli hat die aktuelle Zeit zu einem Text über Freundschaft auf die Melodie des Bill Withers Klassikers „Lean on me „zu inspiriert. „Lehn Dich an“ sangen nicht nur Olli, Elke Reuter und Rolf Hellweg, sondern auch die 170 im Publikum: „Du kannst auf mich bauen … es wird immer weitergehen!“
Rolf und Elke setzten das Programm dann auch zusammen mit Anette fort, bevor die „Simple Chords“ als die vermutlich ältesten Urgesteine mit Klassikern begeisterten und zugleich mit ihrer Gesangsanlage kämpften. Zu den Urgesteinen der Veranstaltung gehören eben auch Anja Mann und Elke Reuter, die gemeinsam gefühlvolles auf die Bühne brachten. Ein bisschen träumen bei Lionel Richies „Hello, is it me yor’re looking for?“ oder etwas schmachten bei Robbie Williams „Angels“, „And I feel the love is dead, I’m loving angels instead…“
Gitarre geht kaum besser: Jakob Lueg
Anstatt die Engel zu lieben, begannen die Besucher sehr schnell Jakob Lueg zu lieben. Er gehörte zu den Newcomern der Veranstaltung und dennoch herrschte sofort Einigkeit: an der Gitarre würde Lueg an diesem Abend unerreichbar bleiben. Finger-Picking geht kaum besser. Sein großes Vorbild: Tommy Emmanuel. Er ist schon nah dran! „So eine schöne Bühne hatte ich noch nie“, stellte der 26-jährige Musiker aus Bad Arolsen fest und so schöne Gitarrenmusik hatten viele im Publikum auch noch nie. Im Programm – neben Musik des großen Vorbilds – ein paar Klassiker der Beatles, wie „While My Guitar Gently Weeps“ oder „Imagine“, mit tiefer gestimmter „E-Seite, weil‘s besser klingt.
Inzwischen nimmt der Musiker, der in einigen Bands spielt, auch Gesangsunterricht. Den muss die Gruppe Bellaccappella nicht mehr so oft buchen. Mit Vokalversionen wie von „Time After Time“ begeisterten sie das Publikum und sahen in Schwarz-Rot auch noch gut aus.
Kollege Hertz werfen den Anker
Nach der Pause spielten Kollege Hertz um Rüdiger Brinkmann, der alle Lieder des Trios schreibt, Nachdenkliches, Hoffnungsvolles und Aufbauendes. Die Lieder aus ihrer CD Anker fordern auf: „Du sollst Deine Lieder spielen!“ Rüdiger, Siegfried Arnold und Stefan Aubel sind am 3. September noch einmal mit einem eigenen Konzert auf der Märchenbühne zu hören und erklären, wie das geht. Wer, wie Kollege Hertz davon überzeugt es, dass „Nichts bleibt wie es ist“, aber auch „nichts ohne Sinn ist“, dass „Alles schon gesagt ist, in den Liedern und Geschichten, in den Büchern und den Schriften“, wird an diesem Abend viel Freude haben.
Ganz anders präsentierte sich die singende Hebamme Katharina Albert, die das Publikum mit Gesang zu Playbacks bis zur Partylaune animierte. „What’s Up“ lautete nicht nur eine Frage der 4 Non Blondes. Auf der Märchenbühne darf man sich auch Träume erfüllen, also einfach mal singen, etwas erzählen oder etwas darbieten.
Die Open Stage erfüllt auch (Musical-) Träume und erklärt die Liebe
Betty Bier macht viel, tritt viel auf und war in unterschiedlichsten Genres schon öfter bei der Open Stage zu Gast. Eigentlich wollte sie immer Musicaldarstellerin werden, verrät sie, und diesen Traum erfüllte sie sich gestern Abend mit der Eiskönigin nach Walt Disney. „Lass jetzt los“ (Let it go) mögen seit Helene Fischer, die selbst ursprünglich Musicaldarstellerin gewesen ist und inzwischen Schlager singt, auch Erwachsene. Und die Mark Forster-Version von „Wo noch niemand war“ hat das ursprünglich von Hans Christian Andersen geschriebene Märchen Schneekönigin wieder „generationentauglich“ gemacht.
Zum Schluss wurde es in Olli Buntem Angebot dann wieder ruhiger. Thomas Frankfurth zählt zu den profiliertesten Liedermachern in der Republik und ist erfreulicherweise in Nordhessen zu Hause. Er sinniert schon mal über Wunde Punkte und macht daraus Wunderpunkte. Und manchmal bringt er Dinge auf seine Art auf den richtigen Punkt: „Wir betrachten die Liebe immer sehr romantisch“, und dann erzählt er musikalisch was passiert, wenn ein Naturwissenschaftler auf eine Romantikerin trifft und schließlich Moleküle auf Gene. Was dann geschieht endet in der Frage, „wie kommt es, dass ich mich nach Dir sehne…?“
Nach dem bereits mega-erfolgreichen Krimidinner hat Frau Melanie Röder mit der Open Stage die zweite erfolgreiche Veranstaltung in diesem Jahr auf der Märchenbühne organisiert, für die musikalische Leitung und das Line Up ist und bleibt Olli Olbrich verantwortlich. Die Open Stage wird es jedenfalls auch im nächsten Jahr geben. (Rainer Sander)