Fachveranstaltung zum 15. Kinder- und Jugendbericht des Bundesministeriums
HOMBERG/EFZE. Der Schwalm-Eder-Kreis hat sich in einer Fachveranstaltung mit den Ergebnissen des aktuellen, in 2017 vorgelegten, 15. Kinder- und Jugendbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beschäftigt.
Auf Einladung des Ersten Kreisbeigeordneten Jürgen Kaufmann (zuständiger Dezernent im Schwalm-Eder-Kreis) kamen zahlreiche Mitglieder aus den vom Kreistag eingesetzten Fachausschüssen sowie Mitglieder der einzelnen Arbeitsgemeinschaften und hauptamtliche Mitarbeitende aus dem Fachbereich Jugend- und Familie im Dienstleistungszentrum der Sparkasse, in Homberg (Efze) zusammen.
Referent und Mitautor, Prof. Dr. Stephan Maykus, stellte die Positionen des 15. Kinder- und Jugendberichts unter dem Titel „Zwischen Freiräumen, Familie, Ganztagsschule und virtuellen Welten – Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch im Jugendalter“ vor und gab Impulse für kommunale Planungsprozesse. Besonders vor dem Hintergrund der Jugendhilfeplanung im Schwalm-Eder-Kreis diente der Fachvortrag als Aufschlag für den bevorstehenden Fortschreibungsprozess der Jugendhilfeplanung.
Unter der Kernformel des Berichts „Jugend ermöglichen“ kristallisierte Prof. Dr. Maykus die Notwendigkeit heraus, der Jugendphase wieder größere Aufmerksamkeit zu schenken. Das Bild von Jugend ist vielfältiger als das Reduzieren auf Bildungsbiographien. Neben der Qualifizierung sind auch die Prozesse der Verselbständigung und der Selbstpositionierung zentrale Herausforderungen des Jugendalters. Eine wichtige Aufgabe der Jugendpolitik und Jugendhilfe ist es, Bedingungen zu schaffen, die allen Jugendlichen die Jugend als Orientierungsphase ermöglicht. So sind Freiräume Jugendlicher wieder in ihrem Wert für die persönliche Entwicklung anzuerkennen und die kommunale Jugendbildung sollte diese bewusst eröffnen.
Voraussetzung für gelungene jugendorientierte Konzepte ist eine konsequente Partizipation junger Menschen in den Gemeinden und Städten. Dies ist mehr als ein Nachfragen und Feedback einholen zu Angeboten. Partizipation ist das Angebot von Mitbestimmung samt Einflussnahme auf Entscheidungen.
Prof. Dr. Maykus schloss seinen Fachvortrag mit einer zentralen These ab: „Die Kernherausforderungen des Jugendalters bilden die Entwicklungsmatrix für die Jugendhilfe.“ Mit diesen Erkenntnissen soll sich der künftige Jugendhilfeplanungsprozess mit allen beteiligten Akteuren den Herausforderungen für eine gelungene Fortschreibung der Jugendhilfeplanung widmen.
Kaufmann zeigte sich beeindruckt von den vorgetragenen Inhalten und von den im Anschluss erarbeiteten Ergebnissen in den Arbeitsgruppen. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir mit Prof. Dr. Maykus einen Mitautor des 15. Kinder- und Jugendberichts für einen Vortrag gewinnen konnten“, so Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann. „Wir haben jetzt eine sehr gute Arbeitsgrundlage die Jugendhilfeplanung im Schwalm-Eder-Kreis auf Basis aktueller Erfordernisse fortzuschreiben und dabei auf neueste Erkenntnisse zurückzugreifen. Das wird uns eine große Hilfe in den bevorstehenden Prozessen sein“, so Jürgen Kaufmann weiter.
Kurzinterview mit dem Referent
Interview mit dem Referenten, Prof. Dr. Stephan Maykus – Hochschule Osnabrück
Frage: Welches sind die Kernaussagen bzw. die besonders wichtigen Anhaltspunkte, die sich aus dem 15. Kinder- und Jugendbericht ergeben?
Jugend ist eine Lebensphase und eine Lebenslage, sie ist nicht nur Entwicklungs- und Bewältigungsgeschehen einzelner junger Menschen, die man für das Ge- oder Misslingen allein verantwortlich macht. Jugend wird gesellschaftlich, politisch und durch die Jugendhilfe selbst ermöglicht – oder eben erschwert.
Frage: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe aufgrund der neuen Erkenntnisse?
Die Jugendphase hat in der jüngeren Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe keine größere Aufmerksamkeit erfahren. Es gibt zahlreiche Herausforderungen, wozu auch die konsequente, demokratisch strukturierte Partizipation junger Menschen in der Gemeinde oder der Stadt zählt.
Frage: Wo liegen die Unterscheide zum vorherigen Kinder- und Jugendbericht?
Der 15. Kinder- und Jugendbericht thematisiert ausschließlich die Lebensphase Jugend und entwirft einen Analyserahmen, eine Kernformel „Jugend ermöglichen“, die auf alle Teilkapitel hin angewandt wird. So wird zum Beispiel die Ganztagsschule aus einer jugendorientierten Sicht betrachtet, bewertet und im Ergebnis ein Katalog an Herausforderungen bzw. Empfehlungen formuliert, der für dieses Handlungsfeld von Bedeutung ist.
Das Bild: Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann, Stellv. Fachbereichsleiter Horst Abel, Referent Prof. Dr. Stephan Maykus, Jugendhilfeplanerin Isabel Schmidt und Fachbereichsleiter Björn Angres