Erste Lesung 2021 in Gedenkstätte Breitenau durch Dr. Dieter Vaupel und Alida Scheibli
GUXHAGEN. Zum ersten Mal nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen führte die Gedenkstätte Breitenau/ Guxhagen wieder eine öffentliche Veranstaltung mit einer begrenzten Zahl von Zuhörern durch.
Am vergangenen Donnerstagabend war der Gudensberger Autor Dr. Dieter Vaupel zusammen mit Alida Scheibli in den Räumlichkeiten der Gedenkstätte zu Gast. Gemeinsam führten beide eine szenische Lesung aus Vaupels Buch „Etwas Schaden ist wohl bei den meisten Juden eingetreten“ durch, in dem es um jüdisches Leben in Felsberg geht. Scheibli begleitete zudem die Veranstaltung durch drei selbst komponierte Stücke am E-Piano.
Nach einem Überblick über den Inhalt des Buches, das die Geschichte der Felsberger Juden vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in unsere heutige Zeit nachzeichnet, warfen Vaupel und Scheibli vor allem Schlaglichter auf die Zeit direkt nach 1933 und die Ereignisse des Novemberpogroms von 1938. Eindrucksvoll brachten sie dabei ehemals in Felsberg lebende Juden und Jüdinnen zum Sprechen, indem sie aus Briefen und Berichten zitierten. „Wir haben fürchterlich unter der Nazizeit und der Auswanderung gelitten“, so Else-Paula Hammerschlag in einem Brief. Und ihr Mann Nathan schreibt nach seiner Flucht nach Südamerika: „Ich fühlte mich immer zuerst als Deutscher, dann als Jude. Bei jeder patriotischen Aktion war ich dabei, in allen Vereinen war ich Mitglied. Ich konnte es nicht verstehen, dass man uns nun ächtete.“
Anschließend standen neben den Opfern auch die Täter, die maßgeblich zur Vertreibung der Juden aus dem Ort beitrugen, im Mittelpunkt. Nicht zuletzt würdigten Vaupel und Scheibli aber auch die „stillen Helden“, wie etwa Frau Fülling, die ihren jüdischen Nachbarn regelmäßig heimlich Essen brachte und dabei die Sicherheit ihrer Familie riskierte.
Auch die Frage, warum man sich heute noch – oder wieder – an all das erinnern sollte, wurde thematisiert. Vaupel: „Das Beispiel Felsberg zeigt eindringlich, wohin Intoleranz und Hass führen, es macht sensibel dafür, auch heute genau hinzusehen. Die Menschenwürde zu achten und zu schützen ist unser höchstes Gut.“ (pm/wal)
Das Bild: Alida Scheibli und Dr. Dieter Vaupel vor den Ausstellungstafel zur jüdischen Geschichte Felsbergs in der Gedenkstätte Breitenau
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