Ein Thema – zwei Sichtweisen
MARBURG | FELSBERG | FRIELENDORF. Mit der satirischen Kolumne zum Affenpark am Silbersee hatte nh24 den Einstieg ins Thema. Jetzt haben sich Gegner und Betreiber unterschiedlich zu Wort gemeldet. Wir bringen heute beide Seiten. Mit einer Petition treten Gegner des Affenwaldes an. Wortführer animal public gibt klar zu erkennen, dass der Verein gegen jede Art zoologischer Gärten ist.
animal public: Wildtiere in keinem Zoo, keinem Zirkus und keinem Wohnzimmer
Die als kompromisslos geltende Tierschutzorganisation animal public e.V. nennt auf ihrer Internetseite ihre Ziele: „Wir wollen erreichen, dass Wildtiere nicht länger unter der Willkür des Menschen leiden müssen und in Freiheit und Würde leben können. Fern ihrer natürlichen Heimat werden Millionen Wildtiere in deutschen Zoos, Zirkussen und Wohnzimmern unter Bedingungen gehalten, die alles andere als artgerecht sind. Elefanten werden angekettet, Menschenaffen gezwungen sich in Kostümen zum Clown zu machen und Delfine in besseren Planschbecken zur Schau gestellt. Reptilien und Amphibien, Wildfänge aus aller Welt, sollen als lebendiges Inventar dem heimischen Wohnzimmer einen Hauch Exotik verleihen.
Im hessischen Frielendorf, so eine Pressemitteilung der Tierschutzorganisation, die jüngst über den E-Mail-Dienst des Tierheim Beuern verbreitet wurde, planen Investoren den Bau eines Affenparks. Auf einem Waldgrundstück, neben einer Bobbahn, solle ein Zoo mit begehbaren Tiergehegen entstehen. Am vorher anvisierten Standort in Amöneburg sei das Projekt aufgrund des massiven Widerstands der Anwohner aufgegeben worden.
Affenwald bietet Tieren mehr Platz als ein Zoo, aber…
Auch wenn ein Affenwald den Tieren mehr Platz bietet als ein herkömmlicher Zoo, sei auch dort keine artgerechte Haltung von Affen möglich. Zu groß sind die Einschränkungen im Hinblick auf die Lebensraumgestaltung und -größe, die Nahrungsbeschaffung und insbesondere das Sozialverhalten, vermutet animal public. Bei Makaken sind individuelle Konkurrenz und Gruppenaggression gegen einzelne Tiere oder andere Gruppen an der Tagesordnung und eine ständige Gefahr. In Freiheit wandern männliche Tiere mit der Geschlechtsreife aus der Geburtsgruppe ab. Dies ist aber in Gefangenschaft nicht möglich. Die Folge sind häufig massive Auseinandersetzungen, die eine Trennung unumgänglich machen.
Untersuchungen an freilebenden Berberaffen auf Gibraltar zeigen, dass sich durch den direkten Kontakt zu Menschen die Aggression der Tiere untereinander erhöht. Die Konsequenz sind vermehrte Verletzungen bei weniger dominanten Tieren oder Tieren mit einer geringen Rangposition. Es sei unklar, wie man in dem geplanten Park in Frielendorf solche Probleme lösen würde.
Aggression und Krankheiten?
Eine auf Gibraltar durchgeführte Studie zeige zudem, dass 17,1 % der von Affen initiierten Interaktionen mit Menschen Drohungen oder Angriffe waren. Tatsächlich war das aggressive Verhalten das am häufigsten auftretende Verhalten gegenüber Menschen. So komme es in Gibraltar zu einer großen Zahl an Verletzten. In einem einzigen Jahr suchten über 55 Personen Krankenhäuser auf, weil sie von den Affen gebissen wurden. Im Falle eines Ausbruchs könne daher auch eine Gefahr für Anwohner und Besucher anliegender Ausflugsziele bestehen. So wurden auch in Deutschland schon aus Zoos ausgebrochene Berberaffen erschossen, da sie als äußerst aggressiv galten.
Zudem zeigt die aktuelle Corona-Pandemie eindrücklich, welche Gefahren ein direkter Kontakt zu Wildtieren birgt. Das Coronavirus ist eine sogenannte Zoonose, eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen wurde, genauso wie die Pest, Malaria, Ebola oder Aids. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sind etwa 75 % aller neuen Krankheiten, die in den letzten 10 Jahren beim Menschen auftraten, zoonotischen Ursprungs. Insbesondere von nichtmenschlichen Primaten geht aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu uns Menschen ein besonderes hohes Risiko aus.
In der Vergangenheit wurden verschieden für den Menschen gefährliche Zoonosen bei Primaten in europäischen Zoos und Zirkussen dokumentiert. Zu nennen sind hier Hepatitis, Herpes, HIV und HTLV. Durch Bisse, aber auch durch den Kontakt zu Primaten, deren Pfoten mit Urin und Kot verschmutzt sind, besteht ein ernst zu nehmendes Risiko der Übertragung von Zoonosen auf Besucher. (pm | rs)
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