Kritik an zu langsamer Planung und Bewilligung finanzieller Hilfen
BAUNATAL. „Die aktuellen Maßnahmen bedeuten eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit jedes Einzelnen und eine starke wirtschaftliche Belastung. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für unsere Mitgliedsbetriebe erst nur zu erahnen“, sagt Peter Hammerschmidt, Präsident der Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal.
Die Betriebe in der Hotellerie und Gastronomie spüren die Auswirkungen schon und werden vor große Herausforderungen gestellt. Die erwartete Ausgangssperre wird alle vor weitere Herausforderungen stellen, so die Wirtschaftsgemeinschaft in einer Mitteilung an die mehr als 300 Mitgliedsbetriebe, die insgesamt rund 30.000 Mitarbeiter beschäftigen und damit eine beachtliche Wirtschaftsleistung für ganz Nordhessen erbringen.
Einzug der Mitgliedsbeiträge ins 2. Halbjahr verschoben
Das Präsidium und der Vorstand der Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal eV haben entschieden, den für März anstehenden Einzug der Mitgliedsbeiträge in das 2. Halbjahr 2020 zu verschieben. Auch wenn dieser Kleinstbetrag keine allzu große Auswirkung auf die Liquiditätslage der Mitglieder haben wird, verstehen die Vorstandsmitglieder es in einer Zeit, in der Unternehmen an ihre Leistungsfähigkeit geraten, als ein Zeichen der Solidarität. Hammerschmidt weiter: „Wir werden die Mitgliedsbeiträge in diesem Jahr aufgrund der aktuellen Situation erst im Oktober einziehen.“
Politik zum schnelleren Handeln aufgefordert
Die Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal eV ist mit der Politik, den Behörden und den Kammern im Kontakt. Speziell die vollmundigen Ankündigungen der Politiker nach schneller und unbürokratischer Hilfe seien bislang noch nicht greifbar, geschweige denn umgesetzt. Es gäbe noch keine konkreten Hinweise, wie Unternehmen schnell an finanzielle Unterstützung gelangen, auch nicht zu welchen Rahmenbedingungen und in welcher Zeit. Der angekündigte Soforthilfefonds für Solo-Selbstständige und Kleinunternehmen sei ein richtiges Signal, aber noch nicht umgesetzt.
In einem Rundschreiben an die Mitglieder heißt es „Hier fordern wir von der Politik eine schnellere und lösungsorientierte sehr zeitnahe Umsetzung, damit die weiterlaufenden Kosten ohne Einnahmen nicht in den Ruin führen. Ein langes Antragsverfahren bei der KFW ist hier nicht hilfreich, auch wenn der Staat für 90% bürgt, verbleibt die restliche Summe bei der Kreditwirtschaft. Dies darf nicht dazu führen, dass durch Bonitätsprüfungen und Ratings die Kreditbewilligungen bei den Entscheidungsträgern hängen bleiben und so die notwendigen Mittel nicht in der Wirtschaft ankommen.“
Steuerberater zur Hilfe nehmen
In der schwersten Krise der Nachkriegsgeschichte seien Politiker und Wirtschaft gefordert, hier schnelle Lösungen zu entwickeln. Gemeinsam mit dem Steuerberater sollten Unternehmen nach individuellen Lösungen suchen, und Maßnahmen ergreifen, die die Liquidität schonen können, außerdem ermitteln, welche Anträge zeitnah gestellt werden sollten (Aussetzung der Umsatzsteuervorauszahlung und andere). Den Kammern liegen aktuell auch noch keine weitergehenden Informationen vor. Eine Rücksprache mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, Ulrich Spengler, hat ergeben, dass die IHK Kassel-Marburg auch auf weitere Details wartet.
Dank an alle Helden und Heldinnen des Krisenalltags
„Alle, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um Infizierten zu helfen und die Pandemie eindämmen, gilt unser ganz besonderer Dank“, so formuliert das Präsidium der Wirtschaftsgemeinschaft: „Allen Ärzte und Krankenschwestern, die das Überleben von Infizierten sicherstellen, während sie sich selbst in Gefahr bringen. Aber auch den Verkäuferinnen, die klaglos die geplünderten Regale füllen und die sich an den Supermarktkassen einem höheren Infektionsrisiko aussetzen. Aber auch viele andere mehr,“ eben alle, die gerade für die Gesellschaft im Einsatz sind. (rs)