KASSEL. Die MT Melsungen hat ihren Heimspiel-Auftakt des Jahres 2019 in der DKB-Handball-Bundesliga erfolgreich gestaltet. Mit 31:24 (16:12) fuhren die Nordhessen vor mehr als 4.000 Zuschauern in der fast vollen Kasseler Rothenbach-Halle einen ebenso klaren wie ungefährdeten Sieg ein.
Dabei glänzte Bietigheims Blitz-Neuzugang Michael Kraus nur in der ersten Halbzeit, war aber mit sechs Toren, ebenso wie Patrick Rentschler, bester Torschütze seiner Mannschaft. Melsungen überzeugte mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und hatte in Tobias Reichmann ebenfalls einen sechsfachen Torschützen in seinen Reihen.
Die Schlagzeilen direkt vor dem Spiel sicherten sich die Gäste mit der überraschenden Verpflichtung von Michael Kraus. Und tatsächlich, auch in der Startformation tauchte der Spielmacher als Rückraum-Linker neben Jonas Link auf. Auf Melsunger Seite blieben Überraschungen in der Aufstellung aus. Allenfalls der Vorzug, den Johan Sjöstrand auf der Torhüterposition gegenüber Nebojsa Simic erhielt, mochte für den einen oder anderen überraschend gewesen sein. Die erste direkte Begegnung zwischen Kraus und Sjöstrand endete zu Gunsten des Neu-Bietigheimers, denn der war schon nach zwei Minuten erstmals erfolgreich zum 2:1 für seinen neuen Club.
Max Emanuel erhöhte sogar auf 3:1 für die SG, ehe die Melsunger ins Spiel fanden. Natürlich wieder über die bekannten Aktivposten aus dem Magdeburg-Spiel. Roman Sidorowicz gelang mit dem Anschluss bereits sein zweiter Treffer des Tages, Lasse Mikkelsen zeichnete nach Tobias Reichmanns Ausgleich für beide Tore zum 5:4 verantwortlich, eins davon erzielt von der Siebenmeterlinie (9.). Der nächste Doppelpack war für Yves Kunkel gebucht, der mit dem 7:5 für die erste Zwei-Tore-Führung der Nordhessen sorgte (13.).
Was bei der MT an diesem Nachmittag hervorragend funktionierte, das war das Umschaltspiel. Blitzschnell waren die Außen Tobias Reichmann und Yves Kunkel nach vorn unterwegs, wenn sich ein Ballgewinn in der Deckung auch nur andeutete. So landete Kunkel zum 9:7 seinen dritten Streich, Reichmann zog zum 11:8 nach (19.). Und noch einer machte mit Nachdruck auf sich aufmerksam: Simon Birkefeldt jagte das Leder mit Urgewalt zum 13:9 in den langen Winkel, auch das sein zweiter Volltreffer (21.).
Kurz darauf kochte die Volksseele in der Halle. Bietigheim stand längst hart am Rande des passiven Spiels, Michael Kraus bekam den Ball. Der zog aber nicht ab, sondern duckte sich, drehte sich in Felix Danner ein und suchte geradezu nach dessen Hand in seinem Gesicht. Irgendwie schaffte er es auch, sie zu finden. Die Folge: Strafe für Danner und fortan gellende Pfeifkonzerte, wann immer Kraus am Ball war. Und das war oft der Fall, denn der Ex-Stuttgarter war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der SG. Mit fünf Toren führte er bei Halbzeit auch die Tages-Erfolgsliste an, hatte dafür jedoch auch schon zehn Versuche auf dem Papier stehen. An der Dominanz der Gastgeber änderte sich indes nichts und auch der Abstand blieb bis zur Pause konstant bei vier.
Besser aus der Kabine kam die MT. Yves Kunkel und Lasse Mikkelsen erhöhten schnell auf 18:12 (32.), dann verkürzten die Gäste durch Patrick Rentschler und Christian Schäfer auf den alten Abstand. Johan Sjöstrands Klasseparade gegen Jonas Link aus kürzester Distanz und seiner Reaktion gegen Michael Kraus‘ Versuch aus dem Rückraum war es zu verdanken, dass es nicht noch enger wurde. Auch eine Unterzahl nach Simon Birkefeldts zweiter Zeitstrafe überstand Melsungen ohne Folgen, weil Michael Müller und der mittlerweile eingewechselte Timm Schneider zum 22:17 trafen (42.).
Eine Zeitstrafe gegen Philipp Müller und zwei Tore von Patrick Rentschler brachten Bietigheim dann doch wieder ran. Und nachdem Timm Schneider einen Ball weit über den Kasten gesetzt hatte, lag das nächste Gegentor in der Luft. Michael Müller ging aber beherzt dazwischen, realisierte das leere Gehäuse auf der Gegenseite weil Vetle Rönningen gerade zwei Minuten absaß und erzielte über das gesamte Feld das 23:19 (47). Nach Christian Schäfers 20. Gästetreffer per Siebenmeter hätte es ihm Lasse Mikkelsen gleich tun können, setzte seinen Heber aber an die Latte.
