Joseph Beuys – Eine Hommage im Malerdorf
WILLINGSHAUSEN. Am zurückliegenden Mittwoch (12.5.21) wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. „Wir können Beuys natürlich weniger als Künstler ehren, aber unbedingt als Umwelt-Pionier“, sagt Jörg Haafke, Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Schwalm e.V.
„Seine Idee, der Stadt Kassel zur documenta 1982 unter dem Motto „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ 7.000 Eichen zu schenken und damit die Kunst zur kreativen Mitgestaltung der Gesellschaft zu nutzen, möchten wir anläßlich seines Geburtstages aufgreifen“ erläutert er weiter. Das Malerdorf Willingshausen mit einer der ältesten Künstlerkolonien Europas sei sicherlich ein richtiger Ort um mit einer „ART Dorfbelaubung“ zu beginnen. „Wir sind sicher Beuys hätte seine Freude daran der Gemeinde Willingshausen Bäume zu schenken“, zeigt sich auch die stellvertretende Vorsitzende Erika Schäfer überzeugt. Ebenso wie im Kassel der 1970er und 90er-Jahre der Stellenwert des Grüns in der Stadt gering gewesen sei, hätten Bäume auch heute auf dem Dorf nur wenige Fürsprecher. „Sie machen ja Dreck“ zitiert Schäfer oft zu hörende Argumente.
„Wir schenken nicht nur dem Malerdorf zwei Beuys-Bäume, sondern machen auch den Start eines Kunst- und Kulturprojekt in der Neustädter sieben sichtbar“, erläutert Haafke weiter. In der ehemaligen Bäckerei Dittschar sollen Räume für die Kunst und für Kulturveranstaltungen entstehen. Initiator ist Hartwig Bambey, in der Schwalm kein Unbekannter und lebenslang Förderer der sozialen Kultur. Im Herbst 2020 konnte er die Familie Dittschar für seine Idee von einem neuen Leben für die lange Jahre leer stehenden Bäckereigebäude gewinnen. Zunächst richtete er eine Schaufenster-Galerie ein die in der „dunklen Jahreszeit“ eindrucksvoll einen Lichtblick für Willingshausen vermitteln konnte.
„Die Beuys-Hommage des Fördervereins Kulturlandschaft ist Auftakt für ein regelmäßiges Kunst- und Kulturprogramm in und an der ‚Neustädter sieben'“ erläutert Hartwig Bambey und lädt zugleich alle Kunst- und Kulturengagierte aus Willingshausen und Umgebung zur Mitwirkung ein. „Ich freue mich sehr, dass mit der Hommage des Fördervereins an den Künstler- und Pionier im besten Beuys-Sinne in der Entstehung wie im Ergebnis eine „Soziale Plastik“ als Gesamtkunstwerk gelungen ist“ so Bambey weiter. Leider habe die Pflanz- und Kunstaktion und damit der Start für eine Kultur-Initiative-Willingshausen nicht mit einer stärkeren öffentlichen Beteiligung durchgeführt werden, da ja selbstverständlich alle Corona-Bedingungen einhalten werden sollten.
Auf dem Vorplatz des neuen Kunst- und Kulturortes zeugen nun zwei Dach-Platanen von diesem Aufbruch in eine neue Kulturzeit im Malerdorf. Die Auswahl der Baumart wird nicht nur aufgrund der kunstvollen Erscheinung in ihrem Formschnitt gerecht, sondern sie stellt zugleich eine innere Verbindung zum Dorf selbst her dessen Dorfplatz ebenfalls von Dachplatanen eingerahmt ist. Die beiden neuen Bäume wären indes keine Beuys-Bäume, wären ihnen nicht die obligatorischen, aus nordhessischen Steinbrüchen stammenden Basalt-Stelen als Wächter beigestellt. Und im Schaufenster erinnert eine Auswahl von An- und Einsichten des Kunst- und Kulturphilosophen Joseph Beuys nicht nur an seine Wahrnehmung der Dinge, sondern mag zugleich Anregungen für eigene Betrachtungen sein, wünschen sich die Initiatoren. (pm)
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