Gudensberg bringt Konzept „Gudensberg 2030“ auf den Weg
GUDENSBERG. Gleich zwei wichtige Entscheidungen zur Stadtentwicklung traf die Stadtverordnetenversammlung Gudensberg am Donnerstag im Dorfgemeinschaftshaus Gleichen. Sie verabschiedete das „Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept“ (ISEK) und verlängerte die Personalstelle für „Kommunale Entwicklungspolitik“.
Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept
„Gudensberg 2030“. So lautet der Arbeitstitel für die Stadtentwicklung im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Kernbereiche Hessen“. Zur Beantragung der Fördergelder erwartet der Fördermittelgeber (Land Hessen) ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK).
Dr. Eberhardt Kettlitz stellte das integrative Entwicklungskonzept in der Versammlung vor, welches in Zusammenarbeit von Bürgern, Verwaltung, Politik und dem Büro AKP in sechs Arbeitsgruppen entstanden ist. Dessen Annahme ist Bedingung für die zukünftige Förderung.
Entgegen der ursprünglichen Planung wurde das Förder- und Planungsgebiet erweitert, unter anderem durch Einbeziehung des Areals um das F26 oder die Besser Straße. Im Kern gehört dazu die Altstadt, der Schlossberg und der Stadtpark. Für jeden Stadtteil wurde eine SWOT-Analyse (Stärken- und Schwächen-Analyse) erstellt. Insgesamt 30 Einzelmaßnahmen sind aufgelistet, ihnen wurde eine Priorität von 1 bis 3 zugewiesen und die Kosten berechnet. In 9 Komplexe ist der Plan gegliedert.
Verkehr und Anbindung der Fußgängerzone sollen sich ändern
Die Kernstadt, so Dr, Kettlitz, ist das infrastrukturelle Zentrum der Stadt. Die Neuordnung im Bereich der Fußgängerzone erfolgt mit dem Ziel der Aufwertung, der besseren Anbindung und einer Steigerung der Aufenthaltsqualität. Durch Umbau der Kasseler Straße ist eine engere Anbindung des Altenzentrums Eben Ezer und des EDEKA-Marktes möglich. Durch den Umbau des Platzes am Hessischen Hof sollen auch der Eingang und die Verbindung zum Stadtpark verbessert werden.
- Dafür soll die Kasseler Straße eine städtische Straße werden. Die Hauptlast des Verkehrs soll zukünftig über die Freiheit verlaufen, die dann stattdessen Kreisstraße werden soll.
- An der Obernburg ist angedacht, einen Zugang zum Gefangenenturm zu schaffen. Eine Befestigung des steilen Nordweges und der Einbau einer Regenwasserkanalisation sind dringend notwendig. Eine Aufwertung des Burginnenraums durch Toiletten soll ebenfalls erfolgen.
- Der Alte Markt kann im Rahmen des Konzeptes für Veranstaltungen aufgewertet werden. Um eine kulturelle Nutzung zu erleichtern, scheint eine Zweiteilung sinnvoll zu sein. Einerseits mit mehr Aufenthaltsqualität und andererseits mit der Ausweisung von Parkplätzen.
- Eine Aufwertung des Areals am Hospital sorgt für eine Achse bis zum F26, das aktuell anders genutzt wird, als bei der Übernahme von der Kirchengemeinde geplant. Eine Studie mit Ideensammlung zur zukünftigen Nutzung für ein sozialintegratives Zentrum wird geschaffen.
- Anreize zur Sanierung von Fachwerkhäusern sind vorgesehen, um mehr Wohnraum und Wohnqualität zu erreichen. Die Umsetzung erfolgt einerseits durch Geld, andererseits auch durch Beratung.
Aktive Bürgerbeteiligung in einem anpassungsfähigen Prozess
Kern des Programms und der Umsetzung bleibt die aktive Bürgerbeteiligung unter Einbeziehung des Klimaschutzes. Die fachliche Begleitung ist über die gesamte Förderperiode von 10 Jahren gewährleistet. Letztlich ist das ISEK ein Leitfaden und der kann im Laufe des Prozesses durch neue Erkenntnisse, auftretende Schwierigkeiten und im Rahmen der finanziellen Ressourcen aber immer wieder geändert und angepasst werden.