Die Partie war hektischer geworden, die Zwei-Minuten-Strafen häuften sich. Als aber Jan Asmuth den anlaufenden Timm Schneider mit einem Schlag auf den Solarplexus empfing und niederstreckte, sah er dafür ohne größere Diskussionen unter den Unparteiischen direkt Rot (50.). Schneider steckte den Tiefschlag weg und versetzte den Gästen seinerseits einen sehr empfindlichen, indem er gleich doppelt zum 26:22 traf. Und weil Tobias Reichmann gleich noch einen draufsetzte, war die flugs genommene Auszeit von Jón Jónsson als Notbremse zu interpretieren (55.).
Auch wenn Michael Kraus im Anschluss direkt das 27:23 gelang, war die Partie gelaufen. Melsungen spielte seine Angriffe nicht etwa routiniert und ruhig herunter, sondern blieb auf Zug. Timm Schneider schlug erst selbst noch einmal zu, leistete dann nach Balleroberung in der Deckung die Vorarbeit zu Tobias Reichmanns 29:23 (57.). Auch Johan Sjöstrand wollte nicht nachstehen, parierte glänzend gegen Kraus ehe Yves Kunkel einen Dreher von Linksaußen zum 30. rot-weißen Treffer ins Netz legte. Der Schlusspunkt war dann wieder Schneider vorbehalten, der trotz seiner späten Einwechslung und dem allerletzten Kracher an die Latte bei auslaufender Uhr dem Spiel in der Schlussphase seinen Stempel aufgedrückt hatte.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Schauen wir auf das Ergebnis, können wir zufrieden sein. Wenn man zu Hause mit sieben Toren gewinnt, ist das gut. Klar hat der Transfer von Mimi Kraus im Vorfeld zu etwas Unruhe geführt. Das Verteidigen gegen ihn ist taktisch schwer. Da hätte ich der Mannschaft vorher gern mehr Hilfe gegeben. Wenn man einen Kritikpunkt finden möchte, dann ist das vielleicht, dass wir Anfang der zweiten Halbzeit die Möglichkeit hatten wegzuziehen. Aber dann hat irgendwie jeder gefühlt ein paar Prozentpunkte rausgenommen. Und natürlich tut das weh, wenn sich alle irgendwelche Undiszipliniertheiten leisten. Wir müssen unser Spiel aber 60 Minuten durchziehen, wenn wir zum Beispiel nächste Woche in Göppingen was holen wollen.
Jón Jónsson: Gratulation an Melsungen zu den zwei Punkten. Das Gefühl nach dem Spiel ist, dass es verdiente zwei Punkte waren. Dennoch hatten wir acht Minuten vor Schluss noch die Möglichkeit, auf minus zwei zu kommen. Aber einfach Fehler haben und gleich wieder Gegentore gekostet. Für uns ist es aber eigentlich nicht so wichtig, hier in Melsungen gegen Melsungen zu punkten. Wir spielen gegen den Abstieg und deshalb war ich schon zufrieden, dass wir über die ganze Zeit ein Konzept hatten. Mit der Abwehr war ich zufrieden, die Fehler lagen eher im Angriff. Mimi Kraus kam aber auch gestern erst zum Training. Vielleicht war es nicht die schlaueste Idee, ihn gleich über 60 Minuten zu bringen. Aber er muss sich nunmal in die Mannschaft eingewöhnen. Sicher ist das Ergebnis jetzt unglücklich, aber das müssen wir abhaken. Für uns zählt in der nächsten Woche das Schlüsselspiel gegen Friesenheim.
Axel Geerken: Es ist im Moment nicht selbstverständlich für uns, Spiele wie dieses „aus der Hüfte“ zu gewinnen. Wenn das passiert wäre, dass wir auf nur noch plus zwei zurückgehen, wäre wieder die Nervosität gekommen. Das müssen wir tunlichst vermeiden. Aber ich habe mich für Timm Schneider gefreut nach seiner langen Verletzungspause und auch über die gute Leistung von Simon Birkefeldt. Auch fand ich, dass Johan Sjöstrand eine gute Leistung abgeliefert hat. Das Ergebnis sieht zwar schön aus, aber wir haben noch eine Menge zu tun. Das werden wir diese Woche in Angriff nehmen und dann mit Selbstvertrauen nach Göppingen fahren. (pm)
Die nächsten Spiele:
So., 24.02.19, 16:00 Uhr, FA Göppingen – MT Melsungen, EWS Arena Göppingen
Do., 28.02.19, 19.00 Uhr, MT Melsungen – THW Kiel, Rothenbach-Halle Kassel