Ursulinenschule verabschiedet Kollegen in den Ruhestand
FRITZLAR. Am vergangenen Freitag wurden in der Sporthalle der Ursulinenschule unter Einhaltung der coronabedingten Abstands- und Hygieneregeln Jürgen Salfer, Franz Spahn, Jutta Fieting und Dagmar Lohmann vom Kollegium feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
In ihrer Abschiedsrede bedankte sich Schulleiterin Jutta Ramisch bei Jürgen Salfer und Franz Spahn, die per Videokonferenz zugeschaltet wurden und auf einer großen Leinwand für ihre Kollegen zu sehen waren.
Seit dem Jahr 2000 unterrichtete Jürgen Salfer an der Ursulinenschule die Fächer Mathematik und Physik. In dieser Zeit war er fast jedes Jahr an den Abiturprüfungen beteiligt und erstellte für seine Fächer häufig Vorschläge für das Landesabitur. Als Klassenlehrer organisierte Salfer Klassenfahrten in die verschiedensten Städte. In ihrer Rede würdigte Ramisch, dass Salfer einer der ersten Kollegen war, der sich für die Förderung von Schülern mit Rechenschwäche engagierte und entsprechende Fördermaßnahmen durchführte. „Der einzelne Schüler stand für Dich stärker im Fokus – nicht das Fach. Du warst Lehrer mit Leib und Seele.“
Seit Oktober 1983 unterrichte Franz Spahn die Fächer Deutsch und PoWi an der Ursulinenschule. Mit dem Aufbau der gymnasialen Oberstufe im Jahr 1989 wurde er zum Fachbereichsleiter des gesellschaftlichen Aufgabenbereichs benannt und gestaltete die Geschicke der Oberstufe im Aufgabenbereich II dreißig Jahre lang mit. In dieser Funktion führte Spahn als Prüfungsvorsitzender zahlreiche Abiturprüfungen durch und erstellte auf Landesebene für das Fach PoWi viele Abituraufgaben. Zudem war er in der Landeskommission für die Auswahl der Prüfungsaufgaben für das Landesabitur mitverantwortlich. In der eingerichteten pädagogischen Arbeitsgruppe Anfang der Jahrtausendwende war Spahn an der Ursulinenschule federführend für die Einführung der Methodenbausteine für das eigenständige sowie das kooperative und kommunikative Lernen verantwortlich. Ein wichtiges Anliegen war für Spahn die Mediotheksarbeit. Ab 1989 baute er mit großem Zeitengagement die Präsenzbibliothek für die gymnasiale Oberstufe auf und betreute sie. Nach Fertigstellung der neuen Mediothek in St. Cordula übernahm Spahn die pädagogische Betreuung und entwickelte ein modulares Mediothekscurriculum. In Form des Stationenlernens und einer Rallye erwerben die Schüler Kompetenzen im Umgang mit Büchersuche und Recherche, sodass sie die Mediothek eigenständig nutzen können.
Jutta Fieting unterrichte seit 1999 die Fächer Hauswirtschaft und Textiles Gestalten. Gesunde Ernährung, gesundes Kochen den Schülern zu vermitteln, war Fieting ein wichtiges Anliegen. Das unterrichtliche Backen der Stollen für die adventliche Backstube beim Fritzlarer Weihnachtsmarkt wurde zur „Tradition, die hoffentlich weitergeführt wird“, so Ramisch in ihrer Rede. Gemeinsam mit dem Mensachef Martin Ehlers initiierte Fieting den Besser-Esser-Tag für die Klassen der Jahrgangsstufe 5. „Ein toller, nachhaltiger Unterrichtstag, an dem die Schüler bewusst ihr eigenes Essverhalten hinterfragen und den Wert der Lebensmittel wertschätzen lernen. Ein Tag, von dem die Schüler jeweils noch lange schwärmen“, so Ramisch. Im Unterrichtsfach „Textiles Gestalten“ der Jahrgänge 5 und 6 führte Fieting die Schüler in die praktischen Grundlagen des Nähens, insbesondere des Knopfannähens, ein. Des Weiteren plante sie den Einsatz der Mütter und Väter, die tagtäglich für Schüler und Lehrer Brötchen belegen. Bei zahlreichen Infoveranstaltungen und Schulrallyes für Schüler und Eltern der Jahrgangsstufe 4 sorgte Fieting mit einem Team von Müttern für die Bewirtung. Als „Glanzlichter“ bezeichnete Ramisch in ihrer Rede Fietings kreative Dekorationen im Treffpunkt bei den Infoveranstaltungen oder bei den adventlichen Kollegiumsfeiern.
