HOMBERG/EFZE. Der 6. August 2018 wird den diensthabenden und nachgeforderten Disponenten der Leitstelle Schwalm-Eder in Homberg noch lange in Erinnerung bleiben. Nach einer Explosion stürzte an diesem späten Montagnachmittag in Knüllwald-Wallenstein ein Haus ein. In den Trümmern kam ein älteres Ehepaar ums Leben.
Es folgte einer der größten zu koordinierende Einsatz der letzten Jahrzehnte im Schwalm-Eder-Kreis. Gut 500 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, Bundeswehr, DRK, MHD, Johannitern und DLRG mussten in die Rettungsmaßnahmen einbezogen werden, teils von weither. Zudem war Eile geboten, da die beiden Bewohner des Hauses als vermisst galten. Die Frau konnte schnell gefunden werden, ihr Ehemann erst viele Stunden später. Das Unglück von Wallenstein und die Rückholung von 200 Kindern und Jugendlichen nach einem Busunfall aus dem Ferienlager des Landkreises in Dahme waren die herausragenden Einsätze für die Leitstelle im vergangenen Jahr. (Wallenstein: Ehepaar kommt bei Explosion ums Leben)
Die Leitstelle
Die Leitstelle hat insgesamt 13 Disponeten, darunter eine Frau. Mitarbeiter 14 ist der Leiter/Admin.
Die Disponenten koordinierten im vergangenen Jahr 44.644 Einsätze von Feuerwehr, Rettungsdienst und anderen Hilfsorganisationen. 45.177 Notrufe gingen bei der Leitstelle ein. Zu böswilligen Notrufen kam es im vergangenen Jahr nicht.
1.597 Mal rückten die Feuerwehren aus. Den Schwerpunkt bildeten hier viele kleinere Wald- und Flächenbrände sowie Hilfeleistungen.
29.811 Mal rückten Notarzt- und Rettungsteams im Landkreis aus, 161 Mal kamen Rettungshubschrauber zum Einsatz:
Die vier Notarztstandorte
Notarzteinsätze Fritzlar | 1764 |
Notarzteinsätze Schwalmstadt | 1670 |
Notarzteinsätze Homberg | 1556 |
Notarzteinsätze Melsungen | 1429 |
Die 13 Standorte der Rettungsteams
RW Oberaula | 451 |
RW Schwarzenborn | 455 |
RW Knüllwald | 771 |
RW Spangenberg | 904 |
RW Neukirchen | 1.048 |
RW Guxhagen | 1.054 |
RW Borken | 1.510 |
RW Fritzlar | 2.382 |
RW Melsungen | 2.627 |
RW Gudensberg | 2.773 |
RW Homberg | 2.785 |
RW Jesberg | 1.574 |
RW Schwalmstadt | 3.548 |
Dazu kommen noch 13.075 qualifizierte Krankentransporte.
Der Digitalfunk ist da
Das Mammutprojekt Digitalfunk und digitale Alarmierung ist nahezu abgeschlossen. Bislang wird noch analog und digital alarmiert, damit eine gewisse Redundanz gegeben ist. Dies ist wichtig, da es hin und wieder zu punktuellen Beeinträchtigungen im Digitalfunk kommt. Zu einem kreisweiten Ausfall des Digitalfunks kam es im vergangenen Jahr nicht.
Die Sirenen werden weiterhin ausschließlich analog alarmiert.
Es hängt am Land
Seit einigen Jahren steht dem Landkreis in Homberg eine nagelneue Leitstelle zur Verfügung, die bislang nur als Fotokulisse dient. Nachdem es im Zuge der Landesauschreibung der zentralen Anruf-, Funk- und Alarmierungssoftware (PATRONUS) zu jahrelangen Verzögerungen kam, konnten im November 2018 die Grundfunktionen der Software von einem Expertenteam des Landes in der Leitstelle Darmstadt-Dieburg erfolgreich abgenommen werden, teilt Michael Schaich, Pressesprecher des verantwortlichen Innenministriums, auf Anfrage mit. Einen festen Termin für die Installation der Software und die anstehende Schulung der Disponenten gibt es aber noch nicht.
Hintergrund
Das Leitstellenprojekt in Hessen ist eines der größten Infrastrukturprojekte des Landes im Bereich der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Im Gesamtwert von ca. 16 Mio. Euro werden alle 25 Hessischen Zentralen Leitstellen sowie die Hessische Landesfeuerwehrschule komplett ertüchtigt und vernetzt. Damit ist insbesondere bei Großschadenslagen die schnelle und sichere Kommunikation mit Daten, Sprache und Bild zwischen den Leitstellen in einem eigenen Netz, aber auch mit anderen Teilnehmern möglich. Erstmals kann der Kommunikations-Ausfall einer Leitstelle von einer anderen Leitstelle kompensiert werden. Zudem sollen mit dem Ausbau alle Leitstellen in Hessen quasi in einer virtuellen Großleitstelle zusammen arbeiten und sich gegenseitig aushelfen.
Die Technik ist bereits in allen Leitstellen des Landes aktiv und wird benutzt, um den Europäischen Fahrzeugnotruf „E-Call“ zu empfangen. Weiterhin wurde im Rahmen des Projektes ein Glasfasernetz beauftragt und realisiert. Dies hat z.B. im November 2018 bei einem Leitungsproblem der Notrufnummer 112 im Landkreis Offenbach geholfen, dass die dortigen Notrufe an die Leitstelle Schwalm-Eder umgeleitet und von dort mit der neuen Technik zur Leitstelle des Landkreises Offenbach übertragen werden konnte. Die Umrüstung der Grundausstattung (Tische, Bildschirme, Bediengeräte, usw.) läuft planmäßig und ist an elf Standorten, darunter auch in Homberg, abgeschlossen. (wal)
1 Kommentar
Vielen herzlichen Dank an die Disponenten und der Charmanten Disponentin, Ohne euch die auch 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr für die Bürgerinnen und Bürger da seit wäre eine solche Zusammenarbeit gar nicht zu bewältigen!!!
Also herzlichen Dank das ihr da seit.
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