KASSEL. Der Auswahlprozess für die Gruppenausstellung »Storytelling« der GRIMMWELT Kassel ist abgeschlossen. Die Jury hat entschieden: 19 Künstlerinnen und Künstler werden in der kommenden Sonderausstellung »Storytelling – Erzählende Kunst heute und morgen« ausstellen.
Die Show vom 3. Juni bis 18. Oktober 2020 widmet sich auf den Spuren der »Godfathers of Storytelling« Jacob und Wilhelm Grimm der integrativen Kraft des Geschichtenerzählens.
Mit 14 Einreichungen liegt Deutschland erwartungsgemäß an der Spitze, gefolgt von der Schweiz (3) und Österreich (2). Einen Schwerpunkt der Auswahl bilden Installationen (5), es folgen Malerei (4), Skulptur (3), Fotografie (2) und weitere Künste (Assemblage, Audio, Film, Objekt und Video). Anlass für die Ausstellung ist das Jubiläum »5+15«: Die GRIMMWELT Kassel feiert als weltweit größtes Ausstellungshaus zu den Brüdern Grimm ihren 5. Geburtstag, zugleich jährt sich die Anerkennung der »Kinder- und Hausmärchen« als UNESCO-Weltdokumentenerbe zum 15. Mal. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm wird den thematischen Schwerpunkt »Storytelling« aus weiteren Perspektiven beleuchten.
Die Jury hat entschieden: 19 Künstlerinnen und Künstler bzw. Kollektive aus dem deutschsprachigen Raum wurden von der GRIMMWELT Kassel für die Gruppenausstellung »Storytelling – Erzählende Kunst heute und morgen« ausgewählt.
»Die Entscheidungsfindung in der Jury war geprägt von intensiven Diskussionen. Allein die Anzahl von 400 Einsendungen war eine große Herausforderung und darunter waren wirklich sehr viele schöne Werke von hoher Qualität und mit spannenden Angängen an das Thema«, so Peter Stohler, Geschäftsführer und Programmleiter der GRIMMWELT Kassel. Eingereicht werden konnten sowohl neue als auch bereits existierende Arbeiten. »Drei neue Arbeiten sind unter den Einreichungen, die jetzt für die Ausstellung entstehen werden. Wir freuen uns sehr, dass wir so auch als Inkubator und Wegbereiter wirken können.«, so Peter Stohler weiter.
Co-Kurator Hannes Brunner, Professor der Bildhauerei an der Weissensee Kunsthochschule Berlin kommentiert die Auswahl: »Ich denke, dass die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler mit ihren Beiträgen erfrischende Antworten auf Fragen geben werden wie z.B.: Was erweist sich heute als Narration? In welchem Format richten sich Erzählung, Erzähltes und Erzählerinnen und Erzähler selbst nach den Aktualitäten? Wo sind die Stimmungen des Erzählens, des Storying, wie es bei Donna Haraway heisst, eine pure Reproduktion des einmal Erlebten, und wann wird die Geschichte selbst zum existentiellen und kulturellen Erlebnis mit Folgen? Ich freue mich sehr darauf, die Ausstellungsarchitektur zu gestalten und den einzelnen Arbeiten, den kleinen und den großen Projekten, zur ganz eigenen, passenden Wirkung zu verhelfen.
Assistenz-Kurator Yvan Sikiaridis ergänzt: »Die große Vielfalt der Einreichungen hat mich sehr positiv überrascht. Ich bin gespannt auf das Zusammenspiel der Arbeiten und freue mich auch auf die Interaktion zwischen ausgestellter Kunst und Live-Programm.«
Von der Jury ausgewählt wurden:
Fadi AL JABOUR (1980), lebt und arbeitet in Berlin Anna BOLDT (1993) und Mathias WEINFURTER (1989), leben und arbeiten in Offenbach am Main Julian BUSCH (1980), lebt und arbeitet in Berlin
Katya ELIZAROVA (1989), lebt und arbeitet in Berlin Kurt FRITSCHE (1995) und Joshua GOTTSMANNS (1990), leben und arbeiten in Berlin Aglaia HARITZ (1978) und Abdelaziz ZERROU (1982), leben und arbeiten in Vira Gambarogno (Schweiz) Anne HODY (1964), lebt und arbeitet in Basel (Schweiz)
Moritz Barral JÄHDE (1991), lebt und arbeitet in Karlsruhe Gabriela LÖFFEL (1972), lebt und arbeitet in Genf (Schweiz)
Melanie LUDWIG (1985), lebt und arbeitet in Linz (Österreich) Johanna MANGOLD (1984), lebt und arbeitet in Ulm
Lucia MATTES (1996), lebt und arbeitet in Karlsruhe Robert MATTHES (1982), lebt und arbeitet in Essen
Michael NITSCHE (1961), lebt und arbeitet in Braunschweig Rudi RAPF (1990), lebt und arbeitet in Wien (Österreich)
Christian RETSCHLAG (1987), lebt und arbeitet in Hannover Julia Charlotte RICHTER (1982), lebt und arbeitet in Berlin
Karen STUKE (1970), lebt und arbeitet in Berlin Wu ZHI (1972), lebt und arbeitet in Berlin
Die Einreichungen in Zahlen
Mit 13 Einreichungen liegt Deutschland erwartungsgemäß an der Spitze, gefolgt von der Schweiz (3) und Österreich (2). Der Anteil der Künstlerinnen (10) und Künstler (12) ist ungefähr ausgewogen, das Altersspektrum bewegt sich zwischen 23 und 58 Jahren: Der künstlerische Nachwuchs bezieht also Position. Einen Schwerpunkt der Auswahl bilden Installationen (5), es folgen Malerei (4), Skulptur (3), Fotografie (2) und weitere Künste (Assemblage, Audio, Film, Objekt und Video).
