HOHENEICHE. Ein bis auf den letzten Platz besetzter Saal, ein gut gelaunter Gastgeber und ein Gast, den jeder spätestens seit der Debatte um die Große Koalition im Bund kennt – Roths Kaffeeklatsch mit dem Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert stieß bei rund 150 Gästen auf immenses Interesse.
Gewohnt offen und auf den Punkt plaudert der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Roth mit seinem Gast nicht nur über Gott und die Welt, sondern auch über die aktuellen Themen, die das Land und seine Menschen derzeit bewegen.
Kevin Kühnert hatte schon immer das „Kümmerer-Gen“ und war der erste seiner Familie, der mit 16 Jahren in eine Partei eingetreten ist. Seit Dezember vergangenen Jahres ist er Bundesvorsitzender der Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Obwohl der Job härter und zeitfüllender sei als gedacht, mache er ihn gerne. Denn „man kann ja nur einmal im Leben der Vorsitzende einer Jugendorganisation sein“. Dabei spricht er von sich selbst als dem „harmlosesten Juso-Vorsitzenden“ seit Jahrzehnten. Er setze auf Diskussion und nicht auf Konfrontation. Sein Verhältnis zur Bundesvorsitzenden Andrea Nahles sei daher entsprechend gut: „Die Art und Weise des Umgangs in der Politik aktuell ist fragwürdig. Man spricht auch intern abfällig über die Spitze der SPD. Das ist nicht angemessen. Man sollte Andrea Nahles Zeit geben, sich in ihre Funktion einzufügen.“
Doch Roths Gast gibt sich betont kämpferisch. Wenn man möchte, dass die Leute SPD wählen, dann müsse man offen diskutieren, um die Gesellschaft besser zu machen. Wenn es ernsthaft und leidenschaftlich zur Sache gehe, fasziniere das die Leute. Seine Botschaft an Neumitglieder in der SPD ist klar: „Mischt den Laden auf!“
Eine ernste politische Gefahr sehen sowohl Roth als auch sein Gast in der AfD und dem damit verbundenen Rechtsruck in der Gesellschaft. Wer sich für die AfD in ein Parlament wählen lasse, bekenne sich bewusst zu deren Rattenfänger-Parolen und vertrete teilweise rechtsextremes, rassistisches Gedankengut. Anders sieht es aus Sicht Kühnerts bei deren Wählerinnen und Wählern aus. Viele seien nicht Rechtsaußen, sondern enttäuschte Bürgerinnen und Bürger. Gerade für diese Menschen brauche es klare Botschaften, die auch ihre persönliche Verantwortung für unsere Demokratie aufzeigten. Hinzu komme, dass das Gefühl vermittelt werde, die Politik verliere zunehmend die Macht, Globalisierung menschlich zu gestalten. „Wir müssen jetzt zeigen, dass die Politik noch die Kraft hat, Missstände zu verändern“, gibt Kühnert zu bedenken. „Wir müssen Haltung zeigen, weniger Kleinklein!“
Eine klare Haltung bestätigte Kühnert der hessischen Sozialdemokratie. Sie setze auf die richtigen Themen im Wahlkampf. Mit dem Schwerpunkt Bildung trifft nicht nur die heimische SPD-Kandidatin Karina Fissmann, sondern auch den SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel im Land den richtigen Akzent. „Ich finde es gut, dass die SPD in Hessen gebührenfreie Bildung einführen möchte, was es in Berlin schon lange gibt. Bildung ist ein Grundrecht. Die Kleinsten müssen uns was wert sein, sie sind unsere Zukunft“ so Kühnert. „Kostenlose Bildung, von der KiTa bis zum Meister ist eine ursozialdemokratische Forderung. Das ist keine Frage der Kassenlage sondern eine des politischen Willens“, ergänzt Roth. (pm)
Das Bild: SPD-Landtagskandidatin Karina Fissmann mit dem Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert und Staatsminister Michael Roth MdB.
