SCHWALMSTADT. Der Fraktionsvorsitzende der Schwalmstädter FDP, Dr. Constantin Schmitt, beklagt sich über die desolate Situation der Treysaer Innenstadt. Wie bereits zuvor in Nachbarkommunen würden derzeit in der Treysaer Altstadt durch ausländische Arbeitsvermittler gezielt baufällige Immobilien erworben, um Gastarbeiter unter widrigsten Bedingungen zu beherbergen.
Nach der Ansicht der Schwalmstädter FDP müsse in einer weltoffenen Gesellschaft Migration von Arbeitskräften innerhalb Europas grundsätzlich möglich sein, so Schmitt. Die FDP beklage allerdings, dass diese Gebäude erstens nicht saniert würden und zweitens die Bausubstanz durch die Nutzung zusätzlich verschlechtert würde. Die ausländischen Investoren hätten einerseits kein Interesse an einer nachhaltigen Sanierung dieser Immobilien und zweitens kein Interesse an Stadtentwicklung.
Mit dem Ziel, genau dies zu unterbinden, habe die Stadt Schwalmstadt zwar damit begonnen, vom Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen, eine nachhaltige Wirkung könne so aber nicht erreicht werden, so die Einschätzung von Schmitt. Der dadurch eher zufällige Erwerb einzelner Immobilien genüge nicht, die historischen Kerne in den Ortsteilen in Schwalmstadt wieder lebenswert zu machen.
Für die anstehenden Stadtverordnetenversammlungen werde die FDP Fraktion Anträge stellen, die die Stadtverwaltung dazu anhalten solle, eine aktive und nicht nur reaktive Rolle bei der Sanierung der Altstadt einzunehmen.
Zur Weiterentwicklung Schwalmstadts sollen zunächst in den Altstädten der Ortsteile Treysa und Ziegenhain benachbarte Grundstücke/Häuser identifiziert werden, die zu einem Wohnquartier entwickelt werden können, so Fraktionsmitglied und Vorsitzender des Bauausschusses, Frank Pfau. Die Stadt Schwalmstadt übernehme hierbei eine Moderations- und Steuerungsrolle. Auf der Basis und der Nutzung eines zu gründenden Entwicklungsfonds, sollen die Voraussetzungen für eine private Bebauung geschaffen werden, so Pfau. Daraus ergebe sich, dass benachbarte und eventuell baufällige Immobilien in Altstadtlage zunächst identifiziert, dann erworben, wenn notwendig zurückgebaut und abschließend für private Investitionen zur Verfügung gestellt werden. Flankierend sollen baurechtliche und sonstige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung herbeigeführt werden. Die Moderation beziehe sich hier vor allem auf die Vermittlung zwischen Anrainern, Eigentümern, Investoren und dem Denkmalschutz. Der Fond solle zunächst mit einer Summe von 200.000 Euro ausgestattet werden. Für anstehenden Erwerb von Liegenschaften sollen dann zusätzlich 200.000 Euro über Darlehen finanziert werden.
Die FDP-Fraktion habe sogar bereits mögliche neue Quartiere in den Ortskernen in Treysa und Ziegenhain identifiziert. Nach deren Ansicht könne beispielsweise in der Festung Ziegenhain das Karree zwischen Landgraf-Philipp-Straße, Muhlystraße und Ratsgässchen (Bild 1, Quelle Google) zu einem neuen Quartier entwickelt werden. Dort befänden sich stark baufällige und sogar „herrenlose“ Gebäude, die der Form halber nun dem Land Hessen gehörten. In Treysa böten sich gleich mehrere neue Quartiere an, z.B. das Karree zwischen Strauchgasse und Johannisgasse (Bild 2, Quelle Google) sowie z.B. das Karree zwischen Kirchplatz, Am Angel und der Enggasse (Bild 3, Quelle Google). In den beiden in Treysa genannten Karrees befänden sich auch teilweise gut erhaltene Gebäude, die in ein Gesamtkonzept integriert werden können, so Pfau.
