![Mit „Erzählungen statt Landkarten“ über den Horizont hinaus](https://i0.wp.com/nh24.de/wp-content/uploads/2020/10/IMG_4167.jpg?resize=300%2C200&ssl=1)
Lesung zur Ausstellung © Foto: Rainer Sander
Rainer Heinze las ergänzend zur eigenen Ausstellung
BAUNATAL. Raimund Lill und Rainer Henze schauen mit ihrer Foto-Ausstellung und dem begleitenden, führenden Katalog, der die 30 „ausgestellten“ internationalen „Zuwanderer“ mit ihren Geschichten, ihren Persönlichkeiten, ihren Leistungen und Erfahrungen in Deutschland vorstellt, über den Horizont hinaus.
Tatkräftig haben sie nicht unbedingt biografisch, aber sehr menschlich, durch emotionale Bilder und einfühlsame Worte Wege gefunden, um interessante Menschen mit ihren kulturellen Hintergründen vorzustellen, ohne dabei die Intimsphäre zu verletzen und voyeuristisch zu werden. So wie es Täter immer wieder zum Tatort zurückzieht, zog es Donnerstagabend auch Rainer Heinze zum Ort der Ausstellung ins Baunataler Rathausfoyer zurück. Als „Täter“ im besten Wortsinn wollte er noch etwas tun. Er las zwei Handvoll Zuhörern aus dem Buch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ vor.
Christoph Ransmayr ist fast überall auf dem Globus gewesen
Henze und Lill lassen als „Täter“ (die etwas tun) keine Opferrolle zu, sondern präsentieren einen Kreis neuer Mitbürger, der – ob Künstler, Lehrer oder Fachkräfte, das Leben hier in Deutschland bereichert. In eine Opferrolle lässt auch Christoph Ransmayr in seinem Buch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ die Menschen, denen er in ihren Heimatländern zu Hause begegnet ist oder über die er dort Geschichten gehört und erfahren hat, nicht abgleiten.
Der Autor hat die ganze Welt bereist, ist fast überall auf dem Globus gewesen, nie als Tourist, sondern hat immer eine Weile inmitten der Menschen zugebracht, deren Heimat er besucht hat. Dabei hat er Schicksalhaftes aufgeschrieben, das dabei weiterhilft, diese Welt zu verstehen, mit all den Schattenseiten, aber auch die Normalität in anderen Ländern. Beim Zuhören kommt schon der Gedanke auf, dass es eigentlich nirgends so gut ist, wie hier. Das relativiert jegliches Stöhnen über ein Deutschland, welches durch jeden Menschen, der den Mut hatte, sich aufzumachen, um ein anderes Land zu erleben, wie Ransmayr es auch getan hat, tatsächlich reicher wird. So, wie es die Ausstellung eindrücklich und nachdrücklich zeigt. Aus den Erzählungen könnte man den Schluss ziehen: „Überall ist das Leben schwieriger als hier.“
Eigenkompositionen von Pianistin Natsuko Inada
Begleitet wurde die Lesung von der Pianistin Natsuko Inada mit Eigenkompositionen in abwechslungsreichen Variationen. Zu sehen sind die Bilder und Worte noch bis zum 16. Oktober 2020. Das Rathausfoyer ist dienstags und donnerstags von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, montags und mittwochs von 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr und freitags von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr. An Samstagen, also heute, kann die Ausstellung von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr besichtigt werden. (Rainer Sander)