5 Kommentare
Mit Kühnert hat die SPD endlich den Richtigen gefunden, aus seinem Lebendslauf geht zwar hervor, daß er besser bei den GRÜNEN aufgehoben wäre, aber die Personaldecke bei der SPD ist dünner und die Chance zum Aufstieg größer, ich frage mich aber ob 2 abgebrochene Studiengänge und keine berufliche Ausbildung dazu befähigen, in einer Partei Karriere zu machen, früher hieß es „wer nichts wird wird Wirt“, heute muß man Wirt mit Politiker tauschen und dann passt es.
Guter Kommentar, NORBERT P. Nahezu jeder öffentliche Auftritt wird von Kühnert dazu benutzt, sich für ein Amt in der SPD in Stellung zu bringen. Ohne Berufsausbildung wird ihm wahrscheinlich auch gar nichts anderes übrig bleiben. Solche Leute, die in ihrem der Realität entrücktem Denken und der Verbohrtheit, ausschließlich die eigene Meinung durchzusetzen, schaden der Demokratie, schüren die Politikverdrossenheit und spielen letztlich Parteien wie der AFD in die Hände. Kühnert soll seine Ausbildung beenden und endlich mal arbeiten gehen !!!!
Sie finden, dass die AfD mit ihre teils promovierten Juristen mehr darstellt? Da sind unzählige Damen und Herren dabei, die als Juristen nichts auf die Beine gestellt haben. Womit erzeugt Kühnert Politikverdrossenheit? An anderer Stelle habe Sie bemängelt, dass nur studierte ohne Berufserfahrung Politik in der SPD machen. Versucht es ein Unstudierter wird auch gemeckert. Dabei gibt es studierte Politologen in allen Parteien, es ist unfair Menschen nur nach ihrer Ausbildung zu beurteilen. Sehen Sie sich die AfD in den Parlamenten an, da wurde bisher kein sinnvoller Antrag gestellt, nur Anträge mit irgendeinem hetzerischen Hintergrund. Das finden Sie bei Kühnert nicht. Dessen Vorstellungen haben für Hartz IV Bezieher Hand und Fuß. Und dann vergleichen Sie das Programm der AfD mal mit den Aussagen von Kühnert.
Kühnert ist ein Schwätzer, der sich viel zu wichtig nimmt und alles in die Welt posaunt. Mag sei, dass einige Denkansätze in die richtige Richtung gehen. Bez. der Finanzierung und Umsetzung der Vorhaben gibt es keine konkreten Vorschläge außer “ Reichensteuer “ und ähnlichem. Kühnert wäre m. E. am besten bei der Linken aufgehoben. Viele Projekte und Vorhaben in dem Wissen, dass man im Bund keine Regierungsverantwortung übernehmen muss, anschieben und darüber lamentieren, dass nichts umgesetzt wird. Und der SPD ein neues Profil zu geben wird schwierig, weil sie seit Gottkanzler Schulz keins mehr hat. Deutschland braucht eine Partei wie die SPD, aber nicht in dem Zustand und mit dem Führungspersonal einschl. Kühnert !!!
der erste Satz trifft doch wohl dann auch auf sie zu, sorry und bei den Linken besser aufgehoben? Unfuch!
Seine Forderung bezieht sich nicht nur auf die Reichensteuer, sondern auch auf Bekämpfung der Leiharbeit und Niedriglohnsektor, nur um einige zu nennen. Wenn ihnen das zu links ist, sei es so. Außerdem ist es seine Pflicht als Juso-Vorsitzender, die Parteispitze, die ja nun in Regierungsverantwortung ist, zu kommentieren und zu kritisieren. Letzteres zu Recht. Die Begründung, daß jemand politisch nur ernstgenommen werden kann, der richtig malocht hat, ist bullshit. Auch ein Studium ohne Abschluss hinterlässt Wissen.
Ich mag den jungen Mann nicht, aber mir geht das ständige Suchen und kommentieren nach Unwählbarkeit einer Partei, zunehmend auf den Zeiger.
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