Einstimmiges Ergebnis trotz unterschiedlicher Bewertung der Fraktionen
In der Diskussion wurde das ISEK durchaus unterschiedlich bewertet.
Julian Brand: Optimierung der Lebensqualität
Julian Brand (SPD) erinnert an das Grundversprechen von Fairness und Nachhaltigkeit, den sorgsamen Umgang mit finanziellen und ökologischen Ressourcen. Im Vordergrund steht für ihn die Optimierung der Lebensqualität. Die breite Datenbasis ist für ihn mitentscheidend. Er erkennt in dem Vorhaben einen „Modernen Zehnkampf der Stadtplanung“
Dieter Heer: Über Entschleunigung reden
Dieter Heer (CDU) ist bezüglich des Begriffs ISEK gespannt, was im Karneval dazu noch kommt. Es gehe nicht um kurzfristige emotionale Aktionen. Heute, so Heer, liege nur ein Entwurf vor. Allein könne die Stadt solch ein umfangreiches Programm nicht stemmen. „Es ist ein Komplettpaket“, erkennt Heer. Über die „Entschleunigung“ zwischen EDEKA und Rathaus müsse man „noch mal reden“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. 28 Millionen Euro solle das Ganze kosten, davon sind immerhin 20 Millionen Euro förderfähig. Aber die Stadt müsse auch Geld für die Daseinsvorsorge ausgeben. Die Rücklagen, erinnert Heer, sind ab nächstem Jahr aufgebraucht, die fetten Jahre sind vorbei. „Wenn wir Haushalt nicht ausgleichen können, werden das andere tun“, so seine mahnenden Worte.
Marcel Breidenstein: Stolz auf den Weg und seine Annahme durch die Bürger
Marcel Breidenstein (B90/GRÜNE) findet, „wir können stolz sein, diesen Weg so gegangen zu sein und darauf, dass die Bürger das annehmen!“ Die Beruhigung der Kasseler Straße findet er „sehr gut“. Das F26 wird anders genutzt als geplant. Dass zusammen mit dem Pfarrhaus und der alten Feuerwehr eine Studie zur Entwicklung des Gebietes erfolgen soll, „ist gut!“
Die Verabschiedung erfolgte trotz Kritik einstimmig durch die Stadtverordnetenversammlung
Personalstelle kommunale Entwicklungspolitik
Die bisherige erfolgreiche Tätigkeit des Koordinators für kommunale Entwicklungspolitik, so die Vorlage des Magistrats, fand ihren Niederschlag in der Nominierung unter die Top 3 zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Kommunale Partnerschaften“ und im Gewinn des Wettbewerbs „Erfolgreich vernetzt in Europa“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Die Stadt Gudensberg erlangte dadurch einen großen Imagegewinn und konnte ihre Vernetzung in der Bundespolitik ausbauen. Beides kommt der Beantragung von Fördermitteln und der Einwerbung von Spenden für die städtepartnerschaftlichen Aktivitäten sehr zugute.
Die Förderung der Stelle, die Dr. Eberhardt Kettlitz innehat, kann zwei Jahre verlängert werden. Herr Kettlitz hat neben der Betreuung europaweiter Partnerschaften auch das Projekt Gudensberg 2030 koordiniert.
Förderbedingungen ändern sich
Die Förderbedingungen ändern sich jetzt: die Personalkosten werden in der Verlängerungsphase von zwei Jahren nur zu 75 Prozent gefördert. Das ergibt bei 155.822,67 Euro Gesamtkosten einen städtischen Anteil von 38.955,67 Euro (25 Prozent für 2 Jahre). Diesem Eigenanteil stehen allerdings projektgebundene Fördermittel in Höhe von 38.727,59 € gegenüber:
Auf der Grundlage eines zu erarbeitenden und zu genehmigenden neuen Aktivitätenkatalogs können wieder 20.000,00 Euro Fördermittel eingesetzt werden und in der Gesamtförderung sind Fortbildungs- und Reisekosten in Höhe von 6.000,00 Euro und eine Verwaltungskostenpauschale in Höhe von 7 Prozent enthalten. Die Verlängerung mit einer zu beantragenden Förderung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde einstimmig beschlossen. (rs)
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