
Johanna Dombrowski und ihr Vater Reinhard Krech-Dombrowski arbeiten zusammen an einem der Materialpakete aus der WfbM. ©Foto: Stefan Betzler/nh
TREYSA. Johanna Dombrowski liebt ihren Arbeitsplatz in den Hephata-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM). Doch seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 konnte sie nur sehr selten dort sein. Sie gehört aufgrund ihrer Behinderung zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19. Nun kommt die WfbM einfach zu ihr nach Hause.
Johanna Dombrowski ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern in Treysa. Sie arbeitet in den Förderstätten der WfbM. Die 26-Jährige hat Trisomie 21. „Johanna ist ein Herzensmensch und jetzt oft einsam. Ihr fehlen die Strukturen, Kontakte und Beziehungen“, sagt ihre Mutter Heike Dombrowski (64). Vater Reinhard Krech-Dombrowski (67) ergänzt: „Johanna hat ein schwaches Immunsystem, sie kann keinen Mundschutz tragen und nur sehr eingeschränkt der AHA-Formel folgen. Unser Leben hat sich sehr verändert, wir leben in Isolation. Von diesen Problemen von Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen wissen leider nur wenige.“
Heike Dombrowski und ihr Mann sind Pädagogen, sie hat in der Frühförderstelle Homberg, er in der Hephata-Förderschule gearbeitet. Jetzt sind sie in Rente und widmen sich rund um die Uhr der Betreuung ihrer Tochter. „Wir kommen vom Fach und trotzdem geht einem irgendwann die Puste aus. Es ist schwer, jeden Tag aufs Neue Ideen für eine Tagesstruktur mit Bewegung, Beschäftigung und Förderung zu haben“, so Heike Dombrowski. „Deswegen sind wir auch so dankbar für die Unterstützung der WfbM.“
Jede Woche ruft Arbeitsgruppenleiterin Jördis Grunwald die Familie an und fragt, ob und welche Unterstützung oder Hilfe sie braucht. Und jede Woche findet ein Materialpaket den Weg in den Briefkasten der Dombrowskis. „Das ist eine liebevoll und aufwendig gestaltete Mappe mit Sortier- und Zuordnungsspielen, Liedern und Texten in leichter Sprache sowie vielen Bildern, die neue Impulse bringen und eine große Erleichterung für uns sind“, sagt Heike Dombrowski. „Vor allen Dingen kann Johanna so den Kontakt zur WfbM halten. Sie merkt, sie wird nicht vergessen und auch sie selbst vergisst nicht, dass es ihre Arbeit und Kollegen gibt, die sie irgendwann auch wiedersehen wird“, so Reinhard Krech-Dombrowski.
An dem Konzept der Materialpakete zur ambulanten Förderung der WfbM-Klienten haben insgesamt 25 Mitarbeiter der WfbM rund um Sozialpädagogin Claudia Weißing, Abteilungsleiterin des WfbM-Berufsbildungsbereichs und der WfbM-Förderdienste, mitgearbeitet. „Durch die Corona-Pandemie mussten wir im März 2020 die Förderung und Bildung unserer Klienten neu organisieren. Wir haben den Kontakt zu den Angehörigen oder gesetzlichen Vertretern aufgenommen und für jeden Mensch und dessen Lebenssituation individuelle Lernpakete geschnürt. Aus dem Nichts heraus“, sagt Claudia Weißing.
Für die Klienten im Berufsbildungsbereich der WfbM gab es seitdem jeden Tag Materialpakete, die vor allem fachbezogene Aufgaben enthielten, beispielsweise zu den Themen Brandschutz, Erste Hilfe, Arbeitsfelder oder auch Bewerbungen schreiben. Mittlerweile sind diese Klienten in die WfbM zurückgekehrt. Gleiches gilt für die meisten Klienten, die in Einrichtungen Hephatas leben. Anders sieht es jedoch bei vielen Klienten aus, die zur Risikogruppe zählen und aufgrund eines ärztlichen Attestes die WfbM auch weiterhin nicht besuchen können. Hier müssen noch individuellere Materialien erstellt werden, die auf den aktuellen Alltag abgestimmt sind. Das betrifft 40 Frauen und Männer, darunter auch Johanna Dombrowski.
Für ihre Materialpakete war Ergotherapeutin Jördis Grunwald zuständig. „Johanna hat sehr viel Spaß an der Arbeit, den wollte ich weiter festigen und zugleich die Familie unterstützen.“ In der WfbM sortiert Johanna Dombrowski Montageteile. Daran angelehnt, musste sie in ihren Materialpaketen unter anderem Papiersocken ausschneiden und paarweise sortieren. Jördis Grunwald hat aber auch herausgefunden, dass die 26-Jährige gerne Zuordnungsaufgaben löst: „Wenn sie wieder in die WfbM kommt, werde ich das im Arbeitsalltag aufgreifen.“
Bis dahin fiebert Johanna Dombrowski jedem neuen Materialpaket entgegen. Darin geht es jede Woche um ein anderes Thema, unter anderem um Tierwelten, den Wald, das Wetter, Farben und Formen, Ernährung, Körper, Kleidung, Impfen und Arbeitsschutz. Ergänzt werden die Mappen durch handwerkliche Aufgaben wie das Zusammensetzen von Schraubendrehern, was sonst auch zu den Aufgaben der 26-Jährigen in der WfbM gehört.
„Natürlich können wir so die soziale Teilhabe nicht voll ersetzen. Aber unser Blick hat sich geweitet, vieles werden wir auch nach Corona umsetzen können“, sagt Hans-Günter Kripko, Bereichsleiter der WfbM. „Wenn sich künftig jemand das Bein bricht und sechs Wochen zu Hause bleiben muss, haben wir jetzt perfekte Erfahrungen in der systematischen mobilen Begleitung.“ (pm)
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