TREYSA / IMMENHAUSEN. Bund und Länder haben vergangene Woche auch für die Bildungseinrichtungen die Corona-Regelungen weiter gelockert. In den Hephata-Förderschulen, der Akademie für soziale Berufe und der Integrativen Kindertagesstätte laufen die Planungen für die Öffnungen der Einrichtungen zum 18. Mai und 2. Juni auf Hochtouren.
„Wir haben sehr differenzierte Beschulungsangebote und deswegen auch sehr differenzierte Lösungen erarbeitet“, sagt Schulleiter Rolf Muster.
Die Förderschule in Schwalmstadt-Treysa ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit drei Standorten und fünf Förderschwerpunkten: emotional-sozial, Lernen, geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung und kranke Kinder. Die 450 Schülerinnen und Schüler sind zwischen sechs und 25 Jahren alt und in 60 Klassen aufgeteilt. „Vor allem bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern, aber auch bei denen mit einem Anspruch im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, sind die besonderen Hygiene- und Abstandsregelungen nur schwer umzusetzen“, so Muster. Ob daran der vom Kultusministerium empfohlene, so genannte Intensivtag etwas ändern könne, sei fraglich. An diesem Tag sollen den betreffenden Schülerinnen und Schülern die besonderen Abstands- und Hygienemaßnahmen vermittelt werden.
Für Muster, sein Kollegium und die Schülerinnen und Schüler steht folgender Fahrplan fest: Die Mädchen und Jungen der Klassen eins bis drei kommen, wie auch an den Regelschulen, erst zum 2. Juni wieder in die Schule. Alle anderen Schüler zum 18. Mai, vermutlich in zwei Schichten. „Wir überlegen noch, wie wir das Schichtsystem umsetzen. Ob wir eine A-Woche und eine B-Woche, einen tageweisen Wechsel oder ein ganz anderes System nutzen werden, wird sich erst in den nächsten Tagen entscheiden“, so Muster. Definitiv werde es keine Staffelung am Vor- und am Nachmittag geben, unter anderem weil dies mit den Fahrdiensten schwer zu organisieren sei. Auch noch unklar sei die Unterrichtszeit pro Kind, vom Ministerium werden als Minimum vier Stunden für die Grundschüler und sechs Stunden für die älteren Schüler pro Woche vorgeschlagen. „Das hängt auch davon ab, wie viele Schülerinnen und Schüler überhaupt in die Schule kommen. Das kann ich derzeit nicht abschätzen, einige Eltern haben große Angst vor einer Infektion ihrer Kinder mit Covid-19.
Die Schülerinnen und Schüler, die jeweils keinen Präsenzunterricht haben, erhalten an diesen Tagen Online-Unterrichtsangebote,alternativ auch erweiterte Hausaufgaben. Bei einigen Schülerinnen und Schüler wird es zudem eine aufsuchende Beschulung geben müssen, ein- bis zweimal pro Woche, für ein bis zwei Stunden, bei den Schülerinnen und Schülern im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Spielplatz“, so Muster.
Die Notbetreuung wird es bis zum 2. Juni weiterhin für die Klassen eins bis drei geben. Aktuell nehmen elf Kinder diese in Anspruch.
Alle Klassenräume seien laut Muster mit Waschbecken, Seife, Papierhandtüchern und Desinfektionsmitteln ausgestattet. Für das Tragen eines Nasen-Mundschutzes gebe es eine Empfehlung des Schwalm-Eder-Kreises und auch der Förderschule, aber keine Verpflichtung. Dennoch stehen Atemmasken sowie für einen möglichen Notfall auch einige Schutzanzüge zur Verfügung.
Immenhausen: „Wir sind froh, dass wir die Schülerinnen und Schüler nun wieder in der Schule unterrichten können. Wir haben viele Eltern in Not zu Hause, die das eigenständige Lernen mit ihren Kindern gestalten müssen, dabei aber nicht dem besonderen Förderbedarf der Kinder immer gerecht werden können“, sagt Klaus Schenkel, Schulleiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) Immenhausen. Die DBS ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie eine Haupt- und Realschule. Die Schule hat sechs Standorte in Immenhausen, Kaufungen, Rengshausen, Kassel und Wolfhagen. 360 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule regulär.
Zum 27. April haben bereits die sieben Abschlussklassen der Stufen 9 und 10 mit dem Präsenzunterricht begonnen. Zum 18. Mai kommen nun alle anderen Schülerinnen und Schüler wieder dazu. Anders als bei Regelschulen und auch anderen Förderschulen gibt es für die Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung keine Staffelung. „Das stellt uns vor große Herausforderungen und bedeutet für die DBS, dass eine Beschulung ab dem 18. Mai nur in einem Schichtsystem stattfinden kann. Wieviel Präsenzunterricht dabei jede Schülerin und jeder Schüler haben wird, steht noch nicht fest. Wir befinden uns gerade in Gesprächen mit dem Schulamt und den Landkreisen“, sagt Schenkel.
