HOMBERG/EFZE-ALLMUTHSHAUSEN. Die Presskonferenz nach dem Ausbruch der beiden Wölfe aus ihrem Gehege im Wildpark Knüll in Homberg-Allmuthshausen stieß am Dienstagvormittag im Wildparkzentrum auf großes Interesse. Rund 15 Reporter verschiedener Medien wollten es von Landrat Winfried Becker (SPD) und Tierparkleiter Dr. Wolfgang Fröhlich genau wissen.
Noch keine Spur von entlaufenem Wolf
Von dem vermutlich lebenden, aber mit Sicherheit vom Gelände des Tierparks entwichenen Wolf, gibt es nichts Neues. Die letzte „Sichtung“ ging am Montagabend bei Fröhlich ein, war aber sehr vage. Vermutet wird das Tier irgendwo im Knüll. Bei einer täglichen Wanderleistung von 40 bis 60 Kilometern kann sich aber jeder selbst den Radius ausmalen, in dem sich der Wolf aufhalten könnte. Von Schäden durch das Tier ist noch nichts bekannt.
Bei dem am Freitag erschossenen Wolf handelt es sich um Cloe, ein siebenjähriges Weibchen aus dem dritten Wurf der Wolfsfamilie. Der Abschuss war unumgänglich, versicherten Landrat Becker und Fröhlich. Für einen Betäubungsschuss sei man nicht nahe genug an den Wolf herangekommen. Die Handhabung von Betäubungsgewehren ist außerdem nicht unbedenklich und keinesfalls einfach.
Die Leitung des Tierparks hatte Bedenken, dass Cloe die anderen im Wildpark frei gehaltenen Tiere hätte aufscheuchen und in Panik versetzen können. Womöglich wären dabei noch mehr Tiere zu Schaden gekommen. Die Folgen eines Ausbruchs vieler Tiere vom Gelände des Parks hätte zumindest unabsehbare Folgen für Verkehrsteilnehmer gehabt.
Während der Pressekonferenz erklärte Fröhlich nochmal haargenau den Ablauf der Ereignisse seit Freitag. Zunächst war man davon ausgegangen, dass sich der zweite Wolf noch im weitläufigen Gelände des Tierparks aufhält. Aus diesem Grund sah man offenbar keine Veranlassung, die Bevölkerung zu informieren. Erst als am Samstagabend bei Hergetsfeld ein „wolfsähnliches Tier“ gesichtet und Fröhlich gemeldet wurde, war man sich nicht mehr ganz so sicher.
Zweimal ist definitiv zu viel
„Es ist das zweite Mal, dass Wölfe aus ihrem Gehege entkommen konnten. Mir ist zweimal definitiv zu viel“, sagte Becker. Nach dem ersten Ausbruch im vergangenen Jahr wurden die Sicherungsmaßnahmen am Zaun der Anlage bereits erhöht. Am gestrigen Montag ordnete Becker an, dass von neutraler Stelle eine zeitnahe Überprüfung der Sicherheitsanlagen durchgeführt werden soll. Eine solch neutrale Stelle werde aktuell gesucht. Als Sofortmaßnahme wird der Zaun des Geheges mit Baustahlmatten verstärkt. „Oberste Priorität hat die Sicherheit der Besucher“, betonte der Landrat.
Die Wölfe hatten am Freitag den mit 8.000 Volt geladenen Elektrozaun überwunden und sich anschließend durch den handelsüblichen Maschendrahtzaun gebissen, der das Gehege umgibt. Unklar ist, wie die Tiere mit den 8.000 Volt umgehen. „Der Strom reicht bei 99 Prozent der in Gefangenschaft gehaltenen Wölfe aus. Es ist das einzige Rudel das ich kenne, das die Scheu vor dem Strom möglicherweise verloren hat“, sagte Fröhlich. In den kommenden Wochen ist die Installation einer Video-Überwachungsanlage geplant. Möglicherweise ergeben sich damit Hinweise, wie die Tiere mit dem Elektrozaun klarkommen konnten.
Kaum Überlebenschancen
Auch wenn es während der Pressekonferenz nicht so eindeutig ausgesprochen wurde: Für den ausgebrochenen Wolf, der keine Gefahr für Menschen darstellt, gibt es kaum eine Chance zu überleben. Bei einer Sichtung würde man versuchen das Tier zu betäuben. Sollte dies aber nicht gelingen und würde der Wolf eine Gefahr für Nutztiere darstellen, wäre aber auch ein Abschuss möglich, erklärte Becker.
Für Fröhlich wäre es ein großes Glück, wenn sich der Wolf noch in der Nähe des Parks aufhalten und zu seiner Familie zurückkehren würde. (wal)
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6 Kommentare
Ein ungutes Gefühl bleibt allerdings wirklich. Denn dieser Bericht greift eigentlich die Problematik Weidetierhalter-Wölfe sehr umfassend auf. Zum einen das Überwinden auch mehrerer Stromzäune – oh Wunder! -, weiterhin der Hinweis einerseits auf die angebliche Harmlosigkeit eines Großraubtieres, was wenig Grund hat, sich vor Menschen zu fürchten, andererseits wurde ein weiteres im Park erschossen wegen des Risikos durch möglicherweise in Panik ausbrechende Tiere, sogar mit Hinweis auf Verkehrsteilnehmer! Ja, ganz genau die gleichen Probleme wie bei den Weidetierhaltern, wo die Tierhalter für die Schäden durch ausbrechende Tiere haften sollen, auch bei Wolfsangriffen.
Die vermeintlich ‚wolfssicheren‘ Zäune im Gehege dürften von der Bauart her zudem die gebräuchlichen Schafnetze erheblich in den Schatten stellen.
Bei der Aussage von Landrat Becker habe ich irgendwie ein Deja-vu.
Da hat vor Jahren mal einer über einen Problembären, Schadbären ähnlich referiert, dass war der Stoi-Bär
Der Landrat ist SOZI mehr braucht man nicht zu sagen!
Hallo Horst
Da sie den Park ja offensichtlich gar nicht kennen, sondern nur leere Hülsen plappern kann man ihre Ergüsse nicht ernst nehmen…..
Sonst wüssten Sie, dass es hier ein kombiniertes Gehege für Wolf und Bär gibt – und das es sich bei weitem nicht um einen Eventpark handelt.
Aber gerne zitiere ich sie nochmal: „Irgendwie wird man das ungute Gefühl nicht los; da plappert ein Inkonpetenter dem Andern nach?“
Sehr peinlich für Sie !
Interessante Daumen. Nachtrag zu Worbis
https://www.baer.de/projekte/alternativer-baerenpark-worbis
“ Das Gehege soll jetzt mit sogenannten Stahlmatten verstärkt werden. So könnte verhindert werden, dass die Wölfe wieder an den Maschendraht gelangen. „
Demnach sind die Tiere durch den Elektrozaun zum Maschendrahtzaun gelangt, der das Wolfsgehege um- schließt. Von dort sollen sie sich durch ein Fuchsloch gequetscht haben und so in den Park gelangt sein.
Wie ich kommentierte:
Mangelhafte Kontrollen und nicht genug Tiefe bei dem Maschendrahtzaun.
Zur Verantwortung gezogen wird keiner !
„Der Abschuss war unumgänglich, versicherten Landrat Becker und Fröhlich.“
Landrat Becker stimmt dem Parkleiter hinsichtlich des Abschusses zu. Als ob er Fachmann wäre.
Sein Statement hätte klar machen müssen: Er schließe sich der Entscheidung an. Wissen kann er nichts.
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