Mit den Fächern Geschichte und Französisch wurde Dagmar Lohmann, die selbst Schülerin der Ursulinenschule war, im Jahr 1986 zunächst eingestellt, um den neuen Bereich der Freizeiterziehung aktiv zu unterstützen. In diesem Rahmen engagierte sie sich auch in der Arbeitsgruppe zur Anerkennung der „Besonderen Pädagogischen Prägung“. 1989 befähigte Lohmann den ersten Nichtschüler-Abiturjahrgang, das erste Abitur abzulegen. In den folgenden Jahren begleitete sie als Tutorin viele Abiturienten und organisierte entsprechende Studienfahrten. Ihre geschichtliche Begeisterung konnte Lohmann, welche in der Geschichte der Stadt Fritzlar und des Ursulinenklosters bestens bewandert ist, an die Schüler weitergeben. Seit 1988 erarbeitete sie immer wieder mit den Schülern Ausstellungen zur Geschichte des Ursulinenklosters und der Schule, die im Rahmen von Schulfesten und Schuljubiläen gezeigt wurden. Zudem war sie mitverantwortlich bei der Erstellung des Jubiläumsbuchs „300 Jahre Ursulinenschule Fritzlar“. Aber auch im Rahmen des „Bettine-von-Arnim-Forums“, zum Tag des offenen Denkmals oder zur 900-Jahr-Feier der Stadt Fritzlar konzipierte sie mit ihren Schülern Ausstellungen, Führungen oder Vorträge. In einem Filmprojekt „Erzähl mal! Geschichten vom Marktplatz.“ hielt sie Geschichten von Zeitzeugen authentisch fest. Eines ihrer wichtigsten Schülerprojekte war 2004 das Projekt „Stolpersteine“, die Messinggedenksteine, die an die ehemaligen jüdischen Mitbürger der Stadt Fritzlar erinnern und durch den Aktionskünstler Günter Demnig gestaltet wurden. Aufgrund Lohmanns Projektarbeit und ihrer Überzeugungsarbeit in den städtischen Gremien war Fritzlar eine der ersten Städte, in der diese Messingsteine, die den Namen, das Geburts- und das Todesdatum der Deportierten tragen, verlegt wurden. Seit drei Jahren werden im Rahmen der Erinnerungskultur diese von Schülern der 10R gereinigt. Im vergangenen Schuljahr durchforstete Lohmann mit einer Arbeitsgemeinschaft von Schülern archivarisch die „Schätze des Klosters“ und führte die Schüler an wissenschaftliches, forschendes Arbeiten heran. Zuletzt erarbeitete Lohmann ein Konzept, wie die Ursulinenschule das „Erbe der Schwestern“ bewahren und das Gedankengut der Ursulinen nachfolgenden Schülergenerationen, thematisch aufgearbeitet, näherbringen kann. Als Französischlehrerin organisierte und begleitete Lohmann zudem viele Frankreichaustausche. 2019 lud sie den international bekannten französischen Comic-Schriftsteller Jacques Tardi ein, der den Schülern der Jahrgangsstufen 8 und 10 Einblicke in seine Arbeit gab.
Abschließend bedankte sich Schulleiterin Ramisch bei den verabschiedeten Kollegen für ihr herausragendes Engagement: „Ihr habt vielfältige und nachhaltige Spuren hinterlassen. Wir werden Euch mit Sicherheit vermissen.“ (pm)