KASSEL. Langsam geht es im Handwerk in Nord-, Ost und Mittelhessen wieder bergauf: Dank der Lockerungen der durch die Corona-Pandemie veranlassten Beschränkungen und der umfangreichen öffentlichen Hilfspakete berichten die Betriebe von anziehenden Geschäften und zeigen mehr Zuversicht.
„Auch wenn die einzelnen Gewerke sehr unterschiedlich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind, ist das Handwerk insgesamt glimpflich durch diese schwere Zeit gekommen. Das zeigt unsere jüngste Umfrage deutlich. Das ist natürlich erfreulich, aber Anlass für Euphorie geben die aktuellen Zahlen nicht, denn einige Branchen haben nach wie vor zu kämpfen“, bilanziert Heinrich Gringel, Präsident der Handwerkskammer Kassel, die Ergebnisse der jüngsten Wirtschaftsumfrage der Kammer. „Also hoffen wir alle, dass die wirtschaftliche Entwicklung so weitergeht und wir keine zweite Welle erleben, die erneut zu erheblichen Beeinträchtigungen führt.“
Nachdem der Geschäftsklimaindex Ende März auf 55,8 Punkte abgesackt war, kletterte er im 2. Quartal auf 98,7 Punkte. Damit erlebt die Handwerkskonjunktur eine deutliche Gegenbewegung zu dem dramatischen Einbruch infolge der Corona-Krise, der zu dem historischen Tief geführt hatte. „Trotz der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung haben aber viele Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber weiterhin große Sorgen, denn für nicht wenige Handwerksbranchen ist die Krise alles andere als überstanden“, konstatiert Gringel.
Dennoch: Mit 73,1 Prozent meldet die große Mehrheit der Befragten eine zumindest befriedigende Geschäftslage. Im Vorquartal waren es mit 58,2 Prozent erheblich weniger gewesen. In der Folge blicken die Handwerksunternehmen auch wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Waren im ersten Quartal noch 67,6 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber von einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage ausgegangen, hat sich dieser Anteil auf 21,6 Prozent reduziert. Trotz dieser Verbesserungen ist das Handwerk von der sehr guten und stabilen Stimmung der letzten Jahre noch weit entfernt.
Am Bau läuft es gut, Autohäuser und Friseure haben zu kämpfen
Und so fällt das Geschäftsklima in den einzelnen Handwerksbranchen sehr unterschiedlich aus. Das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe stehen insgesamt wieder gut da, auch wenn sich die Entwicklung nicht so dynamisch zeigt, wie noch im Vorjahr. Nur wenige Betriebe sind aktuell in Sorge, obwohl die öffentlichen und gewerblichen Aufträge deutlich abgenommen haben.
Wieder freundlicher ist die Lage der Gesundheitshandwerke. Nachdem insbesondere Augenoptiker und Zahntechniker erhebliche Umsatzeinbrüche verzeichnen mussten, hat sich ihre Situation wieder verbessert. Von dem guten Niveau der Vorjahre ist man jedoch noch weit entfernt. Ähnlich ist die Situation in den Lebensmittelhandwerken. Zwar fehlen vielen Bäckern und Fleischern immer noch größere Aufträge, da das Catering und die B2B-Geschäfte eingebrochen sind, aber auch ihre Lage entwickelt sich positiv.
Weiterhin sehr schwierig sieht es im Kfz-Handwerk aus. Der Autohandel hat sich auch im Berichtsquartal nicht erholt, aber immerhin laufen die Werkstattgeschäfte wieder besser und die Betriebsinhaber schauen wieder optimistischer in die Zukunft. Insgesamt sehr unzufrieden zeigt sich das private Dienstleistungsgewerbe, insbesondere die Friseure- und Kosmetik-Betriebe leiden weiter unter den Folgewirkungen und den hohen Hygienestandards infolge der Corona-Pandemie.
