„Das Kulturerbe befestigter Monumente in Hessen – Chancen für Tourismus, Marketing und europäische Kooperation“
SCHWALMSTADT-ZIEGENHAIN. Der Stadtteil Ziegenhain ist nicht nur eine imposante Festungsstadt – und deshalb auch Mitglied der Europäischen Kulturroute Festungsmonumente FORTE CULTURA, sie gehört gleichzeitig auch dem Netzwerk der GrimmHeimat, dem Rotkäppchenland und seit vergangener Woche auch der Arbeitsgemeinschaft Schlösser und Burgen in Nordhessen an.
Das gab der Schwalm-Touristik den Anlass, im Rahmen einer Fachtagung mit 24 Experten über die Möglichkeiten des Festungstourismus zu diskutieren und eine engere Zusammenarbeit der Kulturrouten auszuloten, um eine hohe Marktpräsenz Ziegenhains und von Nordhessen insgesamt zu erreichen.
Festungstourismus – neues Angebot in Nordhessen
Elmar Brohl, Europa-Politiker und ausgewiesener Festungsexperte, beschrieb die Architektur und Geschichte der befestigten Denkmale in Nordhessen, zu denen die anwesenden befestigten Burgen Herzberg, Marburg und Felsberg ebenso wie die befestigte Stadt Büdingen und die Festung Königstein im Taunus gehören. Ausgangs des Mittelalters haben sich die Burgherren auf die aufkommenden Feuerwaffen eingestellt, Bastionen, Rondelle, Schießscharten, Erdwerke u.v.m. eingebaut. Das Kulturerbe Festungsmonumente ist eine für unsere Geschichte bedeutende Architektur und viele dieser faszinierenden Bauwerke haben inzwischen einen hohen touristischen Wert.
Gerhard Reidt, Ansprechpartner von FORTE CULTURA bei der Schwalm Touristik, stellte in seinem Vortrag die Festungsstadt mit seiner großen Geschichte u.a. mit imposanten Bildern von vergangenen Events vor. Dabei verwies er auch auf einige Probleme, mit denen die Stadt zu kämpfen hat. Für den Tagestourismus gut gerüstet, fehlen jedoch viele Möglichkeiten zur Übernachtung. Die JVA Schwalmstadt, Fluch und Segen zugleich, ist einer der großen Arbeitgeber der Region, verhindert aber, dass die Festung überall erlebbar ist. Große Bereiche sind für Touristen verständlicherweise nicht zugänglich. Wir haben uns aber gut arrangiert, das Verhältnis zwischen uns, die wir viele Gäste außerhalb der Gefängnismauern haben wollen, und der JVA, die die dafür sorgen, dass die Gäste innerhalb der Mauern nicht herauskommen, ist sehr gut, erläuterte Reidt in seinem Beitrag.
Die Wasserfestung Ziegenhain ist seit 2018 Mitglied im Europäischen Netzwerk für Festungstourismus und Marketing, profitiert von den vielfältigen Marketinginstrumenten und den europaweiten Marketingaktionen an der Seite von namhaften Festungen aus aktuell 8 Ländern, u.a. Koblenz, Ulm, Germersheim, Dubrovnik oder Gizycko (Lötzen).
Engin Eroglu, Mitglied des Europäischen Parlaments und gebürtiger Ziegenhainer, begrüßte die Initiative zur Festungskooperation im Tourismus und Marketing, besonders im ländlichen Raum: „Die große Dichte und Vielfalt der Festungsmonumente war mir bisher nicht bekannt. Hier liegt großes Potenzial für Kulturtourismus im ländlichen Raum, insbesondere auch im Zusammenspiel mit der Entwicklung von Smart Villages, ein Programm, für das ich im Europäischen Parlament eintrete.“
Im Ergebnis der Fachtagung steht die einhellige Meinung, dass gemeinsame touristische Angebote in Festungen und befestigten Burgen und Schlössern mehr Touristen in die Region locken können. In der Kooperation lokaler Akteure und regionaler Tourismusmarken mit europäischen Netzwerken liegen vielschichtige Synergien und gegenseitige Chancen.
Win-win- Situation aus der Zusammenarbeit der Kulturrouten in Nordhessen
Dirk Röder, Manager der Kulturroute FORTE CULTURA®, erklärte: „Unsere Mitglieder vermarkten sich gegenseitig. Wer in Ulm oder Mainz eine spannende Festungsführung erlebt und dort den FORTE CULTURA®-Flyer von Ziegenhain findet, wird früher oder später auch in Ziegenhain vorbeikommen. Hier den Jakobsweg nach Homberg oder die Deutsche Märchenstraße nach Marburg zu entdecken, die Reformationsroute kennenlernen oder die Burgenstraße zu bereisen, das sollten wir gemeinsam befördern. Kulturthemen ergänzen und kumulieren sich, wenn man es gemeinsam organisiert.“ Mit dieser Erkenntnis setzt die Fachtagung das Signal für künftige Schritte zur konkreten Ausgestaltung der Zusammenarbeit. (gr/pm)