Schmitt ist der Ansicht, dass bei gut strukturiertem Vorgehen die Stadtverwaltung bis Ende 2022, ohne Belastung des städtischen Haushalts, den historischen Ortskernen neues Leben einhauchen könne. (pm)
5 Kommentare
Es gibt im gesamten Stadtkern massive Ruinen… allein das gesamte Gelände rund um Bäckerei Möller ist stark verwahrlost! Ich würde den Mist für einen Appel und n Ei kaufen, abreißen und Parkplätze schaffen … wovon es im gesamten Stadtgebiet (Altstadtkern) viel zu wenige gibt. Vor allem für Bewohner. Da muss dann aber auch die untere Denkmalschutzbehörde mitspielen. Es macht keinen Sinn, die Altstädte so stark auszubauen, dass jedes Haus perfekt dasteht. Man findet für solche Immobilien kaum noch anständige Mieter. Familien kaufen solche Häuser eh nicht … die bauen direkt woanders. Wie gesagt … abreißen, Parkplätze … kleinere Grünflächen oder sonstiges aufbauen. Das würde den Altstadtkernen viel mehr dienen … als Häuser mit 1,80 m oder 2m Raumhöhe wieder aufzubauen.
Warum regt sich die FDP so auf?
Ist doch in Schwalmstadt normal.
Das Bauamt und die untere Bauaufsichtsbehörde machen den Investoren da bestimmt keine Probleme. Ich habe so einen Fall in der Nachbarschaft.
Erst Herrenlos (Besitzlose Immobilie zuständig Land Hessen), dann zu baufällig für die Unterbringung von Asylsuchende, dann von der Postbank (Betreut die Immobilie für das Land) zwangsversteigert.
Kauf durch einen Investor aus Schwalmstadt.
Nach einem Jahr, ohne etwas am Gebäude zu machen vermietet. Mieter klagt jetzt weil er raus soll (wegen Nutzungsänderung) vor Gericht wegen Schimmel, keine Geländer an Absturzstellen, Heizungsanlage soll nicht ordnungsgemäß eingebaut sein).
Jetzt gibt es einen Bauantrag zur Nutzungsänderung zu einem Ferienhaus/ Ferienwohnungen (Monteurwohnungen für 5 Personen, Airbnb- Stundenhotel oder was auch immer).
Trotz allen offenen Fragen und sogar einer Nachbarschaftsbefragung wegen Grenzunterschreitung für das Bauamt Schwalmstadt und für die untere Bauaufsichtsbehörde im Schwalm-Eder-Kreis alles kein Problem. Die Gebäude werden hergerichtet. (Woher wissen die Behörden das so genau, wenn im Bauantrag nur der Innenausbau beschrieben wird und sonst nicht verändert werden soll).
Bringt Gewerbesteuer für die Stadt! Und die Investoren beheben nur den Leerstand und machen die Stadt Schwalmstadt mit den alten Ortsteilen dadurch attraktiv. Müssen Sie als Nachbar halt jetzt durch. Ist ja auch nichts schlimmes. (O-Ton der Sachbearbeiter)
Mich würde mal interessieren, welche Tätigkeiten von den ausländischen Arbeitsvermittlern vergeben werden. Fakt scheint, dass wohl überwiegend bulgarische Staatsangehörige in den Objekten wohnen. Konflikte in der Nachbarschaft sind häufig aufgrund von Ruhestörungen. Die Vorschläge hören sich theoretisch gut an, werden aber in der Praxis vor allem an den Kosten solcher Bauvorhaben scheitern. Die zu erwartende Miete wird kaum kostendeckend sein.
Das Problem gibt es überall in Hessen, wo Altstädte vor sich hin zerfallen, da sind die Eigentümer froh, wenn sie für die Immobilie noch so viel Geld bekommen, dass sie einigermaßen ohne Verluste da stehen. Dann ziehen dort Leute ein, die vermutlich nichts besseres gewohnt sind, das sind meist EU Bürger aus den Balkanstaaten, die hier für Mindestlohn arbeiten und ihre Familien oft zum Betteln oder anderem Gelderwerb nachgehen. Angemeldet werden Mann und Frau manchmal auch ein Kind, das zum Broterwerb ausfällt, weil es schulpflichtig ist, sofern es angemeldet ist. Leider kommen die Meldebehörden nicht nach, solche Familienverhältnisse zu kontrollieren. Gemeinden haben oft kein Personal für solche Aufgaben. Die Ortspolizeibehörde ist der Bürgermeister, der hat ein, zwei Mitarbeiter als „Hilfspolizisten“ die keine polizeilichen Mittel haben. Die können das nicht leisten. An den Gebäuden wir nichts gemacht, was nicht unbedingt nötig ist. Von Sanierung träumen die Gebäude nur.
Bürgermeister Stefan Pinhardt wird sich hoffentlich darum kümmern
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