Alltagstauglichkeit des Fahrrads ist Ziel des ADFC
SCHWALMSTADT. Ist es möglich, die meisten alltäglichen Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen? Viele Mitglieder der ADFC-Ortsgruppe Schwalmstadt würden spontan mit „Ja!“ antworten. Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) begeht 2019 sein 40-jähriges Jubiläum unter dem Motto „#MehrPlatzFürsRad“.
In der Ortsgruppe haben sich Mitglieder aus der Schwalm organisiert. Zusammen mit zwei weitere Ortsgruppen im Schwalm-Eder-Kreis, in Melsungen und im Chattengau, sorgen 156 engagierte Mitglieder für mehr Akzeptanz des Fahrrads als Fortbewegungsmittel.
Fahrradfahren ist für viele Menschen eine schöne Freizeitbeschäftigung, für andere sind Rennrad oder Mountainbike Sportgeräte. Zugleich entdecken immer mehr das Fahrrad als hauptsächliches Fortbewegungsmittel in Zeiten von Klimawandel, Bewegungsarmut, Umweltbelastung durch motorisierten Verkehr und zunehmende Zivilisationskrankheiten. Dass es oft „ohne Auto“ geht, beweist Ortsgruppensprecher Ulrich Wüstenhagen täglich. Um Menschen fürs Radfahren zu begeistern und Gleichgesinnte zusammenzubringen, organisiert der ADFC Schwalmstadt viele geführte Radtouren und unterstützt Veranstaltungen, wie jüngst den Radspaß im Rotkäppchenland.
Es geht nicht um das Recht der Stärkeren
Im März 2008 wurde die ADFC-Ortsgruppe Schwalmstadt gegründet. Seitdem versteht sie sich als örtlicher Ansprechpartner für interessierte Bürger. Damit das Miteinander von Autos und Fahrrädern immer besser wird, beraten die Mitglieder Politiker, Kommunalverwaltungen und Planungsbüros, um die Belange des Radverkehrs angemessen und frühzeitig zu berücksichtigen. Städte und Gemeinden profitieren gerne von der ADFC-Fachkompetenz. Die Mitglieder kennen aus eigener Erfahrung Brennpunkte, die Radfahrer gefährden, bremsen oder behindern. Sie kennen sich bestens mit der Straßenverkehrsordnung, den Richtlinien für den Straßenbau und vielerorts in der Bauleitplanung aus. Oft entscheiden wenige Zentimeter darüber, ob für Fahrräder eine Spur auf Straßen möglich ist. Die Fahrbahn muss für beiderseitige Radfahrstreifen mindestens 7,50 Meter breit sein. Getrennte Wege für Fußgänger und Radfahrer benötigen mindestens 2,50 Meter Breite, gemeinsam genutzte Wege sogar 3 Meter. Dafür fehlen oft Fläche oder Geld.
Die Gruppe hat bereits viele kurzfristig umsetzbare Vorschläge erarbeitet, wie die Öffnung bestimmter Einbahnstraßen für Radfahrer im Gegenverkehr, die Ausweisung von Radfahr- beziehungsweise Schutzstreifen oder die Freigabe wenig genutzter Gehwege für Radfahrer. Ebenso fordert sie die Bereitstellung von geeigneten Fahrradabstellanlagen, die Einbindung der Radverkehrsbeauftragten bei kommunalen Planungen und Baumaßnahmen, sowie die Umsetzung von Maßnahmen aus dem vorhandenen Radverkehrskonzept für Schwalmstadt.
Anbindung des Bahnradweges bleibt Problem
Stirnrunzeln verursacht beim ADFC die Anbindung des Startpunktes für den Bahnradweg von Schwalmstadt nach Oberaula an den Bahnhof Treysa oder den Ulrichsweg. Er ist Teil eines deutschland- und sogar europaweiten Radwegenetzes mit dem D4-Radweg (Görlitz – Aachen), dem Radweg Deutsche Einheit (Bonn – Berlin) und nun auch dem Rotkäppchen-Radweg, der in Neustadt beginnt. Er führt entlang der B 454 und in Treysa über den Ulrichsweg an der Stadt, ihren Schönheiten und Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Neuralgischer Punkt ist die Kreuzung an der Mainzer Brücke, also die Querung der Wasenberger Straße oder das Abbiegen in die Ascheröder Straße.
Kommen Besucher mit ihren Bikes am Bahnhof an, finden sie zunächst keine Ausschilderung zum touristisch beworbenen Bahnradweg. Den Schutzstreifen bis zur Mainzer Brücke befinden Susanne Klippert und Ulrich Wüstenhagen bei einem Ortstermin als gute Lösung. Auf der Brücke wird es eng und auch hier ist das Abbiegen in die Ascheröder Straße ein kritischer Punkt. Auch die Ascheröder Straße selbst ist kaum radtauglich. Beim Linksabbiegen zum Haaße-Hügel, wo der Bahnradweg beginnt, wird es sogar gefährlich.
Verschiedene Lösungen
Als Lösungen schlagen die ADFC-Mitglieder vor, die Geschwindigkeit an der Mainzer Brück auf Tempo 30 zu beschränken, im Bereich der Ascheröder Straße bis zur Abzweigung Haaße-Hügel die Mittelleilinie zu entfernen und dort eine Radaufstellfläche in Verbindung mit einer Querungshilfe zu installieren. Aufwärts wäre ein einseitiger Schutzstreifen dringend geboten. Ideal wäre es, den Bahnradweg neben der Bahntrasse, auf gleichbleibendem Niveau zum Bahnhof weiterzuführen. Dort, wo die alten, stillgelegten Gleise vor sich hin rosten. Das scheitert bisher hauptsächlich an der Versetzung der Hochspannungs-Masten. Mehr Informationen unter www.adfc-schwalmstadt.de. (rs)
1 Kommentar
Ich bin 20 Jahre in Kassel ausschließlich Rad gefahren. Nach einigen Jahren in denen ich gezwungen war, während der Rushhour zu fahren, habe ich mir das tägliche Radfahren abgewöhnt. Ich hatte 1-2x pro Woche Nahtoderfahrungen gemacht. Diesen Kick brauche ich nicht mehr.
Da gehen in der Leipziger Straße regelmäßig die Türen auf den Radweg auf, ohne auf den Verkehr zu achten; wenn man auf dem Radweg einer Vorfahrtsstraße unterwegs ist, wird man als Radfahrer regelmäßig nicht als voller Verkehrsteilnehmer behandelt. Einmal hat mich ein Astra-Fahrer über seine Motorhaube rutschen lassen, weil er meinte, nicht blinken zu müssen, beim rechts Abbiegen (war ja auch kein Auto da, für das man hätte blinken müssen). Ein paar mal hätte ich meinen rechten Arm auf die Motorhaube eines Sprinters des ASB legen können, als er von Rechts auf meine Vorfahrtsstraße biegen wollte. Irgendwann reicht’s dann mal. Vielleicht gestaltet sich das ja in Schwalmstadt schöner, dann macht Rad fahren auch Spass und ist eine wirkliche Alternative.
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