„Tierhaltung am Fließband ist das Problem“
HOMBERG/EFZE. Die Schweinehaltung im Schwalm-Eder-Kreis kommt an ihre Grenzen, heißt es am Mittwoch in einer Mitteilung der GRÜNEN. Aufgrund der Schließung des größten Deutschen Schlachtbetriebes Tönnies können schlachtreife Schweine nicht verkauft werden und es kommt zum „Stau“ in den ohnehin engen Ställen.
Daran wird allzu deutlich, dass die industriell organisierte Schweinezucht mit der engen Taktung von Besamung, Aufzucht der Ferkel und Jungtiere bis zur Schlachtung, die strikt nach Tagen organisiert ist und nach ca. 200 Tagen zur Schlachtung führt, mit Tierwohl und Respekt vor Leben wenig zu tun hat.
„Die industrielle Tierproduktion ist am Ende. Wir brauchen eine Neuausrichtung in der Tierhaltung. Höhere Standards, mehr Transparenz und faire Preise können zu einer artgerechten Haltung führen und Bäuerinnen und Bauern ein auskömmliches Einkommen ermöglichen. Um Natur und Umwelt zu schonen und das Trinkwasser vor Nitrateinträge zu schützen, ist auch eine Reduktion der Tierbestände nötig“, so Bettina Hoffmann (Sprecherin der Grünen Schwalm-Eder und Bundestagsabgeordnete).
Die Forderung von Norbert Klapp, Regionalbauernverband Kurhessen, in der HNA vom 7.7.2020 nach Ausnahmeregelungen zur Schlachtmöglichkeit von überschweren Schweinen greift viel zu kurz. Die Aussage von Herrn Schneeweiß, geschäftsführender Vorstand von Edeka Hessenring, dass für Edeka nur der Preis entscheidend ist, weist auf das wahre Übel hin.
Bereits 2015 hat der Wissenschaftliche Beirat (WBA) des Landwirtschaftsministeriums ein umfassendes Gutachten vorgelegt, wie die Tierhaltung in Deutschland verbessert werden kann. In seinem Bericht beschreibt er die gängigen Haltungsbedingungen als „hohes Risiko für das Auftreten von Schmerzen, Leiden und Schäden“ bei den Tieren und attestiert der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland, sie sei in dieser Art „nicht zukunftsfähig“. Der Deutsche Ethikrat ist der Auffassung, dass es die Aufgabe der Politik ist, eine ethisch vertretbare Nutztierhaltung zu ermöglichen. Doch auch in dieser Wahlperiode wird der dringend notwendige Veränderungsprozess durch die Bundeslandwirtschatsministerin verschleppt.
„Eine weitere Amtszeit des Nichtstuns darf es nicht geben“, kritisiert Bettina Hoffmann. „Alle Tiere müssen schnell ein angemessenes Platzangebot, frische Luft, Tageslicht und Stimulation durch Außenreize erhalten. Schweine brauchen Stroh, Auslauf und Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Schutz der Tiere ist nun seit 18 Jahren im Grundgesetz verankert. Bis auf das Verbot der Legebatterien sind seitdem aber kaum Fortschritte gemacht worden.“ Hermann Häusling, Sprecher der Grünen Schwalm-Eder, ergänzt: „Das Trimmen auf Wachstum für den Weltmarkt hat sich als ökonomischer Irrweg herausgestellt. Viele Bäuerinnen und Bauern wissen mit Blick auf Artensterben und Klimakrise nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Zudem sind auf dem heimischen Markt pflanzliche Alternativen wie Haferdrinks und Bohnen-Burger längst keine Nischenprodukte mehr.“
Bettina Hoffmann weiter: „Jetzt ist es an der Zeit umzusteuern. Fleisch und andere tierische Produkte müssen von einer Ramschware im Sonderangebot wieder zu einem wertvollen Qualitätsprodukt werden. Wir wollen das Vertrauen der Gesellschaft in die heimische Tierhaltung wiederherstellen.“ (pm)
2 Kommentare
Frau Hoffmann war wahrscheinlich noch nie in einem modernen Schweinestall.Sollte sie unbedingt einmal tun(mit dem rest der grünen).Erst dann kann man darüber urteilen.Außerdem gibt es auch Biobetriebe wo nicht alles Gold ist was glänzt.Vieleicht solte die Partei der Grünen nicht damit Wahlwerbung machen indem sie einen Berufsstand diffamiert,der für die Ernährung der Bevölkerung sorgt,und unsere Kulturlandschaft in einem so lebenswerten Zustand erhält.
Natürlich die Grünen …lach….
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