nh24 Sonntagsspaziergang
IMMENHAUSEN. Stadtrechte genießt Immenhausen bereits seit 1298. Der Ort lag im Mittelalter an der sogenannten „Königsstraße“ und liegt heute – mit ihrer Grimmschen Märchenfigur „Hans im Glück“ – an der Deutschen Märchenstraße. Wir beginnen den Stadtspaziergang allerdings im Stadtteil Holzhausen an der Straße durch den Reinhardswald.
Der Wanderparkplatz ist ein schöner Startpunkt und führt gleich am historischen Tor zum Friedhof und dem Alten Forsthaus vorbei. Wer mag, kann hier schon zum ersten Mal einkehren. Richtung Westen führt der Weg entlang von Höfen Richtung Kernstadt. Bei Schäfers kann man Rohmilch als Wegzehrung tanken und im Gut Waitzrod ist ein Reitverein zuhause.
Eine Senioren-Einrichtung mit Betreutem Wohnen und die weit über Nordhessen hinaus bekannte Lungenfachklinik sind als Einrichtungen im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen Beispiele für die Zukunftsorientierung und liegen linker Hand. Hinter dem Kreisel geht es in den alten Stadtkern mit seinen schönen Fachwerkhäusern, wie dem Rathaus. Die Türme der Kirchen und der Eulenturm an der Stadtmauer prägen die Silhouette der Stadt am Rande des Reinhardswaldes. Das Denkmal von Bartholomäus Riseberg (Rieseberg) an der Stadtkirche erinnert an den Schüler Luthers aus der Altmark, der zur Zeit der Reformation einer der ersten evangelischen Pfarrer im Norden Hessens war. Das brachte ihm einige Wochen Haft im Kerker ein.
Eine Geschichte aus Glas
Über die Grebensteiner Straße geht es vorbei am „Rittergut Mühlenhof“, in dem man auch heiraten kann. Wer die Geschichte der Stadt Immenhausen erzählt, kommt an der gläsernen Vergangenheit nicht vorbei. Die Glashütte mit ihrer wechselvollen und am Ende genauso zerbrechlichen Historie, wie das Glas selbst, hat den Ort im 20. Jahrhundert durchaus geprägt.
Wie auch die Brüder Grimm ihre Märchenfigur Hans im Glück nach Immenhausen schickten, kam Richard Süßmuth in den damaligen Kreis Hofgeismar. Als Vertriebener siedelte er nach dem Krieg in Immenhausen. Dort errichtete er die – nach ihm benannte – Glashütte. Im niederschlesischen Penzig (bei Görlitz) war Süßmuth bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Glaskünstler mit internationalem Ansehen bekannt.
In den siebziger Jahren galt die Hütte als Unternehmen unter Mitarbeiterführung – je nach politischem Standort der Betrachter – entweder als Modell für die Vergesellschaftung von Eigentum oder als Ausnahme, die die Regel bestätigt. 1989 übernahmen dann Hamburger Kaufleute die Glashütte Süßmuth KG, bis sie sieben Jahre später, im Jahre 1996, endgültig stillgelegt wurde.
Museum und Denkmal
Heute hält das Glasmuseum im umgebauten Generatorhaus die Geschichte der Glaskunst und Glasproduktion – nicht nur in der Glashütte Süßmuth – lebendig. Der Rest der Industrieanlage steht still und erinnert an frühere Produktionszeiten. Ein Denkmal für längst vergangene Industrieromantik. Die Glasfenster an der Westseite (Engelfenster) der Kirche St. Clemens Maria und ein Glasfenster im Seitenschiff der evangelischen Stadtkirche in Immenhausen, erinnern ebenfalls an Glaskunst aus der Immenhäuser Glashütte. (rs)