Dienstwagen: Gesetzliche Vorgaben reichen Opposition nicht…
BAUNATAL. Darf es auch etwas mehr sein? Liest man den Antrag der CDU-Fraktion zu den Dienstwagen der Wahlbeamten Baunatal (Bürgermeisterin und Erster Stadtrat) in der jüngsten Baunataler Stadtverordnetenversammlung, dann könnte man vermuten, es gäbe eine Dienstwagenaffäre in Baunatal:
„Der Magistrat wird beauftragt: 1. Darzulegen, wie hoch der Anteil der Privatfahrten von Bürgermeisterin und 1. Stadtrat im Jahre 2021 war und welche Kosten damit für die Stadt Baunatal verbunden waren. 2. Den Stadtverordneten eine entsprechende Nutzungsregelung zur Beschlussfassung, welche zukünftig sämtliche Privatfahrten von Bürgermeisterin und 1. Stadtrat einspart, vorzulegen.“
Ein Antrag, der unweigerlich dazu führen würde, dass sich beide Magistratsmitglieder zusätzlich zum Dienstwagen – ob nachhaltig oder nicht – einen Privatwagen zulegen müssten. Der Bundesgesetzgeber hat die private Nutzung von Dienst- und Firmenwagen eindeutig geregelt. Ob gerecht oder nicht gerecht, 1 Prozent monatlich, also zwölf Prozent jährlich vom Brutto-Listenpreis (Rabatte werden also ignoriert) sind vom Arbeitnehmer als geldwerter Vorteil zu versteuern. Das gilt für die Krankenschwester im ambulanten Pflegedienst genauso, wie für den Vorstand eines DAX-Konzerns. Natürlich auch für Beamte. In der Gehaltsklasse von Spitzenbeamten und den üblichen Limousinen kommt beim Spitzensteuersatz von 40 Prozent ein Steuerbetrag von 4.000 Euro oder auch 5.000 Euro im Jahr schnell zustande. Geld, das bezahlt wird aber nicht in den Steuereinnahmen der Stadt, sondern des Finanzamtes landet. Das mag schade sein, aber so ist die Regelung. Die bisherigen Prüfungen, auch des von der CDU viel gelobten Rechnungsprüfungsamtes der Stadt Baunatal, haben hier keinerlei Einwendungen gegen die praktizierte Besteuerung ergeben.
Ins Thema hineingesteigert…
- Sebastian Stüssel (CDU) befindet in seiner Antragsbegründung, Bürgermeisterin und Erster Stadtrat sollten ihre Fahrten dennoch selbst bezahlen und will wissen, welche Kosten dabei bisher entstanden sind.
- Reiner Oswald (FDP) war ursprünglich anderer Meinung, hat sich nach eigenen Worten aber von der CDU überzeugen lassen. Er möchte auch wissen, was an notwendigen Fahrten vorhanden war und ob ein Dienstwagenpool nicht besser ist.
- Dr. Klaus-Peter Lorenz (SPD) vermutet als Hintergrund: „Irgendwas bleibt immer hängen. Das passt in die Zeit und mach traurig.“
- Sebastian Stüssel (CDU) hat nichts gegen die 1-Prozent-Regelung, aber was ist mit den Betriebskosten, wenn die Fahrzeuge überwiegend privat genutzt werden? Wir wollen das vorgelegt haben. Es gebe woanders auch eine Nutzungsregelung. Die könne man doch trotzdem machen. Man versuche immer am unteren Ende zu sparen. Es habe ohnehin eine skurrile Nichtausschreibung gegeben. Was Recht ist müsse Recht bleiben. Selbst dem Magistrat werden die Leasingverträge nicht vorgelegt. Jeder Kugelschreiber werde europaweit ausgeschrieben, argumentierte er mit leidenschaftlicher Übertreibung, der
- Bürgermeisterin Silke Engler (SPD) kurz danach deutlich widersprach: Ein Fahrzeug muss deshalb nicht europaweit ausgeschrieben werden, weil die Schwellenwerte dafür gar nicht erreicht werden. Die Auswahl der Fahrzeuge solle in Baunatal allerdings als Standortkommune des zweitgrößten Werkes vom VW-Konzern sein, wenn dieser ein passendes Fahrzeug anbietet. Danach gibt es eine Ausschreibung und selbstverständlich werden Angebote von verschiedenen Händlern eingeholt. Bei ihrem Fahrzeug sei im Übrigen genau das getan worden, was in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. Alle Antriebsarten wurden verglichen, also Elektro, Hybrid und Benziner aber kein Diesel. Wirtschaftlich gesehen war genau der Benziner die günstigste Variante für die Stadt.
