TREYSA/MICHELSBERG. So eine Geschichtsstunde haben die 16 Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler des Schwalmgymnasiums in Treysa bisher noch nicht erlebt. In Michelsberg trafen sie den 91-jährigen Max Weigel, trotz seines hohen Alters eine rüstige und bemerkenswerte Persönlichkeit.
Als wenn es erst gestern gewesen wäre, erzählte er den gespannt lauschenden Schülerinnen und Schülern seine aufregende Lebensgeschichte:
Vor bald einem Jahrhundert wurde er im damals fast ausschließlich von Deutschen bewohnten aber nach dem Ersten Weltkrieg tschechoslowakisch gewordenen Sudetenland geboren und genoss dort eine unbeschwerte Kindheit, die doch eng mit der Weltgeschichte verknüpft war. Er erlebte 1938 den „Anschluss“ seiner Heimat an das Deutsche Reich genauso wie den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ein Jahr später. Als Jugendlicher wurde er noch kurz vor Kriegsende eingezogen und bald darauf schwer verwundet. Eine Notoperation durch einen amerikanischen Arzt rettete ihm das Leben, der Granatsplitter ist bis heute in seinem Kopf. Eine Rückkehr in seine alte Heimat war nach der Gefangenschaft nicht mehr möglich, weil dort die Deutschen vertrieben wurden. Durch viele Zufälle gelangte er nach Michelsberg, wo er eine Familie gründete und in dem er bis heute lebt.
Für die anwesenden Schülerinnen und Schüler war dies wirklich eine unvergessliche Geschichtsstunde, wie dies in ihren Gesichtern schon während des Vortrages deutlich abzulesen war und sie danach in ihren Rückmeldungen noch einmal eindrücklich bekundeten. Eine Geschichte, die für sie, obwohl sie doch heute dasselbe Alter haben wie Max Weigel damals, kaum zu begreifen ist.
Umso mehr bedankte sich Andreas Göbel, Lehrer am Schwalmgymnasium und Organisator des Gesprächs, bei Max Weigel für diese einzigartige Erfahrung, die er den Schülerinnen und Schülern durch seinen bemerkenswerten Vortag ermöglichte.
„Sie helfe den Schülerinnen und Schülern ein geschichtliches Bewusstsein zu entwickeln und mache ihnen zugleich den hohen Wert von Frieden und Freiheit besonders deutlich“, so Göbel abschließend. (wal/pm)
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