Hessen ist mit der Film-Produktion des jungen Künstlerkollektivs Anna Boldt (1993) und Mathias Weinfurter (1989) aus Offenbach am Main vertreten. Berlin ist mit 7 Einreichungen vertreten, darunter die Video-Künstlerin Julia Charlotte Richter (*1982), die in Kassel studiert und auch ausgestellt hat. Sie erhielt u.a. 2008/2009 ein Stipendium der Otto-Braun-Stiftung und der Universität Kassel sowie 2010 den Preis des Kasseler Hochschulbundes.
Begleitprogramm
Im Rahmen des Begleitprogramms werden die gezeigten Werke und das Ausstellungsthema »Storytelling« mit musikalischen Live-Acts, zeitgenössischem Tanz, Poetry Slam, Theater oder Street Art kommentiert. Workshops für Kinder und Jugendliche stehen ebenfalls auf dem Programm, kuratiert von Julia Ronge.
Das Kuratoren-Team:
Hannes Brunner lehrt derzeit als Professor der Bildhauerei an der Weissensee Kunsthochschule Berlin. Bis 2008 war er Chairman des Fine Arts Motion Graphic Program NYIT, New York Institute of Technology, in Abu Dhabi, UAE; davor war er Professor für Projektkunst der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, wo er u.a. das Forschungsprojekt zu einem digitalen Campus ArtKnowledge.net initiierte. Er hat einen Abschluss der ETH Zürich in Architektur und ein Diplom in Fotografie und Bildhauerei der Kunsthochschule Kassel. Hannes Brunner favorisiert ephemere Materialien in Installationen.
In seinen kontextbezogenen Kunstprojekten werden verschiedene Medien mit sozialen Prozessen kombiniert, von der digitalen Kommunikation hinein in den realen, physischen Raum. Die Projekte werden international in zeitgenössischen Kunsträumen gezeigt.
Peter Stohler ist seit 2019 neuer Geschäftsführer der GRIMMWELT und als Programmleiter auch für die programmatische Ausrichtung des Hauses verantwortlich. Er stammt aus der Schweiz, studierte in Zürich, Amsterdam und London Kunst- und Filmwissenschaft, Weiterbildungen im Kulturmanagement folgten. Als Beauftragter für Kulturprojekte des Kantons Basel-Stadt förderte er von 2007 bis 2013 Kunst, Film, Videokunst, Fotografie und Musik. Zuvor war er Kurator und Museumsleiter in Zürich, Genf und Altdorf. Bevor er in die GRIMMWELT wechselte, leitete er seit 2013 das Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona direkt am Zürichsee. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zu Kunst, Fotografie und Design der Gegenwart.
Yvan Sikiaridis arbeitet seit Anfang 2020 als Assistenzkurator bei der GRIMMWELT Kassel. Er studierte Kunstgeschichte und Geschichte (BA) sowie Museumswissenschaft (MA) u.a. an der Universität Bern, Schweiz, der Université Libre de Bruxelles sowie der University of London, GB. Er war an der Kuratierung mehrerer Ausstellungen beteiligt, darunter am International Center of Photography ICP und an der University of Fine Arts of Buenos Aires. Er hält Vorträge zur Kunst der Renaissance in Südeuropa und publiziert Beiträge in Fachzeitschriften zur Museologie.
Die Jury:
Neben Peter Stohler und Hannes Brunner waren für die Auswahl verantwortlich:
Joel Baumann ist seit 2013 Rektor der Kunsthochschule Kassel (KHK), außerdem Professor für Neue Medien an der KHK und Director des kreativen Kollektivs tomato, London. Er studierte Contemporary Media Practise (BA) und Hypermedia (MA) an der University of Westminster in London, UK. In seiner Arbeit konzentriert sich Joel Baumann auf das interaktive Moment, die strategischen Möglichkeiten im Einsatz digitaler Medien und dem Einfluss neuer Medien auf Gesellschaftsformen und Kommunikation. Seine Arbeiten werden im Kontext von Medienausstellungen und in den angewandten Bereichen von Branding und Werbung eingesetzt. Zu seinen Kunden zählen unter anderen Sony, Mitsubishi Motors, AOL, Sharp, Nokia und Redbull. Seine Arbeiten wurde zuletzt im Kasseler Kunstverein, im European Media Arts Festival (Osnabrück) und am Pavlov MediaLab in Groningen ausgestellt.
Manuela Greipel ist seit 2015 Teil des Teams der GRIMMWELT Kassel und verantwortet das Projektmanagement/Ausstellungen. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel und realisiert freiberuflich internationale und interdisziplinäre Projekte im In- und Ausland. Sie bewegt sich in den Bereichen Kultur- und Unternehmenskommunikation, sowie den Themenfeldern Gestaltung, digitale Medien und Kommunikation im Raum. Zudem erfüllt sie einen Lehrauftrag an der Hochschule Fulda. (pm)