Die Auslastung steigt, aber die Umsätze lassen zu wünschen übrig
Die Kapazitätsauslastung beträgt aktuell 75,3 Prozent und ist damit gegenüber dem Vorquartal wieder um deutliche 3,7 Prozentpunkte angewachsen. Im 4. Quartal 2019 hatte dieser Wert noch bei 80 Prozent gelegen. Auch die Auftragsreichweite hat sich gegenüber dem 1. Quartal verbessert und liegt 0,7 Wochen über dem Vorquartalswert bei durchschnittlich 8,2 Wochen. Insbesondere die Betriebe im Ausbaugewerbe sorgen für diesen guten Wert. Problematisch ist hingegen die Umsatzentwicklung: Zwar wuchs der Anteil der Betriebe mit gestiegenen Umsätzen von 8,8 Prozent auf 18 Prozent, doch klagen immer noch 43,6 Prozent über rückläufige Umsätze. Während beim gesamten Baugewerbe ein deutlich positiver Trend zu beobachten ist, verzeichnen besonders viele Betriebe im Kfz-Handwerk und im privaten Dienstleistungshandwerk rückläufige Einnahmen.
Erfreulich also, dass mit 19,5 Prozent bei jedem fünften Betrieb die Auftragseingänge wieder gestiegen sind, ein Wert, der im Vorquartal noch bei 6,6 Prozent gelegen hatte. Im Vorjahresvergleich jedoch ist der Wert recht schwach und zeigt, dass die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung noch keinen sehr festen Boden hat. Die Entwicklung ist auch hier in den einzelnen Handwerksbranchen sehr unterschiedlich: Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie die Gesundheitshandwerke zeigen sich sehr zufrieden, wogegen die übrigen Handwerksbranchen deutlich abfallen.
Die Arbeitsplätze erweisen sich als krisenfest
Den kommenden Monaten blicken die Handwerksbetriebe mit vorsichtigem Optimismus entgegen: 79,4 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage im 3. Quartal 2020 verbessern oder gleichbleiben wird. Einen deutlichen Auftragsschub erwarten die Betriebsinhaber indessen nicht. Nur gut jeder zehnte der Befragten geht von steigenden Ordereingängen aus. Dennoch: Die Arbeitsplätze erweisen sich unter den erschwerten Bedingungen als krisenfest: 82,6 Prozent der Betriebe erwarten, dass die Zahl ihrer Beschäftigten im 3. Quartal 2020 gleichbleiben wird. „Das ist ein deutliches Signal an junge Menschen, dass die Arbeitsplätze im Handwerk nicht nur zukunftsfest, sondern auch in schwierigen Zeiten sicher sind“, wirbt Gringel abschließend für eine Ausbildung im Handwerk. (pm)
Bad Hersfeld Baunatal Borken Brand Corona Coronavirus Diebstahl Drogenfahrt Einbruch Feuerwehr Fritzlar Gudensberg Hephata Homberg (Efze) Kassel Kirchhain Landkreis Hersfeld-Rotenburg Landkreis Kassel Landkreis Marburg-Biedenkopf Landkreis Waldeck-Frankenberg Marburg Marktflecken Frielendorf Melsungen Neukirchen Neustadt Polizei Polizei Kassel Polizeistation Fritzlar Polizeistation Homberg Polizeistation Melsungen Polizeistation Schwalmstadt Polizeistation Stadtallendorf Raubüberfall Sachbeschädigung Schwalm-Eder-Kreis Schwalmstadt SPD Stadtallendorf Treysa Unfall Unfallflucht Vogelsbergkreis Willingshausen Winfried Becker Ziegenhain
1 Kommentar
Experte rechnet mit starkem Anstieg der Schwarzarbeit in Deutschland
Schwarzarbeit in Deutschland ist wegen der Corona-Pandemie nach Einschätzung von Experten stärker auf dem Vormarsch als bisher angenommen.
Nach einer neuen Berechnung des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität in Linz für die Zeitung „Welt am Sonntag“ erhöht sich der Anteil der Schwarzarbeit am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr von rund neun auf elf Prozent. Das entspreche einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 32 Milliarden Euro auf etwa 348 Milliarden Euro.
Kommentare wurden geschlossen.