No Pasarán: Bündnis gegen Rechts wird Kassel „besetzen“
KASSEL. Stell Dir vor, Du willst demonstrieren, Deine Muskeln spielen lassen und wohin Du auch gehst: es ist immer schon jemand da. Genau das hat das Bündnis gegen Rechts Kassel im Sinn, wenn am 20. Juli die Partei „Die Rechte“ in Kassel aufmarschieren möchte.
Es ist der 75. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Adolf Hitler. Ein symbolträchtiges Datum also, das sich „die Rechte“ zum Demonstrieren ausgesucht hat. Und sie haben sich den Ort gewählt, wo ein Attentäter mit rechtem Hintergrund den Regierungspräsidenten erschossen hat. So viel politisch rechter Symbolik will Kassel im wahrsten Sinn des Wortes keinen Platz lassen. Zehn verschiedene Demonstrationen, Aktionen und zwei Kundgebungen sind schon jetzt für den 20. Juli angemeldet und weitere werden erwartet. Über 80 Gruppierungen haben sich bereits dem Aktionsbündnis angeschlossen und jede Stunde kommen welche hinzu, sagte Jenny Huschke vom DGB auf der heutigen Pressekonferenz. Der Gewerkschaftsbund hat selbst Demonstrationen angemeldet und koordiniert die Aktionen zusammen mit anderen Aktiven.
Demonstrieren, Feiern, miteinander Reden
Dabei war wenig Zeit, nachdem am Wochenende bekannt geworden ist, dass Neonazis in Kassel aufmarschieren wollen, wurden spontan die ersten Aktionen angemeldet. Am Dienstagabend dann traf sich das Bündnis gegen Rechts zum ersten Mal. Inzwischen sind alle zentralen Plätze, an denen der Zug „der Rechten“ vorbeimarschieren könnte, besetzt. Es gibt zum Beispiel einen spontanen Gottesdienst und „Der Paritätische“ nutzt sein ohnehin geplantes Fest. Vom Halit-Platz in der Nordstadt, über die Orangerie in der Karlsaue, markanten Innenstadt-Punkten und sogar bis zum Bahnhof Wilhelmshöhe, reichen die „besetzten“ Plätze am 20. Juli 2019.
Je mehr Menschen sich zu Aktionen irgendwo in der Stadt treffen und gemeinsam ein Zeichen setzen – und sei es „nur“, wenn sie irgendwo ein friedliches Fest feiern – desto weniger Platz bleibt für diejenigen, die mit Antisemitischen, völkischen und rassistischen Parolen durch die weltoffene documenta-Stadt Kassel marschieren wollen. So ist der Plan und der scheint aufzugehen.
Jenny Huschke: Ansehen Dr. Lübckes nicht weiter beschädigen
MdL Torsten Felstehausen (Die Linke) sagte dazu in der heutigen Pressekonferenz: Die Zivilgesellschaft nimmt sich den Raum und will Neonazis keinen Platz lassen. „Sie haben vielleicht das Versammlungsrecht auf ihrer Seite – das schützt auch Menschen mit Rechter Gesinnung – aber nicht den Platz!“ Andreas Dietz (SPD Kassel) sieht eine besondere Provokation, zumal „die Rechte“ am Regierungspräsidium vorbeimarschieren will. Jenny Huschke mahnt, man dürfe das Ansehen von Dr. Walter Lübcke nicht weiter beschädigen. Es habe unter den Schmähungen genug gelitten.
Torsten Felstehausen stellte klar: „Es geht nicht um einzelne „Wirrköpfe“, sondern um Strukturen. Von den „Identitären“ bis „Blood and Honour“ gibt es Verbindungen!“ Um 11 Uhr wird die Stadt mit vielen Tausend Menschen besetzt sein, davon ist das Bündnis überzeugt.
Mieter, Wanderer, Naturfreunde Seite an Seite mit Parteien, Kirchen und anderen
Viele derjenigen, die sich diesen Aktionen anschließen sind politisch eher selten aktiv. Der Mieterbund Kassel, Der Nordhessische Wanderverband, die Naturfreunde oder die Diakoniestationen, um nur ganz wenige zu nennen, stehen symbolisch für die gesellschaftliche Breite, die hier aktiv geworden ist, weil in ihren Augen etwas passiert, dem man rechtzeitig begegnen muss. Nach der SPD, der Linken, den Grünen, hat sich heute Abend auch die CDU in Stadt und Landkreis, mit Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und Michael Aufenanger an der Spitze, zu Wort gemeldet und zum Demonstrieren aufgefordert.
Es soll und wird ein bunter und energischer Protest werden, wie es das Aktionsbündnis beschreibt.