Borschel deutet Betrug und Veruntreuung an
- Edmund Borschel (B90/GRÜNE) fragte: „Wem nützt es?“ Der Antrag sei zeitgemäß und deutete parallel an zu Herrn Paul im Landkreis. Es wurde auch kein Elektrofahrzeug angeschafft. Eine kleinere Kategorie hätte es auch getan. Dann folgte eine heftige Unterstellung: Es gäbe Tankkarten im Rathaus. „Wofür werden die benutzt?“ Das, so Borschel, könnte auch einen Akteneinsichtsausschuss bedeuten. „Wir müssen die Verwaltung kontrollieren!“
- Christian Strube (SPD) resümiert noch einmal, dass die gesetzlich vorgeschriebene Regelung angewendet wird und konstatiert, „Es wird mit Dreck geworfen, in der Hoffnung, dass was hängenbleibt.
E-Scooter statt Audi
In der weiteren Diskussion wurde auf die Deutung von Steuergeld hingewiesen, aus der Opposition für Dienstfahrten auch ein E-Scooter als ausreichend bezeichnet und für längere Dienstfahrten Taxi oder Bahn ins Spiel gebracht. Beklagt wurde auch, dass ein Audi kein Volkswagen sei. Nicht erwähnt wurde indes, dass eine – vom Sachbezugswert – abweichende Regelung voraussichtlich – auch gesetzeskonform – vom Finanzamt als gewerbliche und damit umsatzsteuerpflichtige Einnahme gewertet werden würde. Mit SPD-Mehrheit wurde der Antrag abgewiesen. Es bleibt also beim Praktizieren der gesetzlich vorgeschrieben und bundesweit mehrheitlich angewendeten Regelung. (rs)
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3 Kommentare
Ähh ???
Aktuelle Lage der CDU/ CSU zum Thema Schutzmasken.
Haben die Herren Politiker nichts besseres zu tun?
Lächerlich.
Sehr treffend beschrieben, so machen die Herrschaften der CDU das landauf, landab.
So so, Audi ist kein Volkswagen? Ich fall um. Kann es sein, dass die Einsicht, der Bürgermeisterin auch nicht mal annähernd das Wasser reichen zu können, bei dem einen und anderen Oppositionspolitiker merkwürdige Blüten treibt? Da werden seit geraumer Zeit Anfragen oder Anträge konstruiert, die nicht mal das Papier wert sein dürften, auf dem sie verfasst worden sind und damit Verwaltung und Stadtparlament überschwemmt. Das bedeutet nicht nur Zeitverschwendung sondern auch Kosten. Mal abgesehen davon, dass diese Taktik evtl. auch zermürbend wirken sollte, was ja sichtlich nicht in dem erwünschten Ausmaß geklappt hat. Einigen Parlamentariern dürfte sie aber den Entschluss, ihre Freizeit nicht mehr in den Dienst der Bevölkerung Baunatals zu stellen, mehr als erleichtert haben. Man kann sich ja mal fragen, seit wann genau dieser Zustand eingesetzt hat und Sitzungen in Parlament und Ausschüssen „vergnügungssteuerfrei“ sein dürften. Und vor allem, wer dafür die Verantwortung trägt. Politische Verantwortung für sich und andere tragen, kann durchaus Spaß machen – und sollte es auch, wenn dafür fast die gesamte Freizeit draufgeht. Wenn die Familie dafür hintenangestellt wird. Voraussetzung dafür ist „der gute Ton“, der faire und sachliche Umgang miteinander. Und das quer durch alle Fraktionen. Bei allen Unterschieden – und auch – wenn’s mal hart ins Detail gehen muss. Ehrabschneidende böswillige Äußerungen gegen Vertreter der Verwaltung und Parlamentarier – die gehen gar nicht. Und die haben wir auch hier wieder. Völlig aus der Luft gegriffen, wird von Herrn Stüssel(CDU) eine angebliche Dienstwagenaffaire aus dem Hut gezaubert, die sich ruckzuck als nicht existent herausstellt. Und – als ob das nicht ausreicht, wird sie auch noch von Borschel (Grüne) mit dem Fall Paul begründet. Geht’s noch? Müsste in diesem Fall nicht eine Art Ordnungsruf durch Stadtverordnetenvorsteher Richter erfolgen? Nun denn, der tritt ja künftig für die Grünen an. Und dann wird noch suggeriert, dass dienstliche Tankkarten privat genutzt worden sein könnten? Ja, wie denn nun? Erst die Arbeit des Baunataler Rechnungsprüfungsamtes als äußerst effizient beschreiben – und dann, wenn’s mal gerade passt, so tun, als wäre dessen Blickrichtung in bestimmten Dingen nicht zielgerichtet gewesen? Wenn diese Art, Oppositionspolitik zu machen, erfolgversprechend sein sollte, dann stellt das mein gesamtes Welt- und Menschenbild auf den Kopf.
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