Fest steht, dass die besonderen Abstands- und Hygieneregelungen umgesetzt werden müssen. „Wir werden maximal fünf Kinder an Einzeltischen in einem Raum unterrichten.“ Das Kollegium aus 34 Lehrkräften und 13 Sozialpädagogen stehe bis auf zwei komplett zur Verfügung. „Aus meinem Team gehören drei Menschen Risikogruppen an, ein Kollege davon hält auf eigenen Wunsch trotzdem Präsenzunterricht“, so Schenkel. Für die Lehrkräfte stellt die Schule Atemschutz-Masken zur Verfügung.
In der DBS besuchen aktuell fünf Kinder die Notbetreuung. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, machen uns aber Sorgen um die Haupt- und Realschüler, die vor dem Abschluss stehen und sich nicht so vorbereiten konnten, wie geplant“, sagt Schenkel.
Akademie
Die Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt-Treysa setzt weiterhin auf einen Mix aus Präsenz- und virtuellem Unterricht. „90 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler arbeitet in ihren Praxisstellen in pflegenden und sozialen Berufe. 65 Prozent sind dabei mit Risikogruppen für einen schweren Verlauf von Covid-19 in Kontakt. Wir müssen deswegen immer individuell entscheiden. Sicherheit kommt bei uns an erster Stelle“, sagt Privatdozent Pfarrer Dr. Martin Sander-Gaiser, Leiter der Akademie.
Ein Präsenzunterricht finde seit dem 4. Mai für 50 angehende Erzieherinnen und Erzieher sowie 25 Absolventen der Altenpflege-Ausbildung statt, da sich diese auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiteten. Die ersten Prüfungen stehen für die künftigen Erzieher Ende Mai an, für die künftigen Altenpfleger im September. „Alle anderen Schülerinnen und Schüler werden ab dem 18. Mai differenziert mit Präsenzlehre und digitalem Unterricht unterrichtet. Wir sind da kreativ, um eine gute Beschulung zu gewährleisten“, so Sander-Gaiser.
In den Gängen der Akademie ist es Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen. Im Präsenzunterricht entscheidet der betreffende Dozent, ob ein Mund-Nase-Schutz getragen werden muss oder nicht.
Die Bibliothek der Akademie ist bereits seit zwei knapp Wochen wieder geöffnet, mit Sicherheitsauflagen. Nur fünf Besucher können sich auf einmal in der Bibliothek aufhalten. Die Übergabe der Bücher erfolgt in einem separaten Raum ohne direkten Kontakt.
KiTa
Das Team der Integrativen Kindertagesstätte (KiTa) in Schwalmstadt-Treysa bereitet sich darauf vor, ab dem 2. Juni wieder für alle Kinder zu öffnen. Die KiTa soll dann laut Jugendamt einen eingeschränkten Regelbetrieb anbieten. „Was das genau bedeutet, werden wir erst in den nächsten Tagen erfahren“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der KiTa.
Aktuell gibt es ausschließlich eine Notbetreuung, für die ab dem 11. Mai insgesamt 21 Mädchen und Jungen angemeldet sind. Ab kommenden Montag steht diese nun auch alleinerziehenden Schülern und Studierenden, pharmazeutisch und medizinisch Tätigen in Wissenschaft und Forschung zu Covid-19, Rechtsanwälten, Notaren, Pfarrern, Seelsorgern und Bestattern für ihre Kinder zu. „Der Schwalm-Eder-Kreis gibt eine maximale Gruppengröße von vier Kindern vor. Wir haben jetzt zu den vier regulären Gruppenräumen unseren Werkraum umgestaltet, um die Notbetreuung gewährleisten zu können“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der KiTa.
Tatsächlich sind aktuell 65 Mädchen und Jungen zwischen einem und sechs Jahren in der KiTa angemeldet. „Wenn wir zum 2. Juni wieder öffnen, muss sich die maximale Gruppengröße verändern, sonst ist das personell nicht machbar, auch weil die Integrationskinder einen höheren Betreuungsschlüssel haben“, sagt Anne Bertelt.
Die Kita hat den Vorteil, dass fast alle Räume einen Zugang nach außen haben – eine Voraussetzung für eine Nutzung als Gruppenraum. „Wir haben überlegt, dass wir noch die Turnhalle und das Legozimmer nutzen könnten. Außerdem arbeiten wir an einem Konzept für eine Rucksack-Gruppe, die dann in Wald und Wiesen unterwegs wäre. Und so lange die Förderschule die Räume nicht selbst benötigt, könnten wir auch dort noch zwei Räume nutzen“, so Bertelt. (pm)