HOMBERG/EFZE. Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Menschen im Schwalm-Eder-Kreis sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 55 Prozent.
Gab es im SchwalmEder-Kreis 2008 noch 1.402 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 2.169. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten am Donnerstag mit.
Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Hessen zuletzt rund 93.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 74 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG-Region Nord-Mittelhessen, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.
„Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Kampmann. So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafter Kampmann.
Hier setze die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebessert werden. „Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Rentensystem. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben“, betont Kampmann.
Ausschlaggebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. „Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigkeitsprüfung steht auch dem Rentenprinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungsanspruch erwerben“, so Kampmann.
Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt „ernst zu machen“. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. „Für Tausende Beschäftigte allein im Schwalm-Eder-Kreis stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist“, warnt Kampmann. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen.
Das Bundesarbeitsministerium geht bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. Andreas Kampmann: „Allein die Bankenrettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet.“ (pm)
5 Kommentare
Liebe Tante Thekla,
Zella hat leider Recht mit dem was dort steht. Auch wenn es Ihnen nicht passt. Haben Sie sich mal gefragt warum das Rentenalter ständig nach oben gesetzt wird?
Ich will es Ihnen mal verraten. Der Grund ist, das die Rentenkasse leer ist. Einige Menschen die gearbeitet haben erleben die Rente nicht mehr oder fallen kurz nach Eintritt in die Rente tot vom Hocker.
Und ihre Hetze gegen die Menschen aus Mitteldeutschland,auch als DDR bekannt, können Sie sich auch sparen. Leute wie Sie sind der Grund dafür warum bei vielen auch 30 Jahre danach noch immer die Mauer im Kopf steht.
Das Rentenalter wird in die Höhe gesetzt, weil die Lebenserwartung gestiegen ist. Heute geniessen mehr Menschen ihr Rentenalter als je zuvor. Also völliger Quatsch, wie immer. Klar fließen Renten in die östlichen Bundesländer, die nie eingezahlt haben. Das ist eine von vielen Erklärungen, die aber überhaupt nicht als Hetze zu verstehen ist. Merkwürdigerweise schreit man dort aber am lautesten. Die Rentenkassen wurden schon in den 70er geplündert um den Staatshaushalt zu sanieren und es gibt immer weniger Einzahler.
Armseliger Ersatzreifen, Ihre Erklärung ist dummdreist, Ich gönne es sen Leuten im Osten, denn von was könnten sie sonst leben. Wenn jemand eine Mauer im Kopf hat dann bin ich das sicher nicht. Ich habe 20 Jahre im Osten gearbeitet und gesehen, wo dran es gemangelt hat. Der Durchschnitt der Ost-Rentner hat mehr als mancher West-Rentner, weil die Ostdeutschen beide gearbeitet haben und auf ihren Niveau gut eingerichtet haben. Es war für die frühen Ost-Rentner ein Glück eine Rente aus der BRD Kasse zu bekommen. Seit die Menschen im Alter von 63 Jahren Rente beziehen können, werden die Personen länger Rente beziehen, als ihre Eltern, weil die Lebenserwartungen steigen. Natürlich sterben auch Menschen vor der Rente, dass war aber schon immer so,mein Vater mit 58 Jahren. Die meisten Todesopfer vor der Rente fallen nicht vom Hocker, die erliegen einem Krebsleiden oder einem Schlaganfall. Weil viele betroffene Menschen und leider auch Ärzte einen Schlaganfall nicht ernst nehmen. Die Faustregel ist bei Schwindel, Taubheitsgefühl am Mund, Armen und Beinen sowie Sprachstörungen binnen 4 Stunden nach Beginn ins Krankenhaus begeben. Das rettet Leben und schützt vor schweren Nebenwirkungen. Der Rente wäre am sichersten geholfen, wenn alle Bürger im Berufsleben in die Rentenkassen einzahlen würden.
@Zella
Sonst sind Sie doch so weise und kennen sich in der Politik aus. Wenn man berücksichtigt, dass seit 1989 mehrere Millionen zusätzliche potentielle Rentenbezieher dazu gekommen sind, ist es auch eine Frage der Solidarität mit den Neubürgern. Allein aus der DDR und den Osteuropäischen Ländern sind Rentner dazu gekommen, die keinen Cent in die Rente gezahlt haben. Ich gönne es den Leuten, wo von sollten sie sonst leben. Aber wir haben auch das Problem unserer konservativen Politiker, die gerne die Frauen am Herd sehen wollten und jetzt bekommen diese Frauen eine Minimalrente. Wäre mein Vater nicht gestorben als meine Mutter 45 war, hätte sie auch eine Minirente gehabt. So musste sie in einem Kaufhaus arbeiten und bekam dafür eine beachtliche Rente. Aber viele Frauen in den Geburtsjahren vor 1950 hatten schlechte Karten sie bekommen heute im Schnitte unter 500 € Rente.
Kommentare wurden geschlossen.