Demonstriert wird auch, wenn die Rechten selbst nicht dürfen…
Bisher, so Huschke, gibt es keine Einschränkungen und Verbote, die nach dem Versammlungsrecht innerhalb von 48 Stunden erfolgen müssten. Natürlich wird es Auflagen geben. Die Stadt prüft bisher nur, ob sie den rechten Aufmarsch mit juristischen Mitteln stoppen kann.
Und wenn das gelingt? Dann werden alle Proteste so oder so stattfinden. MdL Felstehausen: „Wenn der Naziaufmarsch verboten wird, haben alle einen Grund freudig zu feien!“
Am Mittwoch wird es ein weiteres Bündnistreffen geben und später ist geplant, die vielen Aktionen, denen sich viele Bürger anschließen werden, auf der Internetseite http://bgr-kassel.de zu veröffentlichen. Dort findet man bereits jetzt eine Liste mit allen, die das Bündnis unterstützen. (rs)
11 Kommentare
@ Wulf, Wer soll denn wen erziehen? Die Rechten, damit sind alle gemeint, die rechtsradikal sind, die Rechte also kritisiert die Bundesregierung und alle demokratischen Parteien schon seit Bestehen der Bundesrepublik, ohne, dass es jemals verboten wurde. Sonst gäbe es keine Demonstrationen der Rechten und kein rechten Parteien. Nur was Sie vielleicht Meinungsfreiheit nennen ist rechte Hetze. Nachzulesen im GG Art 5.
Oder umgekehrt: Seit Merkel an der Macht ist, wird alles, was bisher unter Meinungsfreiheit lief, als „rechte Hetze“ kriminalisiert. Es geht den Organisatoren dieses „Bündnisses“ ausschließlich darum, Migrationskritik zum Schweigen zu bringen. Früher kamen die warnenden Stimmen aus der CDU. Heute werden eben diese Stimmen von der CDU und den Grünen mit der NSDAP gleichgesetzt. Bitte dann nicht über die entsprechende Sprachverrohung und das veränderte Wahlverhalten der Opposition wundern.
In welchem Land leben Sie, das kann nicht die Bundesrepublik Deutschland sein. Wenn Ihre Aussagen säßen reihenweise Gauland, Höcke, von Storch usw. im Knast und nicht in den Parlamenten. Man beginnt erst jetzt nach dem Mord an Dr. Lübcke, diese Hetze aufzuarbeiten und da wird es zu manchen erstaunten Gesichert kommen. Wer mit Mord droht, muss auch die Verantwortung tragen.
Falls Sie die alte Bundesrepublik meinen: Die gibt es nicht mehr. Als vor 50 Jahren die NPD in verschiedenen Landtagen saß, hat man sie mit Sachargumenten entzaubert, und nach einer Legislaturperiode war es wieder aus damit. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, solche kindischen und oberflächlichen Belehrungsaktionen mit bunten Bildchen Gut gegen Böse als Sachpolitik zu verkaufen. Wir sind hier inzwischen auf das Informationsniveau von 1.Mai-Aufmärschen der DDR herabgesunken. Die hatten auch keinen Aussagewert, außer wer die Guten und wer die Bösen sind.
Man muss natürlich dazu sagen, dass damals noch Fachleute statt Dilettanten in der Bundesregierung saßen, die nicht den Staat bis zum völligen Kontrollverlust verkommen ließen oder das Volksvermögen verschenkten. Deshalb gab es auch kein ernstzunehmendes Potenzial an Protestwählern.
Sie haben da was missverstanden. Wir halten uns an das Schriftleitergesetz, das Sie mit Sicherheit damals für gut befunden hätten. 🙈
@Wulf : Was für ein unqualifizierter Kommentar! Denken Sie eigentlich auch nach bevor Sie hier kommentieren, oder sind Sie einer aus dem Grüppchen der 10-15 Personen?
Wer ist denn ihrer Meinung nach „der“?
Dieser Aktionstag findet bestimmt nicht statt, um Bürger zu „erziehen“.
Wer wegen eines Aufrufs des Bündnis gegen Rechts Kassel so einen verharmlosenden Kommentar verfasst, der will mit seinem „Beitrag“ nicht die Demokratie schützen, sondern die Bürger dazu erziehen, nicht den aufkeimenden Faschismus zu kritisieren oder die Notwendigkeit von Populismus in Frage zu stellen.
Man kommt aus dem Lachen nicht raus 😂 Ihr Kommentar ist eindeutig zu hoch für ihre Mitstreiter. Viele Grüße an die rechte Intelligenz, die kann man hervorragend an den Daumen ablesen 😂
Und Intelligenz nicht in Anführungszeichen 😉
Wer wegen eines Grüppchens von 10 – 15 Personen so einen Aufriss veranstaltet, der will mit seinem „Zeichen“ nicht die Demokratie schützen, sondern die Bürger dazu erziehen, nicht die Regierung zu kritisieren oder die Notwendigkeit von Migration in Frage zu stellen.
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