MARBURG. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat gemeinsam mit Vertretern der Kurhessenbahn, des Landkreises Waldeck-Frankenberg, des hessischen Verkehrsministeriums und der Verkehrsverbünde Pläne zur Erweiterung des Bahnangebots vorgestellt.
Im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind in den nächsten Jahren umfangreiche Investitionen ins Schienennetz geplant. Damit befindet sich der Landkreis „mitten in einem Zukunftsthema“, betonte Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Auch Jens Deutschendorf, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium, sprach sich für einen Ausbau des Bahnangebots aus: „Es ist wichtig, dass es leichter wird, vom Auto umzusteigen“. Eine klimaneutralere Mobilität müsse gemeinsam gestaltet werden. Dafür sei die Zusammenarbeit mit Landkreisen und Kommunen von großer Bedeutung.
Als Erfolgsgeschichte und Musterbeispiel für kreisübergreifende Zusammenarbeit gilt die Reaktivierung der Strecke Korbach-Frankenberg im Jahr 2015. Reinhard Kubat, Landrat des Kreises Waldeck-Frankenberg, lobt die Zusammenarbeit mit dem Landkreise Marburg-Biedenkopf. Obwohl es anfangs Widerstand und Debatten gegeben habe, hätten die Menschen die Bahn für sich wiederentdeckt. Dies sei vor allem an der Nutzung der reaktivierten Strecke sichtbar, da die erwarteten Nutzungszahlen weit übertroffen worden seien. Die Kritiker von damals seien heute überzeugt von dem Projekt.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf prüft zurzeit die Reaktivierung von zwei Bahnverbindungen im Kreisgebiet. Dazu gehört die Salzbödebahn, die bereits 1995 stillgelegt worden ist, obwohl hohes Potential zur Nutzung der Strecke bestehe, erklärt Zachow. Dies sei auch an der Vorstudie des Landkreises ersichtlich, welche ein Fahrgastpotential von 2.200 Fahrgästen werktäglich ermittelt habe. Der Landkreis geht nun gemeinsam mit dem Rain-Main-Verkehrsverbund (RMV) eine Machbarkeitsstudie an. Diese soll prüfen, welche Infrastrukturmaßnahmen für die Strecke erforderlich sind. „Nachdem die ersten Reaktivierungsüberlegungen heftig umstritten waren, ist man mittlerweile fast einhellig für vertiefende Untersuchungen“, so Zachow.
Auch die Ohmtalbahn wurde 1980 für den Personenverkehr stillgelegt. „Hier gibt es aber höhere Hürden für eine Wiederinbetriebnahme. Grund sind zum einen die geringer eingeschätzten Fahrgastzahlen als bei der Salzbödebahn. Zum anderen sind Teile der Strecke mittlerweile entwidmet, die entsprechenden Flächen gelten also nicht mehr als Bahnstrecke, und befinden sich in Planungshoheit von Kommunen“, erläuterte Zachow. Allerdings biete die Strecke auch Potenziale. So sei zum Beispiel eine durchgehende Verbindung zwischen Marburg und Fulda attraktiv, da diese nur unmerklich länger als die Autofahrt sei.
Zachow weist darauf hin, dass „Eisenbahn nicht in Teilabschnitten gedacht werden darf, sondern als Netzwerk“. Es gebe eine „hohe Dynamik im Thema der Reaktivierung“ und auch die bundespolitische Förderung sowie der gemeinsame Austausch mit allen Beteiligten seien wichtig, um die Verkehrswende voranzubringen.
Auch die Kurhessenbahn habe bereits verschiedene Projekte geplant, um das Bahnfahren attraktiver zu machen, berichtete Hans-Martin König, Leiter Infrastruktur bei der Kurhessenbahn. Neben neuen Haltepunkten in Wetter-Todenhausen und Niederwetter würden auch mehrere barrierefreie Stationen gebaut. Seit Dezember 2019 testet die Kurhessenbahn zudem zwei Zugpaare direkt von Marburg nach Siegen. Ab Dezember 2025 solle die Verbindung nach der Inbetriebnahme des Kreuzungsbahnhofs Saßmannshausen und der Sanierung des Leimstruther Tunnels täglich im Stundentakt fahren. Auch der Gütertransport auf der Schiene, also beispielsweise Holz, sei mit der Verladestation in Biedenkopf-Breidenstein bis 2026 gesichert. Allerdings müsse die Lahnbrücke erneuert werden, die Finanzierung sei aber noch offen, erklärte König. Außerdem werde die Kurhessenbahn mit digitalem Zugfunk und elektronischen Stellwerken ausgestattet. Beides seien Voraussetzungen, damit mehr Züge in engerer Taktung fahren könnten. (pm)
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